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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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erneut um und hinkte den Gang entlang zur Treppe.
    Gerit atmete tief durch.
    Den Rest des Tages verbrachte er mit einer Besichtigung der Festung und der Bestandsaufnahme der Vorräte. Nebelläufer hatte nicht gelogen, die Festung hatte ihn wirklich nicht interessiert. Es gab kaum Dung und Brennholz für den Winter, die Vorratskeller waren halb leer. Gerit war froh, dass es so war. Nebelläufers Versagen stärkte seine Lüge.
    Er aß mit einigen Kriegern draußen am Feuer, dann zog er sich in das Haupthaus zurück. Es war fast leer. Von den rund hundert Nachtschatten, die in der Festung geblieben waren, schliefen nur wenige im Haupthaus. Die meisten zogen die alten Sklavenunterkünfte oder die Stallungen vor.
    Gerit blieb vor seiner Zimmertür stehen. Ohne nachzudenken war er die Treppen hinaufgegangen, doch als seine Hand auf dem Riegel lag, zögerte er.
    Es ist nur ein Zimmer , dachte er. Ein weiches Bett und ein Kamin. Alles, von dem du seit Wochen geträumt hast.
    Doch seine Hand rührte sich nicht. Die Tür blieb geschlossen.
    Nach einer Weile wandte er sich ab und ging die Treppen wieder nach unter. Vor dem Haupthaus bog er nach links ab. Es hatte angefangen zu schneien. Der Wind wirbelte kleine Flocken durch den Innenhof.
    Gerit zog die Küchentür auf. Die Nachtschatten, die in Decken eingerollt auf dem Boden lagen, hoben die Köpfe. Er sah Mamee zwischen den Gesichtern.
    »Kann ich hier schlafen?«, fragte er.
    Mamee nickte als Einzige. Die anderen machten ihm nur wortlos Platz. Seidenfell warf ihm eine Decke zu. Gerit breitete sie auf dem Boden aus und rollte sich hinein. Die Steine waren hart, aber die Glut hatte sie angewärmt. Er wusste, dass er nicht frieren würde.
    Gerit sah auf, als es neben ihm raschelte. Mamee breitete ihre Decke neben der seinen aus und legte sich hin, rutschte so nahe an ihn heran, dass sie ihn hätte berühren können. Sie wirkte ernst. Gerit spürte die Wärme ihres Körpers auf seinem Gesicht.
    Er schloss die Augen.
    Ich bin der Norden , dachte er.

 
Kapitel 24
     
    Von allen Getränken, die von den Völkern der vier Königreiche erdacht wurden, ist der Algenschnaps das unangenehmste. Sein Geschmack bleibt länger auf der Zunge, als sein Rausch dauert, und wenn man am Morgen erwacht, glaubt man, Algen schnürten Kopf, Kehle und Magen ein.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Möchtet Ihr noch etwas Tee?«
    »Möchtet Ihr noch etwas Tee, Herrin «, korrigierte Ana. »Und die Antwort ist: Nein, danke, ich habe genug.«
    Merie neigte den Kopf. »Verzeiht, Herrin.«
    Sie nahm den Topf mit Algentee von der Feuerstelle und schüttete ihn über die Reling. Ihre Bewegungen waren gemessen, so als stünde sie auf einer Bühne.
    Sie spielt die Sklavin nur , dachte Ana. Sie drehte den Kopf, als Erys neben sie trat.
    »Wie bist du mit ihr zufrieden?«, fragte sie.
    »Sie lernt schnell.« Ana sprach leise. »Aber sie begreift noch nicht, dass das kein Spiel ist, sondern ihr neues Leben.«
    »Nur die Kinder von Sklaven wissen, was es bedeutet, Sklave zu sein.« Erys lächelte. »Und die von Sklavenhändlern.«
    »Wurdest du in die Sklaverei geboren?«, fragte Ana, während sie Merie betrachtete. Das Mädchen lehnte an der Reling und warf Brotkrumen in die Luft. Möwen fingen sie mit den Schnäbeln. Sie schienen in der Luft zu stehen. In der Ferne konnte man das Flussufer sehen.
    »Meine Mutter war Sklavin, mein Vater der Herr des Hauses. Du weißt ja, wie solche …« Erys zögerte. »… wie solche Arrangements meistens ausgehen.«
    Ana wusste, was sie meinte. Die meisten Sklavenhalter verkauften die Kinder, die aus den Beziehungen mit Sklavinnen entstanden, manchmal wurden sie auch getötet. »Du wurdest verkauft?«
    »Als ich sechs war.« Erys verschränkte die Arme vor der Brust und blickte über den Bug zum Land. »Dort hinten liegt Charbont. Man kann bereits die Türme sehen.«
    Ana ließ sich auf den Themenwechsel ein. Sie hätte gern mehr über den Weg erfahren, der Erys von einer Sklavenhütte bis hinter den Vorhang eines Herrscherthrons geführt hatte, spürte jedoch, dass Erys nicht mehr preisgeben wollte, zumindest nicht in dieser Situation. Also folgte Ana ihrem Blick und betrachtete die hohen weißen Türme, die aus dem Wasser zu ragen schienen. Sie zählte vier. Es sah aus, als würden sie den Himmel stützen.
    »Wehrtürme«, sagte Erys auf ihre unausgesprochene Frage. »Sie wurden im Krieg gebaut, um die Flotte des Roten

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