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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Silhouette der Stadt ein verschwommener, schwarzer Schatten.
    Jonan stieß sich ab. Im gleichen Moment gellten helle Kampfschreie über den Platz. Gestalten stürmten ihm aus den Gassen entgegen, Pfeile rasten auf die Kaserne zu. Jonan hörte Schreie und dumpfe Einschläge. Sein Pferd hob den Kopf und wieherte.
    »Angriff! Raus, raus, raus!« Die Stimme des Offiziers überschlug sich. Er hob sein Schwert. Jonan sah drei Angreifer auf ihn zulaufen. Einen Augenblick zögerte er, dann riss er seine Schwerter aus den Scheiden, schleuderte sie hinter den Gestalten her. Die eine Klinge bohrte sich in den Rücken des rechten, die andere in den Kopf des linken Angreifers. Der dritte fuhr herum. Jonan sah, dass es sich um eine Frau handelte.
    Er lief ihr entgegen, tauchte unter ihrem Schlag weg und zog seine Schwerter aus den Leichen. Mühelos parierte er den Schwertstreich seiner Gegnerin. Dann schlug er mit überkreuzten Schwertern zu, wobei der Hals der Frau zwischen die Klingen geriet wie zwischen die Schenkel einer Schere; gleichzeitig riss er die beiden Waffen auseinander und trennten ihr so blitzschnell den Kopf von den Schultern.
    Hinter ihm stürmten Soldaten aus der Kaserne. Es roch nach Rauch. Der Offizier senkte sein Schwert. Er wirkte verstört, hatte vielleicht schon den Tod vor Augen gesehen.
    Jonan schob ihn zurück in die Deckung des Wachturms. »Wer sind die?«
    »Sie nennen sich Todesmasken.« Der Offizier atmete schwer. Jonan bemerkte den dunklen Blutfleck auf seiner Brust. »Diese Bande beherrscht die halbe Stadt. Wir dachten, wir wären stark genug, um sie endgültig zu vertreiben …« Er hustete und stützte sich schwer auf sein Schwert. Blut und Speichel sammelten sich in seinen Mundwinkeln. »Du musst den Wachen am Hafen Bescheid sagen. Wir dachten, sie würden zu fliehen versuchen, deshalb haben wir dort unten alles abgeriegelt, aber das …« Er schüttelte den Kopf. »Wer hätte damit gerechnet?«
    Ein Flehen lag in seinem Blick, so als wolle er von Jonan hören, dass niemand das, was geschehen war, hätte ahnen können, dass er keinen Fehler gemacht hätte, dass man ihm nicht die Schuld geben würde.
    »Ich sage ihnen Bescheid«, antwortete Jonan, bevor er darüber nachdenken konnte. »Warte hier.«
    Der Offizier nickte. Blut rann aus seinem Mund. Jonan wusste, dass er das Ende des Kampfes nicht mehr erleben würde.
    Er drehte sich um. Im Schatten des Wachturms bemerkte ihn niemand. Die Angreiferinnen – er sah nur Frauen, keinen einzigen Mann – drängten die Soldaten in die Kaserne zurück. Sie würden siegreich sein, daran zweifelte er nicht. Er wusste nicht, ob das gut oder schlecht war oder für wen es gut oder schlecht sein würde.
    Ich bin nicht hier wegen den Banditen oder den Soldaten , dachte er, als er sich aus dem Schatten des Wachturms löste, ich bin hier wegen Ana. Und bei dieser Suche kann mir die Stadtwache eher behilflich sein als ihre Gegner.
    Jonan hielt sich dicht an der Mauer. Sein Pferd graste immer noch. Er schwang sich auf seinen Rücken.
    »Warte!«, rief eine Stimme hinter ihm. Es war Tohm, aber Jonan drehte sich nicht um. An den Hals des Pferdes gepresst, galoppierte er los. Er hörte Schreie und Rufe, einige von Männern, andere von Frauen. Er wusste nicht, ob sie ihm galten. Links von ihm bewegte sich etwas auf dem Dach. Er sah einen Speer und wich nach rechts aus.
    Ein Pfeil zupfte an seinem Hemdsärmel. Dann war er auch schon auf der anderen Seite des Platzes. Mehrere Gassen und eine Straße gingen von ihm ab. Jonan glaubte die Bogenschützen, die sich darin verbargen, zu spüren. Es standen Marktkarren herum und Kisten, aber es war kein Mensch zu sehen.
    Sein Blick fiel auf einen Spalt zwischen zwei Hütten, dunkel und so schmal, dass ein Pferd vielleicht knapp hindurchpasste. Er zog an den Zügeln, bog von der Gasse ab, die sich vor ihm erstreckte, und galoppierte auf den Durchgang zu. Mit jedem Blinzeln schien er enger zu werden. Sein Pferd scheute, aber Jonan trieb es weiter an. Weniger als einen Steinwurf trennten ihn noch von dem Spalt.
    Zu eng. Von einem Moment zum anderen wusste er, dass er es nicht schaffen würde. Doch es war zu spät. Mit angstgeweiteten Augen galoppierte sein Pferd dem Spalt entgegen – und hinein.

 
Kapitel 18
     
    Es heißt, in Srzanizar gäbe es Gassen, so schmal, dass nur Kinder sie betreten könnten. Eine geheime Stadt der Diebe soll sich hinter ihnen verbergen. Wer Srzanizar kennt, weiß, dass das nicht ausgeschlossen

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