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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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…« Er holte mit dem Fuß aus.
    Jonan seufzte. »Die Nachtschatten sind auf dem Weg hierher.«
    »Was?« Der Offizier fing seinen Tritt im letzten Moment ab, stolperte und hielt sich an der Schulter eines Soldaten fest. »Was sagst du da?«
    Der zweite Soldat nahm seinen Fuß von Tohms Brust. Der stützte sich auf die Ellenbogen. »Hör auf! Sie wollten doch bezahlen.«
    »Sie stehen kurz vor der Stadt.« Jonan nickte in Richtung des offenen Tors. »Das solltet ihr vielleicht schließen.«
    »Scheiße.« Der Offizier fuhr sich mit der Hand über das kurz geschorene Haar. Die Nacht war so hell, dass Jonan die Angst in seinen Augen sah.
    »Sollen wir das Tor schließen?«, fragte der Soldat, an dem er sich immer noch festhielt.
    »Ja.« Der Offizier biss sich auf die Lippen. »Und wir müssen die anderen wecken, die Männer vom Hafen abziehen und die Patrouillen zurückholen. Die Türme und …« Er brach ab, setzte dann wieder an. »Doruk, du läufst zum Hafen. Wir haben genügend Waffen. Sorg dafür, dass jeder, der ein Schwert halten kann, auch eines bekommt.« Er gab ihm einen Schlag auf die Schulter. »Worauf wartest du? Lauf schon!«
    »Ja, Herr.« Der Soldat drehte sich um.
    »Was meinst du«, wandte sich der Offizier an Jonan, »wie lange sie noch brauchen werden?«
    »Schwer zu sagen, vielleicht einen Tag oder …«
    Ein Geräusch unterbrach ihn. Es klang, als habe jemand einen Sack aus dem Fenster geworfen, aber Jonan hatte das Geräusch schon so oft gehört, dass er genau wusste, was es bedeutete.
    »Deckung!«, rief er. Dann rutschte er auch schon vom Pferderücken, nahm die Zügel fest in die Hand und brachte das Tier zwischen sich und das Gewirr aus dunklen Gassen und Hütten, auf das der Soldat zugelaufen war.
    Weit war er nicht gekommen. Er lag am Boden, neben einem Fass. Ein Wurfbeil steckte in seinem Hinterkopf. Sein linkes Bein zuckte.
    »Alarm!«, schrie der Offizier. Er zog sein Schwert und duckte sich. »Nachtschatten!«
    Die Miliz rutschte von ihren Pferden. Tohm stolperte zu einer Kiste und warf sich dahinter. Der zweite Soldat lief auf die Kaserne zu. Ein Armbrustbolzen durchschlug sein Genick.
    »Wir werden aus der Stadt angegriffen!«, rief Jonan. Er ließ die Zügel los und ging hinter zwei Fässern in Deckung. »Das sind keine Nachtschatten!«
    In der Kaserne wurden Türen geschlagen. Verschlafene Männer stolperten mit Helmen und Schwertern in den Händen nach draußen. Ihre Waffen waren so neu, dass sie im Mondlicht blitzten.
    Perfekte Ziele , dachte Jonan »Deckung!«, schrie der Offizier, aber es war zu spät. Pfeile und Armbrustbolzen schossen über ihn hinweg. Männer gingen schreiend zu Boden, manche krochen mit drei oder vier Pfeilen im Körper zurück in die Kaserne.
    Schatten huschten über die Dächer. Sie bewegten sich wie Menschen, nicht wie Nachtschatten. Jonans Blick fand den Offizier. Der Mann lehnte am Pfosten eines Wachturms. Ein Pfeil steckte in seiner Wade. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brüllte er Befehle über die Schreie der anderen Verletzten und der Sterbenden hinweg: »Geht in Deckung! Sammelt euch in der Kaserne! Die Fackeln aus!«
    Schlagartig wurde es hinter den Fenstern dunkel. Jonan zuckte zusammen, als ein Brandpfeil über ihn hinwegflog. Er zog eine Spur aus Feuer hinter sich her wie eine Sternschnuppe, dann bohrte er sich in den Boden.
    Eine Pfeilsalve folgte, trieb die wenigen Soldaten, die sich aus der Kaserne gewagt hatten, zurück ins Gebäude.
    Sie rücken vor , dachte Jonan. Er dachte nicht darüber nach, wer die Soldaten angriff. Das spielte keine Rolle. Es war nicht sein Kampf. Er drehte sich zu Tohm und den anderen um. Sie waren nicht zu sehen, hatten sich wohl hinter Kisten und Fässer geflüchtet.
    Der Platz vor der Kaserne war offen und bot nur wenig Deckung, der Weg zu den Hütten war weit. Jonans Pferd war davongesprungen, allerdings nicht in Panik geraten. Es stand gut zwanzig Schritte von ihm entfernt an der Stadtmauer und fraß Unkraut, das zwischen den Steinen wuchs.
    Ein Brandpfeil blieb im Dach der Kaserne stecken. Jonan konnte nicht erkennen, ob es Feuer fing.
    »Bleibt im Gebäude!«, schrie der Offizier. Ein Pfeil bohrte sich direkt neben seinem Gesicht in den Pfosten des Wachturms. Er wich zurück.
    Aus der Kaserne flogen Pfeile in Richtung der Hütten, aber Jonan glaubte nicht, dass die Soldaten jemanden sahen. Sie schossen aus Angst, das war alles.
    Er sah auf, als eine Wolke einen der Monde verdeckte. Schlagartig wurde aus der

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