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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Tasche. »Ich habe ein ganz anderes Spiel in der Tasche, ich spiele mit Postkarten. Auf die setze ich.«
    Ich gab Bray die Bilder. Der Leutnant beugte sich über Brays Schulter und pfiff durch die Zähne.
    Bray schaute mich fragend an.
    »Was soll das, Tonio?«
    »Das war Murchisons Hobby«, erklärte ich. »Vielleicht hatte eins von diesen Mädchen einen Freund, der mit diesen Ferkeleien nicht einverstanden war. Aber macht ihr ruhig Eddie Cooper fertig, womöglich habt ihr doch das richtige Ende in der Hand.«
    Ich steckte die Fotos wieder ein, nickte dem Leutnant zu und ging zur Tür. Von dort aus sagte ich zu Bray :
    »Heben Sie sich noch einen Rest Ihrer seelischen Kräfte auf, damit Sie es überstehen, wenn Sie zu Hause erfahren sollten, daß ich ab Freitag Ihr Schwiegersohn bin. Gute Nacht beisammen!«
    Ich war sehr rasch draußen, fuhr nach Hause, machte mir den Kaffee warm, den Tante Elena für mich auf den Herd gestellt hatte, und fand im Kühlschrank ein sehr beachtliches Stück kalten Braten.
    Diese Mahlzeit hob mein Wohlbefinden ungemein, und als ich endlich in meinem Schlafzimmer war, fragte ich Miss Simpson um ihre Meinung zum Falle Murchison .
    »Mörder, Mörder!« krächzte sie.
    »Ja, das weiß ich auch«, sagte ich und kraulte sie am Kopf. »Aber wer ist der Mörder? Und was habe ich Idiot eigentlich davon, wenn ich ihn finde?«
    »Keinen Cent, du liederlicher Hund!« sagte sie zärtlich und hielt meinen Finger mit ihrem Pfötchen fest.
    Das mochte nun vielleicht stimmen. Ich hatte mir aber vorgenommen, den Mörder Murchisons sozusagen als einzige Mitgift meinem zukünftigen Schwiegervater auf den Tisch des Hauses zu legen.

    Am nächsten Morgen klapperte ich eine Reihe von Läden ab, in denen man Bücher und Bilder kaufen konnte. Solche Bücher und Bilder, die nicht im Schaufenster lagen.
    Ich kannte die Adressen von früher und hatte schon vier hinter mir, doch hatte ich noch nicht gefunden, was ich suchte.
    Der fünfte, ein kleiner Armenier, der seinen Laden in der Sheridan Street hatte, schaute sich die Fotos mit den nackten Mädchen eine Weile an. Er war entzückt.
    »Ne, ne«, sagte er bedauernd. »So was habe ich leider nicht. Aber das is’n Geschäft. Geh doch mal zu Sam Maxwell, in der Wakefield Street; wenn sie einer hat, dann isses Sam Maxwell.«
    Ich fuhr in die Wakefield Street.
    Maxwell, den ich noch nicht kannte, hatte einen kleinen Antiquitätenladen mit zwei Schaufenstern. Das eine war vollgestopft mit Porzellanfiguren, alten Uhren, falschen Buddhas und billigem japanischem Teegeschirr. Im anderen Fenster hatte er antiquarische Bücher, Holzschnitte und Kupferstiche liegen.
    Die Frau, die mich in dem Laden empfing, war zwischen fünfzig und sechzig. Sie war spindeldürr und hatte eine scharfe, gebogene Nase, einen scharfen Mund und scharfe Augen. Wie ich bald merkte, hatte sie auch eine scharfe Zunge.
    »Ich suche hübsche Fotos«, sagte ich.
    »Landschaften?« fragte sie.
    »Müssen nicht unbedingt Landschaften sein«, sagte ich.
    Sie holte einen Karton aus einem Regal, stellte ihn vor mich hin und machte ihn auf.
    »So was vielleicht?« fragte sie.
    Es waren die üblichen Pin- up -Aufnahmen, wie sie Soldaten in ihre Spinde kleben, billig, alltäglich.
    Ich schüttelte den Kopf,
    »Die gibt es überall. Ein Freund von mir hat welche, die noch hübscher sind. Ich glaube, er sagte, er hätte sie hier bekommen.«
    »So?« machte sie. »Und wer ist Ihr Freund?«
    »Smith. Er heißt John Smith, ich übrigens auch. Es waren niedliche Käfer, hübsch verpackt. Ich hab’ noch nie in meinem Leben ein so großartiges Bett gesehen.«
    »So was, wie Sie suchen, führen wir nicht«, sagte sie. »Am allerwenigsten, wenn Leute wie Sie danach fragen.«
    »Oha!« sagte ich. »Wie muß einer denn aussehen, wenn er danach fragen darf?«
    »Nicht so wie Sie, junger Mann«, lächelte sie. »Ich bin schon ein paar Jahre zu lange in dieser Branche und hab’s in den Fingerspitzen. — Polizei?«
    »Nein«, sagte ich und zeigte ihr meinen Ausweis. »Und jetzt ziehn Sie mal Handschuhe an, von wegen Fingerspitzen. Da ist einer, der seine Tochter aus der Sache raushaben will. Ein paar Eier springen dabei heraus. Ihr habt doch noch genug andere.«
    Sie kniff ihre scharfen Augen zusammen, so daß sie noch schärfer wurden.
    »Wie viele Eier?«
    »Für mich hundert. Ich brauche das Negativ. Wieviel muß ich dafür opfern?«
    »Ist das ganz neu oder schon älter?«
    »Ich glaube, es war vor etwa vier

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