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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ist.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Das Pferd ritt auf den Spalt zu. Ana sah den Reiter auf seinem Rücken. Er hatte sich zum Schutz vor Pfeilen an den langen Pferdehals gepresst, der sein Gesicht verdeckte.
    »Der will doch nicht etwa …« Nilay war bis zum Ende der Gasse gegangen, um den Kampf besser beobachten zu können. Wir schaffen das , sagte sie immer wieder. Ana wusste, dass die junge Frau am liebsten dabei gewesen wäre.
    Der Reiter kam näher. Die Pferdehufe schleuderten Sand und Lehm in die Luft.
    Nilay wich zurück, tastete nach ihrem Schwert. »Er will wirklich …« Sie drehte sich zu Ana um. »Aus dem Weg!« Dann lief sie los.
    Einen Herzschlag lang sah Ana noch den Exerzierplatz vor sich, beim nächsten war da nur noch eine wirbelnde Pferdemähne. Sie hörte trommelnde Hufe und ein lautes Schleifen, als der Sattel an den Wänden entlangschrammte. Die Silhouette des Reiters ragte über den Pferdekopf hinweg, schwankend wie die eines Seiltänzers.
    Er steht , dachte Ana. Das Tuch über ihrem Gesicht blähte sich auf, als sie den Atem ausstieß. Sie drehte sich nach Nilay um, genau in dem Moment, als die Pferdehufe die Banditin trafen. Der Stoß warf Nilay zu Boden. Das Pferd wieherte, stieg auf, der stehende Reiter verlor das Gleichgewicht, prallte mit der Schulter gegen die Wand und konnte sich kaum auf dem Pferderücken halten.
    Ana sah, wie die Hufe Nilay förmlich unterpflügten. Dann waren Pferd und Reiter auch schon raus aus der Gasse. Mondlicht riss Tier und Mensch aus der Dunkelheit.
    »Jonan?«
    Sie glaubte, seinen Namen zu schreien, aber kein Laut verließ ihre Kehle. Sie hatte sich diesen Moment öfter vorgestellt, als sie sich je eingestanden hätte, aber nun, da er gekommen war, passte nichts zu den Bildern in ihrem Geist.
    Der Staub in der Gasse senkte sich, legte sich auch über Nilays blutigen Leib. Ana wischte sich über das Gesicht. Ihre Wangen waren trocken. Sie drehte sich wieder um und sah hin zu dem Platz, auf dem die Todesmasken begonnen hatten, die überlebenden Soldaten zusammenzutreiben. Sie hätte zu ihnen gehen können, aber alles in ihr sträubte sich dagegen.
    Ana wandte wieder den Kopf. Jonan war verschwunden. Was tat er in Srzanizar? Wohin wollte er? Wohl zum Hafen, wohin auch sonst! Suchte er nach ihr, hatte er etwas erfahren, war er geschickt worden, von wem auch immer, von Rickard oder Fürstin Syrah oder von den Nachtschatten, zu denen er schließlich gehörte?
    Ich werde ihm folgen , dachte Ana. Der Gedanke fühlte sich gut an. Sie schob das Tuch höher. Und vielleicht werde ich sogar mit ihm reden.
    Mondlicht färbte Srzanizar grau. Ana bog in eine Gasse ein, die in Richtung Hafen führte. Männer kamen ihr entgegen. Sie gingen gebeugt, trugen Körbe auf dem Rücken. Die meisten nickten Ana zu, einer verneigte sich sogar. Wegen dem Tuch vor ihrem Gesicht hielt man sie für ein Mitleid von Erys' Todesmasken. Ana erwiderte die Geste schweigend.
    Die Straßen wurden belebter, je weiter sie sich dem Hafen näherte. Die feuchte Wärme ihres Atems dämpfte die Gerüche der Stadt. Ana kam es vor, als wäre das Tuch vor ihrem Gesicht ein Vorhang, der sie von Srzanizar trennte.
    Auf einmal stolperte jemand aus einer schmalen Seitengasse, eine Schulter stieß gegen sie, und Ana verlor das Gleichgewicht und prallte gegen die Wand einer Hütte.
    Der Mann, der sie angerempelt hatte, stolperte noch ein paar Schritte vorwärts. Sein Gesicht und seine langen, dunklen Haare waren blutverschmiert. Die rote Uniformjacke klebte an seinem Körper. Er drehte Ana den Rücken zu.
    »Sie bringen uns um!«, schrie er mit heiserer Stimme in die Gasse hinein. »Die Todesmasken haben uns überfallen. Sie bringen alle um.« In einer Hand hielt er ein Schwert, dessen Spitze abgebrochen war. Er streckte es hoch in die Luft. »Wir beschützen euch seit vielen Jahren!« Der Mann hustete und spuckte in den Staub. »letzt könnt ihr zeigen, was euch das wert ist. Helft uns!«
    Die wenigen Menschen, die um diese Zeit noch auf der Straße herumlungerten, senkten zunächst die Köpfe. Dann sahen sie Ana an.
    Sie drehte den Kopf. Der Soldat versperrte ihr den Weg zurück. Die Hütten rechts von ihr lehnten aneinander, bildeten einen mehrstöckigen, unüberwindbaren Palisadenzaun. Auf ihrer linken Seite befand sich die schmale Seitengasse, aus der der Soldat gestolpert war.
    »Was ist nur mit euch?«, rief der Soldat. Er breitete die Arme aus. Die

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