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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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mit Olivenöl machen, und dann sind sie außerdem bekömmlicher. Tonio ist das so gewöhnt.«
    »Ich könnte mir denken«, unterbrach ich dieses interessante Thema, »daß sich diese Frage noch lange ausspinnen läßt. Aber ich muß jetzt leider einen Film entwickeln.«
    »Ach«, rief Tante Elena, »das hätte ich jetzt beinahe vergessen! Das war aber ein sehr netter Polizist, den du da geschickt hast. Ein so höflicher Mensch, man sollte gar nicht meinen, daß ein Polizist so höflich sein kann.«
    Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Nacken und fragte:
    »Was für ein Polizist, Tante Elena?«
    »Na ja«, sagte sie erstaunt, »der Polizist, der die Bilder haben wollte.«
    »Ein Polizist wollte Bilder haben?«
    »Nun tu doch nicht so!« rief Tante Elena empört. »Du kannst doch bei Gott nicht alles vergessen! Du hast ihn doch geschickt, er soll die Bilder holen.«
    »Moment«, sagte ich, nahm den Hörer ab und wählte Brays Nummer. Es dauerte endlos, bis ich eine Verbindung mit ihm hatte und dann fragte ich ihn, ob er einen Polizisten geschickt habe, um die Bilder abzuholen.
    Bray hatte keinen Polizisten geschickt.
    Ich wandte mich an Tante Elena.
    »Wie sah er aus?«
    »Sehr nett. Er war etwas größer als du, und für einen Polizisten recht gut angezogen. Außerdem war er wirklich sehr liebenswürdig zu mir. Er sagte, du hättest doch gestern abend Bilder entwickelt, und er solle sie für dich abholen. Ich zeigte ihm die Bilder in der Badewanne, weil das die einzigen waren, von denen ich was wußte, und er war sehr froh darüber, denn es waren die richtigen. Du mußt mir das nächste Mal so was sagen, Tonio. Es machte ihm zwar nichts aus, daß sie noch naß waren, aber ich habe sie ihm in Pergamentpapier eingeschlagen, damit er sich seinen Anzug nicht verdirbt.«
    Sie war sehr stolz auf ihre Leistung. Was mich aber mächtig beunruhigte, waren die voller Entsetzen auf mich gerichteten Augen Vernas.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich und lächelte Verna zu. »Ich habe den Film noch.«
    Ich versuchte volle fünf Minuten lang, eine genaue Beschreibung von Tante Elena zu bekommen, aber das einzige, was sie mir sagen konnte, war, daß er hübsch und sehr liebenswürdig gewesen sei. Außerdem wußte sie noch, daß er dunkle Augen und dunkle Haare hatte.
    Ich schloß meinen Schreibtisch auf und war froh, die Negative dort noch zu finden. Ich konnte jetzt die Bilder noch mal machen, aber wer hatte ein Interesse daran, sie ebenfalls zu besitzen? Wer anders als der Mörder? Es waren nicht viele Leute, die wußten, daß ich während der Vorstellung fotografiert hatte. Einer von ihnen war nun gekommen, um die Bilder zu holen. Warum? War etwas darauf zu sehen, was den Mörder verraten konnte?
    Ich rollte diesen Film zusammen und steckte ihn ein. Draußen sagte ich zu Verna:
    »Kommst du mit mir? Du könntest mir helfen.«
    »Tonio!« rief Tante Elena. »Du wirst doch nicht Miss Bray zumuten, daß sie sich mit dir im Badezimmer... nein, Tonio! Das kann ich nicht dulden!«
    Verna legte ihre Hand auf Tante Elenas Arm und sagte:
    »Aber Mrs. Veramonte , Tonio hat doch nur einen Scherz gemacht. Niemals würde ich ihm vor der Hochzeit in ein dunkles Badezimmer folgen.«
    Tante Elena streichelte entzückt ihre Hand, strahlte sie an und schoß mir hierauf einen triumphierenden Blick zu, der mich wie eine Salve aus einer Maschinenpistole durchlöcherte.
    »Siehst du, Tonio, das war die Antwort einer wirklichen Dame! Du mußt hart an dir arbeiten, um ihrer würdig zu werden.«
    Diesen Eindruck hatte ich auch. Und vor allem erkannte ich nun, daß Verna nicht nur ein vernünftiges, sondern auch ein sehr schlaues Geschöpf war.
    Ich hockte mich also allein mit Murchisons Schlafzimmerfilm ins verdunkelte Badezimmer, entwickelte ihn, trocknete ihn, und als er fertig war, machte ich Licht.
    Auf dem Film waren zwölf Aufnahmen eines unbekleideten Mädchens — im Bett, auf dem Bett, neben dem Bett, vor dem Bett und hinter dem Bett. Dann waren da noch weitere Aufnahmen, die einmal einen Mann und einmal zwei Männer im Schlafzimmer zeigten.
    Das Mädchen interessierte mich plötzlich nicht mehr, aber diese beiden Männer waren es, die mein Blut auf Siedetemperatur brachten.
    Ich legte den Film sofort in den Vergrößerungsapparat, um die Männer herauszuvergrößern . Mein Herz klopfte vor Aufregung, und meine Hände zitterten. Wenn ich Glück hatte, wußte ich nun gleich, wer Murchisons Mörder war.
    Als ich das belichtete, aber noch weiße

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