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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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traten ein. Das Kerzenlicht spiegelte sich in ihren Brustplatten.
    Ihr Anführer, ein Offizier, den Craymorus schon einige Male ins Gemach der Fürstin hatte gehen sehen, nickte ihm zu. Die anderen Soldaten sahen sich um. In ihren Blicken lagen Ekel und Ablehnung. Niemand suchte die Folterstätten freiwillig auf.
    Was müssen sie nur von mir denken? , fragte er sich.
    »Fürstin Syrah wünscht Euch zu sprechen«, sagte der Offizier; Craymorus fiel ein, dass er Rafal hieß.
    Er zog die Riemen seiner Beinschienen fest. »Bitte sagt ihr, dass ich mich umziehe und sie aufsuchen werde.«
    Rafal sah ihn an. »Sofort.«
    Einer seiner Soldaten legte die Hand auf seinen Schwertknauf.
    »Ja, natürlich«, sagte Craymorus. Er griff nach seinen Krücken. Eine rutschte ihm aus der Hand und fiel laut krachend auf den Steinboden.
    Rafal hob sie auf und nahm ihm die andere aus der Hand. »Wir werden Euch tragen. Zu Eurer eigenen Sicherheit.«
    Craymorus schwieg, als Hände nach ihm griffen und ihn hochhoben. Der Blick des Nachtschatten folgte ihm, bis der letzte Soldat die Tür schloss.
    Die Soldaten hatten Craymorus vor der Tür, die zu den Gemächern der Fürstin führte, abgesetzt. Rafal war im Inneren verschwunden. Craymorus hörte seine dumpfe Stimme, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde.
    Er war so nervös, dass er zusammenzuckte, als die Tür geöffnet wurde. »Sie erwartet Euch«, sagte Rafal und gab den Weg frei.
    Craymorus zog sich an ihm vorbei in den Raum, der jenseits der Tür lag. Der Offizier blieb einen Moment im Türrahmen stehen, so als wolle er seine Herrin nicht verlassen, dann schloss er die Tür von außen.
    Craymorus war noch nie in Fürstin Syrahs Gemächern gewesen, dafür hatte es auch keinen Grund gegeben. Er hatte auch nie bewusst darüber nachgedacht, wie sie wohl leben mochte, trotzdem überraschte es ihn, dass er in einem Raum stand, der fast ein Spiegelbild seines eigenen zu sein schien. Sogar die Jagdszenen auf den Wandteppichen wirkten vertraut.
    Es gab ein Bett, das hinter einem halb durchsichtigen Vorhang verborgen war, einen Tisch mit einer Weinkaraffe, Kelchen und einem Obstteller, Stühle, Sessel und Wandregale, in denen sich nichts außer ein paar leeren Schalen befand. Im Gegensatz zu Craymorus' Raum gab es noch eine zweite Tür neben dem Bett. Er wusste nicht, wohin sie führte.
    Fürstin Syrah stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster. Sie hatte die festliche Kleidung gegen eine einfache Robe mit Pelzkragen getauscht. Es war immer kühl in der Festung, egal, wie warm es draußen war.
    Craymorus wartete. Es gehörte sich nicht, die Fürstin anzusprechen, bevor man selbst angesprochen worden war. Sein linkes Bein zitterte, drohte einzuknicken. Er hatte die Riemen der Schienen nicht fest genug angezogen. Sein Knie fand keinen Halt und schlug rhythmisch gegen die Scharniere. Die Metallstangen klirrten. Es klang wie die Ketten eines Gefangenen.
    »Was willst du?«
    Fürstin Syrah drehte sich nicht zu ihm um. Sie benutzte die alte Hochsprache, um ihn nicht mit dem Du eines Dieners oder eines Vertrauten anzusprechen, sondern mit dem eines Verbündeten, den man verabscheut, gegen den man jedoch nichts unternehmen kann.
    Sie weiß es , dachte Craymorus. Er fragte sich, was er antworten solle, aber Syrah kam ihm zuvor. »Du hast uns alle getäuscht – Rickard, Balderick, mich, sogar Cascyr. Der schüchterne Krüppel, der loyale Freund, der junge Gelehrte. Und dann …«
    Ihre Stimme brach, ein kurzer Moment der Schwäche. Sie räusperte sich. »Sag mir«, fuhr sie fort, »wie hast du die … wie hast du dieses Ding am Leben gehalten? Alles Menschliche war ihm genommen, aber es lebte, bis es seine Botschaft überbracht hatte. Wie? Magie?«
    »Ich habe …«
    … keine Ahnung, wovon Ihr redet , wollte Craymorus sagen, doch die Fürstin ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Ich will es nicht wissen. Nur eines: Ist sie wohlauf?«
    Sie musste nicht sagen, wen sie meinte. Craymorus wusste es auch so. »Ja«, sagte er, »das ist sie.«
    Er sah, wie sich ihre Schultern hoben, so als wäre ein Gewicht von ihnen genommen. Syrah drehte sich um. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen kalt und grau wie der Stein der Wände.
    »Also was willst du, Krüppel?«, fragte sie erneut. Ihre Wortwahl war neutral, das Wort »Krüppel« keine Beleidigung, sondern eine Tatsache.
    Craymorus' Knie schlug dennoch heftiger gegen die Scharniere, ein plötzlicher Krampf krümmte seinen Fuß zusammen. Er presste die Lippen

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