Der versoffene Papagei
Beförderung. Er trank einen Schluck Kaffee, warf Bray einen raschen Blick zu und fuhr dann fort, ohne seine Stimme zu heben:
»Sie haben das Fläschchen genommen, haben es in die Tasche gesteckt, und... los, erzählen Sie genau: wie haben Sie es gemacht?«
»Mein Gott«, stöhnte Eddie, »ich habe das Fläschchen genommen, habe es eingesteckt und bin auf die Bühne gegangen. Dort habe ich es aus der Tasche gezogen, den Inhalt ins Glas gegossen und das Fläschchen wieder eingesteckt. Das ist alles.«
»Und dann haben Sie es in der Garderobe wieder zu den anderen gestellt?«
»Ja, natürlich«, sagte er gequält. »Was hätte ich denn sonst damit machen sollen?«
»Sie hätten es ausspülen können«, sagte der Leutnant. »Aber das wollten Sie gar nicht. Warum nicht?«
Eddie stöhnte nur und schwieg.
»Ich kann es Ihnen sagen«, fuhr der Leutnant fort. »Ich kann Ihnen sagen, warum Sie das nicht getan haben: Sie konnten das Fläschchen nicht ausspülen, weil dann ein paar Fingerabdrücke, nämlich die Ihrer Kollegen, vernichtet worden wären. Sie brauchten ein Fläschchen, das genauso war wie die anderen. Sie rechneten damit, daß wir den Mord durch drei teilen müßten, und daß niemandem dabei etwas passieren würde.«
Ich schrieb etwas auf einen Zettel, stand auf und legte dem Leutnant den Zettel auf den Tisch. Er schaute mich kurz an, überflog ihn, nickte mir lächelnd zu und sagte zu Eddie:
»Jemand hat gesehen, daß Sie in der Garderobe das Fläschchen in die linke Tasche steckten. Auf der Bühne haben Sie es aber aus der rechten herausgezogen. Vielleicht bringt das mehr Licht in die Geschichte. Wie erklären Sie mir diesen Zaubertrick?«
Eddies Augen waren voller Entsetzen auf mich gerichtet. Er überlegte einige Sekunden.
»Ich weiß das nicht mehr so genau«, murmelte er. »Aber es kann sein, daß es so war. Ich bin Linkshänder und habe deshalb vielleicht das Fläschchen mit der linken Hand genommen. Wahrscheinlich habe ich es dann draußen in die andere Tasche gesteckt, weil ich auf der Bühne das Glas mit der linken Hand, die Flasche mit der rechten anfassen muß. Das war eine Regieanweisung, die ich zu befolgen hatte. Anders kann ich mir das nicht erklären.«
»Aber ich«, sagte der junge Leutnant. »Sie hatten nämlich schon eine Zeit vorher ein viertes solches Fläschchen gekauft und gegen ein anderes ausgetauscht, um die Fingerabdrücke daran zu sammeln. Am Dienstag standen dann tatsächlich drei Fläschchen mit Whisky in der Garderobe. Sie konnten auf diese Art verhindern, daß einer Ihrer Kollegen, der sich zufällig ein Schlückchen genehmigen wollte, das Gift erwischte. Sie steckten das harmlose Whiskyfläschchen in der Garderobe in Ihre linke Tasche, weil Sie wußten, daß Sie in der rechten bereits das Giftfläschchen hatten. Ist es vielleicht so gewesen?«
»Nein! Nein! Nein!« schrie Eddie und sprang auf. »Nein, so war’s nicht! Ich kann nicht mehr, lassen Sie mich doch in Ruhe! Sperren Sie mich ein, oder machen Sie mit mir, was Sie wollen, aber ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr!«
»Ist gut, Handerson «, hörte ich Brays sonore Stimme. »Machen Sie Schluß für heute.«
Ich sah, daß es dem Leutnant nicht recht war, das Verhör abzubrechen, aber er fügte sich Brays Wunsch. Die zwei Männer in Zivil stellten das Tonband ab, nahmen Eddie in die Mitte und schafften ihn hinaus.
»Nichts zu machen«, sagte der Leutnant, während er sich nochmals Kaffee eingoß . »Er ist noch nicht weich genug.«
Er schaute mich dabei an, dann ging er zu dem Fenster mit den Milchglasscheiben und riß es weit auf.
»Wenn Sie das morgen oder übermorgen fortsetzen, Leutnant«, sagte ich zu ihm, »dann wird er Ihnen ein Geständnis unterschreiben, daß er Eisenhower umgebracht hat.«
Der Leutnant grinste.
»Wissen Sie eine bessere Methode, Sie Schlaumeier?«
Ich schaute Bray an und sagte:
»Vielleicht. Er sieht nicht aus wie einer, der wegen dreihundert Dollar mordet.«
»Pah!« machte der Leutnant. »Das ist nur eine Meinung.«
Bray stand schweigend dabei und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte. Unsere Blicke kreuzten sich.
»Die zehn Prozent, Mister Bray «, sagte ich, »die zehn Prozent würden mich nicht schlafen lassen.«
»Ich werde heute nacht schlafen«, sagte er schwer. »Ich habe seit über vierzig Stunden nicht geschlafen, und ich werde heute nacht schlafen.«
»Ihr spielt hier einen ganz hübschen Poker«, sagte ich und zog meine Mädchenfotos aus der
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