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Der verschlossene Gedanke

Der verschlossene Gedanke

Titel: Der verschlossene Gedanke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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gestrichener Zaun, der einen liebevoll angelegten Vorgarten umschließt.
    „ Und Sie waren noch gleich?“
    „ Oskar Holstein“, antwortet er freundlich. „Es geht um einen Roman, den ich schreibe, mit einer Schuldirektorin als Protagonistin. Und ich dachte, Frau Bruckheimer könnte mir dazu ein paar Fragen beantworten. Natürlich nur, wenn sie möchte. Meine Nichte geht auf ihre Schule und hat viel von ihr erzählt.“
    Die Skepsis des Mannes wird zu einem Lächeln. „Tanja? Titelheldin eines Romans? Wer hätte das gedacht?“ Er bittet ihn mit einer Kopfbewegung herein. „Warten Sie hier, ich hole sie.“
    Noch bevor er sich auf die Suche nach ihr machen kann, kommt sie die Treppe herunter. „Wer ist an der Tür, Schatz?“
    „ Jemand, der ein Buch über dich schreiben will.“ Der Mann lacht und verschwindet im Wohnzimmer.
    „ Na ja, ganz so ist es natürlich nicht“, korrigiert Oskar mit einem verlegenen Lächeln, während sie näher kommt.
    Ihre Augen sind das Erste, das ihm auffällt. Ein beinahe leuchtendes Grün, das den Eindruck erweckt, hinter jede Fassade blicken zu können.
    „ Ein Buch?“ Ihr Misstrauen ist offensichtlich. „Was für ein Buch? Und was habe ich damit zu tun?“
    Mit einer Kanne Tee in der Hand bleibt sie vor ihm stehen. Auf den ersten Blick erinnert sie ihn an die Frau aus seinen Gedanken. Dieselben dunklen Haare, dasselbe zarte Gesicht, das so makellos erscheint, als wäre es aus Porzellan. Nur die grünen Augen scheinen nicht zu der Frau im Maisfeld zu passen. Er schätzt sie, wie den Mann, auf Anfang Vierzig.
    Oskar schaut sich um, bevor er ihr antwortet. Der Mann ist außer Sichtweite. Hat sie überhaupt etwas von der Lüge mit der angeblichen Nichte mitbekommen? Und ist es klug, gleich zu Beginn des Gesprächs zuzugeben, dass das Buch nur ein Vorwand ist?
    „ Es tut mir leid, wenn ich Sie so überfalle“, sagt er schließlich. „Aber die Wahrheit ist, dass ich mit Ihnen über Liliana Falkner reden muss.“
    „ Wer sind Sie?“ Sie stellt die Teekanne auf eine Kommode neben der Treppe.
    „ Oskar Holstein. Und ich bin wie gesagt hier, um mit Ihnen über …“
    „ Ich kenne Sie nicht“, unterbricht sie ihn.
    „ Und ich kenne Sie nicht, Frau Bruckheimer. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass wir …“
    „ Nicht hier“, fällt sie ihm erneut ins Wort und legt die Hand um seinen Arm. „Kommen Sie.“
    Er folgt ihrer Führung in ein Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Scheinbar eine Art Büro. Sie schließt die Tür und nimmt hinter einem großen Mahagonischreibtisch auf einem Ledersessel Platz. Eine Perspektive, die ihn an ihren Beruf erinnert, auch wenn sie rein optisch kaum seiner Vorstellung von einer Schuldirektorin entspricht. Ob es ihr die Position hinter einem gewaltigen Schreibtisch leichter macht, ein Gespräch zu führen, während ihr Gegenüber auf einem einfachen Besucherstuhl Platz nimmt?
    Er setzt sich, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    „ Woher kennen Sie Liliana?“, fragt sie ohne Umschweife. Ihr Blick ist fest. Bereit, jede Lüge sofort zu entlarven.
    Oskar beginnt zu schwitzen. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass er sich in keiner Weise auf das Gespräch vorbereitet hat. Er kann unmöglich zugeben, dass er von ihrem Tod weiß. Aber würde sie ihm glauben, wenn er behauptet, dass er Liliana kennt?
    „ Ich habe Liliana auf einer meiner Lesungen kennen gelernt“, beginnt er.
    „ Was für eine Lesung?“
    „ Vor ein paar Wochen. Eine der Veranstaltungen zu meinem Roman Das Lächeln im Regen .“
    Sie faltet die Hände unter ihrem Kinn. „Und dort haben Sie Liliana getroffen?“
    Oskar nickt. „Sie hat mir von den Kindern erzählt, denen sie in Ihrer Schule vorliest.“
    „ Wieso sollte sie so etwas tun?“ Ihr Gesichtsausdruck verrät keinerlei Emotionen.
    „ Sie kannte meine Bücher, war neugierig auf meine Arbeit und wollte wissen, ob ich schon mal Kinderbücher geschrieben habe.“ Oskar staunt über seine Fähigkeit, sich innerhalb von Sekunden eine Ausrede zu erschaffen. „Und dabei hat sie mir auch von Ihnen erzählt. Von Ihnen und Ihrer Schule.“
    „ Das kann ja alles gut sein.“ Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. „Trotzdem verstehe ich nicht, warum Sie hier sind.“
    „ Weil sie mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, auch mal in Ihrer Schule vorzulesen, aber zu dem Treffen, in dem wir die Details besprechen wollten, nicht erschienen ist. Das war vor drei Tagen.“ Er bringt die Begründung so selbstsicher rüber, dass

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