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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Monaten«, sagte ich.
    »Sie können die Kollektion für fünfzig haben«, sagte sie.
    »So viel? Dreißig.«
    »Vierzig. Keinen Dollar weniger.«
    »Also gut«, seufzte ich. »Meinetwegen vierzig.«
    Sie nahm den Karton fort, schob ihn ins Regal zurück und zog einen anderen heraus. Es waren fünf verschiedene Mädchen, alle auf Murchisons Bett.
    »Ja!« sagte ich. »Das sind sie.«
    »Und welche ist Ihr Fall?« fragte sie.
    Ich tippte aufs Geratewohl auf ein schwarzhaariges Mädchen.
    »Die da.«
    »Meinetwegen alle. Raus mit den vierzig Eiern.«
    »Aber ich muß wissen, von wem Sie die Dinger haben.«
    »Hi—hi!« machte sie. »Anfänger, was? Dabei sehen Sie gar nicht so dämlich aus wie Sie tun. Meinen Sie, man fragt diese Burschen nach ihrem Paß?«
    Ich nahm das schwarzhaarige Mädchen aus der Schachtel, wählte noch von den vier anderen diejenigen Aufnahmen aus, auf denen man das Gesicht am besten erkennen konnte, und sagte:
    »Wann hat er denn zum letztenmal geliefert?«
    Die Frau tippte auf ein weißblondes Mädchen.
    »Die hier. Am Dienstagabend.«
    »Interessiert mich mächtig«, sagte ich. »Um wieviel Uhr war das denn?«
    »Kurz vor halb zwölf.«
    »Nachts halb zwölf?«
    »Ja«, nickte sie. »Er kommt immer abends.«
    »Und keine Spur von Namen?« fragte ich.
    »Werden Sie nicht unverschämt, junger Mann. Ich weiß nicht, warum ich Ihnen soviel gesagt hab’! Spucken Sie jetzt die vierzig Eier aus und verschwinden Sie.«
    Ich steckte die fünf Postkarten ein und legte ihr zehn Dollar auf den Tisch.
    »Das genügt zunächst«, sagte ich. »Wenigstens in meinem Fall. Ein armer Detektiv will auch leben.«
    »Ein kleiner Schnüffler sind Sie«, sagte sie lachend.
    »Und Sie ein sehr kluges Mädchen. Vielen Dank.«
    Ich ging hinaus und wunderte mich, wie sauber und freundlich die Sonne schien.
    Ich fuhr weiter zum Macfarlan Drive, wo die Redaktion der >Los Angeles Review< war. Ich ließ mich beim Chefredakteur melden.
    Mister Edgar Baldwin wäre der erste Chefredakteur meines Lebens gewesen, der nicht gerade eine wichtige Konferenz hatte.
    Ich setzte mich also in den Empfangsraum, rauchte, blätterte in Zeitschriften und wartete.
    Die Besprechung dauerte eine Dreiviertelstunde, dann führte mich ein Page ins Büro von Mister Baldwin.
    Er war ein schwerer, jovialer Mann jenes Typs, der nie und für nichts Zeit hat, höchstens für sich selbst.
    Sein zedernholzgetäfeltes Büro, das den Duft nach teuren Zigarren ausströmte, verriet, daß man mit der Klatschsucht und der Schadenfreude gute Umsätze erzielen konnte: die >L.A. Review< brachte fast nur solches Zeug.
    Mister Baldwin nahm meine Visitenkarte zur Hand, schob mir einen Zigarrenkasten aus intarsierter Holzarbeit zu und sagte:
    »Bitte bedienen Sie sich. Sie sind also Detektiv. Sehr interessant. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich schob den Kasten zurück und sagte:
    »Ich möchte ein paar Auskünfte über einen jungen Mann, der bei Ihnen gearbeitet hat. Er heißt Frank Hays.«
    Sein rundes Seehundgesicht legte sich in Falten. Er nahm eine Zigarre aus dem Kasten, legte sie wieder zurück, nahm eine andere, knipste ihr die Spitze ab und zündete sie an.
    »Frank Hays?« fragte er.
    »Ja. Er war Reporter. Ich möchte etwas über ihn erfahren und würde auch gern ein paar Artikel aus seiner Feder lesen.«
    »Muß ein Irrtum sein«, sagte er kopfschüttelnd. »Frank Hays? Nö — ein Frank Hays hat hier keine Artikel geschrieben. Wo ist er denn jetzt?«
    »Er ist Schauspieler geworden.«
    Er schüttelte wieder den Kopf.
    »Frank Hays? Kann mich nicht erinnern. Wann soll der denn... oder — warten Sie mal! Frank Hays? Moment.«
    Er hob den Hörer von seinem weißen Telefon und sagte:
    »Geben Sie mir mal Carter! — Hallo, Carter — hattet ihr einen Burschen, der Frank Hays hieß? — Was? — So, jaja. — Nein, nicht für mich. Hier ist jemand, der’s wissen will. — Aha, ja — ja — mhm — ist gut. Vielen Dank, Carter!«
    Er legte auf und nickte mir zu.
    »Ja«, sagte er. »Frank Hays war bei uns. Aber er hat nicht geschrieben, sondern er hat für uns fotografiert.«
    Diese Eröffnung wirkte auf mich wie ein elektrischer Schlag. Das war genau, was ich brauchte.
    »Ausgezeichnet«, sagte ich. »Er war also Fotograf?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, lächelte Baldwin. »Das weiß ich auch nicht. Aber er hat jedenfalls für uns fotografiert. Carter, der Chef unserer Bildabteilung, hat ihn hinausgeworfen, weil er versucht hat, mit unseren Bildern

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