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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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nickte. Er sah müde aus — müde, alt und eingefallen.
    Er öffnete seinen Schreibtisch, stellte eine Flasche und ein Glas vor mich hin und sagte, wobei er auf die andere Flasche deutete:
    »Der da gehört nicht mir. Er gehört Murchison . Wir haben ihn untersucht, aber er ist einwandfrei. Ich schicke ihn morgen früh raus zu Walsh. Der hatte ihn in Verwahrung und kann ihn meinetwegen wegschütten, wenn er ihn nicht lieber selbst austrinkt.«
    Erst jetzt sah ich, daß es jene Flasche > Three Roses< war, die wir vorgestern aus Murchisons Garderobe mitgenommen hatten.
    Ich trank mein Glas aus, spülte es am Wasserhahn ab und stellte es in Brays Schreibtisch zurück.
    »Also wie war das, Tonio?« fragte er. »Wer hat das erste Fläschchen weggenommen?«
    »Eddie Cooper. Warum? Wissen Sie schon was?«
    »Eine ganze Menge«, sagte er. Ein Formular in die Hand nehmend, fuhr er fort: »Da ist erstens einmal Glen Morgan. Er hat sein Abitur gemacht, war dann auf der Schauspielschule und hat seit anderthalb Jahren kleine Engagements. Er wird als talentiert bezeichnet, und man sagt ihm eine Karriere voraus, zumal er ein ernsthafter Arbeiter sei. Er lebt bei seinen Eltern, die ein Schreibwarengeschäft in Lynwood haben. Die Familie steht im besten Ruf, und über den Jungen war nichts Nachteiliges zu erfahren. Seine Freundin ist die Tochter des Generalvertreters von Alfa Romeo, Lancia usw. Es gibt keinerlei Berührungspunkte mit Murchison .«
    »Ein Musterknabe«, nickte ich.
    Ich wurde innerlich immer trockener vor Neugier. Ob Bray wohl von den Fotos auch schon Wind bekommen hatte? Die Polizei konnte immerhin mit zehn, zwanzig Mann an so was rangehen, während ich alles allein machen mußte.
    Ich hätte Bray auch brennend gern unter die Nase gerieben, wie erfolgreich ich heute gewesen war. Aber nun kamen mir wieder Zweifel. Ich hatte zwar etwas entdeckt, aber was hatte das mit dem Mord zu tun? Ich hielt es, schweren Herzens, doch für klüger, ihn erst mal seine Spule abhaspeln zu lassen. Falls er den Mörder tatsächlich schon kannte, war es für mich günstiger, wenn ich meinen Mund hielt.
    Er nahm einen zweiten, eng beschriebenen Bogen zur Hand.
    »Dann haben wir Frank Hays«, sagte er. »Er hat Sie doch — um das gleich vorwegzunehmen — an dem Fläschchen riechen lassen und es vor Ihren Augen eingesteckt?«
    »Ja.«
    »Eben. Er konnte es auch völlig unbefangen tun, da er von der ganzen Sache keine Ahnung hatte. Er ist in Phoenix geboren und zur Schule gegangen. Später war er vorübergehend in San Bernardino als Verkäufer von landwirtschaftlichen Maschinen tätig, siedelte dann nach Los Angeles über und wurde Reporter bei der >L.A. Review<. Erst vor einem Jahr ging er zum Theater, und gerade Murchison war es, der ihn sehr förderte. Seit einem halben Jahr ist er verheiratet. Seine Frau hat ihre Eltern in Inglewood, der Vater ist Flugzeugingenieur. Er wohnt nördlich von Beverly Hills in einem kleinen Haus, das der Schwiegervater bezahlt hat. Die Frau ist nicht berufstätig. Von Schulden haben wir nichts erfahren. Es lag für Hays, meiner Ansicht nach, kein Grund vor, ausgerechnet den Mann umzubringen, dem er seine Theaterkarriere verdankte.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und warf mich in den Sessel vor Brays Schreibtisch.
    »Also bleibt nur Eddie Cooper übrig«, sagte ich.
    Bray nickte.
    »Ja, Eddie Cooper. Zunächst war das einzige, was wir über ihn herausbrachten, daß er überall Schulden hat, alle Welt anpumpt und eine besondere Schwäche für Spiel und Pferdewetten hat. Warum verziehen Sie Ihr Gesicht so?«
    »Langweilig«, sagte ich. »Das ist eine sehr langweilige und alltägliche Geschichte. Ich hatte mir hinter dem Fall Murchison mehr erwartet. Jetzt brauchen Sie nur noch zu sagen, daß Eddie Cooper Murchison Geld schuldete.«
    Bray nickte lächelnd.
    »Stimmt. Stimmt haargenau. Ich hatte Ihnen nicht gesagt, daß wir in Murchisons Brieftasche einen Schuldschein über dreihundert Dollar fanden. Er trägt Eddie Coopers Unterschrift und als Datum den 15. Februar. Eddie rechnete sicherlich nicht damit, daß sein Gift erst so spät wirken würde. Er glaubte, Murchison würde viel früher zusammenbrechen, und zwar noch im Theater. Eddie hätte dann, in der ersten Verwirrung, den Schuldschein aus der Brieftasche nehmen können, vielleicht auch noch etwas Geld. Murchison hatte über vierhundert bei sich, und es war allgemein bekannt, daß er immer Geld in der Tasche hatte. Es wäre also für Eddie eine gute

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