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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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befreien.«
    Von einem Moment zum anderen wurde es laut im Saal. Ungläubige Rufe mischten sich in Flüche und Fragen.
    »Wer?«, schrie schließlich jemand über den Lärm hinweg.
    Garrsy hob die Arme. »Der Name des Mannes ist …«
    Der Lärm erstarb so schnell, wie er aufgekommen war.
    »Joff. Er hat als Wächter im Kerker gearbeitet.«
    Einige Männer begannen aufgeregt, auf die Umstehenden einzureden. Sie schienen ihn gekannt zu haben.
    Jonan beachtete sie nicht. Er konzentrierte sich auf Craymorus, der unruhig auf seinem Thron saß, die Lippen zusammengepresst, die Augen geweitet. Er wirkte verstört, als verstünde er nicht, was um ihn herum vorging. Syrah saß reglos neben ihm, die Hände im Schoß ihres langen, dunklen Kleids gefaltet.
    »Er versuchte, einen Abdruck von Forderaks Schlüssel zu machen, als der Kerkermeister schlief. Dabei wurde er überrascht. Forderak übergab ihn den Wachen und meldete den Vorfall, aber als ich den Raum betrat, in den Joff gebracht worden war, lag er dort in seinem Blut. Jemand hat ihn getötet. Ich befahl, seine Sachen durchsu…«
    »Er hatte Gold«, unterbrach ihn Craymorus. »Viel Gold.« Er stand auf, begann auf dem Podest auf und ab zu gehen. »Dieser …«
    »Joff«, sagte Garrsy.
    »Dieser Joff war bereit, Korvellan für Gold zu befreien. Für Gold.« Craymorus sah in den Saal hinein. Beinahe hilflos hob er die Hände. »Unser Leben für ein paar Münzen.« Er ließ die Hände sinken. »Jemand hat ihm dieses Gold gegeben.« Hass schlich sich in seine Stimme. Jonan war sich nicht sicher, ob er es überhaupt bemerkte. »Und ihn zum Schweigen gebracht, als der Verrat scheiterte. Ich will wissen, wer.«
    Syrah saß stumm und mit gesenktem Kopf neben ihm. Nyrdok starrte sie die ganze Zeit über an, aber sie beachtete ihn nicht.
    Sie war es , dachte Jonan. Sie hat Nyrdok Gold gegeben, damit er die Wachen besticht.
    Er kannte die Gerüchte, die über Syrah kursierten, wusste von dem Verhältnis, das sie und Korvellan angeblich während des Kriegs miteinander gehabt hatten. Dogart hatte ihm eines Nachts während des Wachgangs davon erzählt. Sein Vater hatte behauptet, sie selbst zusammen gesehen zu haben, damals, als Korvellan noch Baldericks General gewesen war und sich in der Festung von einer Verletzung erholte, während der Fürst mit seinen Armeen durch das Land zog.
    Er fragte sich, wer sonst noch davon wusste.
    Craymorus stand auf dem Podest. Seine letzten Worte verhallten. Es wurde still im Thronsaal, so still, dass Jonan die Atemzüge der Männer neben sich hören konnte. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie groß Craymorus war. Die Krücken hatten ihn gezwungen, gekrümmt zu gehen, doch ohne sie stand er hoch aufgerichtet vor seinen Untertanen und blickte auf sie herab. Seine Schultern waren zu breit, seine Arme zu muskulös für den Rest seines Körpers. Er trug eine lange Hose und Stiefel, die seine Beine verdeckten, aber bei jeder Bewegung verriet das Schlottern des Stoffs, wie dürr und verkrümmt sie waren. Er hätte grotesk, vielleicht sogar lächerlich wirken müssen, doch das tat er nicht.
    »Wer?«, schrie er plötzlich. »Jemand muss doch etwas gesehen haben!«
    Einige Soldaten husteten nervös, andere räusperten sich. Nyrdok sah aus, als müsse er sich übergeben.
    Jonan schwieg.
    »Mein Bruder«, sagte Adelus in die Stille hinein. »Mit Eurer Erlaubnis möchte ich sprechen.«
    »Gewährt.«
    Der Junge trat vor das Podest. Sein Kinn war vorgestreckt, die Schritte fest und arrogant. Jonan warf einen Blick auf Milus. Der Magier lächelte.
    »Wir alle können uns denken, wer Gold für Korvellans Freiheit zahlen würde«, sagte Adelus. Er richtete seine Worte an Craymorus, sprach aber so laut, dass man ihn im ganzen Saal verstehen konnte.
    Jonan glaubte ein Zittern zu sehen, das Syrahs ganzen Körper erfasste, doch nach einem Lidschlag war es bereits wieder verschwunden.
    Adelus wandte sich an den Saal. »Nur einer würde so etwas tun«, fuhr er fort.
    Alle Blicke richteten sich auf ihn. Man sah ihm an, wie sehr er die Aufmerksamkeit genoss.
    »Nur einer«, wiederholte er. »Ein Nachtschatten!«
    Er schrie das letzte Wort in den Saal hinein.
    Schlagartig änderte sich die Stimmung. Soldaten und Sklaven nickten erleichtert, froh, dass der Verdacht weit von ihnen geschoben worden war.
    »Genau!«, riefen einige laut. »Er hat recht!«
    »Stimmt!«, schrie Nyrdok.
    Craymorus setzte sich auf den Thron und stützte den Kopf auf seine Hand. Er wartete die

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