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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ihnen.
    Erys wandte sich den anderen Frauen zu. »Ihr wisst, was zu tun ist.« Dann zog sie sich das Tuch, das sie bisher um den Hals getragen hatte, vors Gesicht. Die anderen Frauen folgten ihrem Beispiel, und Ana tat es ihnen gleich. Der Stoff vor ihrer Nase roch muffig und ein wenig nach Fisch.
    Die ersten Frauen liefen durch das Tor. Erys folgte an der Spitze der zweiten Gruppe. Neben Ana blieb sie stehen, »Jede hier wird ihr Leben für dich einsetzen. Sorg dafür, dass sie es nicht bereuen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, durchschritt sie das Tor. Zwei Frauen zogen es hinter ihr zu. Mit einem dumpfen Knall fiel der Riegel, der die beiden Hälften miteinander verband, in seine Halterung. Ana warf einen kurzen Blick zurück. Als sie sich wieder umdrehte, bemerkte sie, dass drei Frauen stehen geblieben waren und auf sie warteten. Das war wohl ihre Leibwache. Ana schloss zu ihnen auf. Die Lederrüstung, die man ihr gegeben hatte, knarrte bei jedem Schritt. Das Kurzschwert im Gürtel schlug gegen ihren Oberschenkel. Sie hatte um ein kleines Schwert gebeten. Damit konnte sie besser umgehen als mit einem großen oder gar einem Speer.
    »Es ist nicht weit«, sagte die Frau neben Ana. Sie erkannte sie an der Stimme, es war Nilay. »Nur bis zum Haupttor. Dort liegt die Kaserne der Stadtwache.«
    Ana nickte. Im Laufschritt huschten sie den anderen durch die engen Gassen der Stadt hinterher. Sie hielten sich fern von größeren Straßen, suchten die Dunkelheit zwischen den Häusern und Hütten und die ungepflasterten Wege. Trotzdem blieben sie natürlich nicht unbemerkt. Ein paar Menschen sahen ihnen nach oder schlossen hastig die Türen, wenn sie vorbeiliefen.
    Schließlich blieb Nilay stehen. Sie legte sich den Zeigefinger auf die Lippen und wies in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Hütten. Die anderen Frauen sprangen lautlos auf die Dächer und verschwanden.
    »Siehst du das Tor?«, flüsterte Nilay.
    Ana spähte in die Gasse. Das große, offen stehende Tor war eine schwarze Silhouette vor der dunklen Leere des Flusses. Sie sah mehrere Männer auf Pferden und einige Soldaten an der Stadtmauer stehen. Jemand lag am Boden. Die Kaserne, ein einstöckiges, lang gezogenes Gebäude, befand sich hinter ihnen. Zwei Wachtürme, auf denen niemand stand, umgaben es. Unbeflaggte Fahnenmasten ragten in den Himmel.
    Irgendwo schrie ein Nachtvogel.
    Nilay griff nach Anas Arm. »Es geht los«, flüsterte sie.

 
Kapitel 17
     
    Wenn die Zwillingsmonde sich über Srzanizar erheben und das Wasser funkelt wie die Sterne, hält selbst der verkommendste seiner Bewohner inne und denkt an die Ewigkeit.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Zehn Goldstücke, dann sag ich euch, was wir wissen.« Tohms Pferd tänzelte nervös. Die Fackel, die einer der Soldaten trug, spiegelte sich als orangefarbenes Licht in den Augen des Tiers. Sie waren zu dritt, zwei junge Wachposten und der ältere Offizier, den sie geweckt hatten, als Tohm seine Forderung stellte.
    »Zehn Goldstücke für was?«, fragte der Offizier. Seine Stimme klang belegt. Jonan bemerkte, dass er neue Stiefel trug und ein blitzendes, unbenutzt wirkendes Schwert in seinem Gürtel steckte.
    Tohm grinste. »Das erfährst du, wenn du zahlst. Es ist wichtig, mehr sag ich nicht.«
    »Verdammt wichtig«, fügte Olaff hinzu. Er und die anderen beiden blieben im Hintergrund und überließen Tohm die Verhandlungen, so wie sie es abgesprochen hatten. Jonan saß so auf seinem Pferd, dass er den Kaserneneingang und das Tor im Auge behalten konnte. Er hatte ein ungutes Gefühl.
    Der Offizier räusperte sich und spuckte aus. »Holt ihn vom Pferd.«
    Es ging so schnell, dass Tohm erst aufschrie, als er am Boden lag, den Stiefel eines Soldaten auf der Brust.
    »Dazu habt ihr kein Recht!«, rief er. Mit den Händen stemmte er sich gegen den Stiefel. »Wir sind die Miliz Westfalls. Wir sind Soldaten wie ihr!«
    »Einen Scheiß seid ihr.« Der Offizier trat näher heran, blieb stehen und wischte sich seine Stiefel an Tohms Hose ab. »Sag, was du weißt.«
    Jonan warf den anderen einen raschen Blick zu. Sie hielten die Zügel fluchtbereit in den Händen und wirkten nicht so, als hätten sie vor einzugreifen.
    Gut , dachte er.
    Tohm verdrehte den Kopf und sah seine Männer Hilfe suchend an. Sie wandten den Blick ab. Tohm presste die Lippen zusammen.
    »Acht Goldstücke«, sagte er trotzig.
    Der Offizier hob die Schultern. »Wenn du nicht anders willst

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