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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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bemerkte die tiefen Ringe unter seinen Augen. »Verschwinde.«
    »Ja, Herr. Verzeiht, Herr.« Nyrdok entfernte sich unter zahlreichen Verbeugungen, aber seine Blicke gingen an Craymorus vorbei.
    Er sieht Syrah an , dachte Jonan. Ihr ist er ergeben, nicht dem Fürsten.
    Vor der Tür blieb Nyrdok stehen. Er schien zu erwarten, dass sie geöffnet wurde, aber die Leibgardisten senkten ihre Schilde nicht.
    »Mein Fürst?«, fragte Garrsy. »Soll ich die Türen öffnen lassen?«
    Craymorus sah Adelus an. »Wie steht es um deine Kraft?«
    »Gut.«
    »Dann werden wir die Türen geschlossen halten, bis sich jeder in diesem Saal dem Zauber unterzogen hat. Dass wir einen Nachtschatten entdeckt haben, heißt nicht, dass es nur einen gab.« Er legte Adelus die Hände auf die Schultern. »Dieser Junge wird uns die Wahrheit offenbaren.«
    Jonan tastete nach seinem Schwert. Seine Hand stieß ins Leere.
     
     
    Es wurde stickig im Thronsaal und heiß. Die Männer waren in zwei Gruppen aufgeteilt worden, diejenigen, die ihre Handflächen Adelus entgegengestreckt hatten, und die, die noch darauf warteten. Der Junge stand in der Mitte des Raums. Er war umringt von Soldaten, die Speere und Schilde trugen. Immer öfter bat er um eine Pause. Schweißnasses Haar hing ihm ins Gesicht. Craymorus ging auf dem Podest auf und ab. Er wirkte angespannt. Syrah saß in ihrem Stuhl. Ab und zu tupfte sie sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
    »Du.« Garrsy zeigte auf den Soldaten, der neben Jonan stand. Rund dreihundert Menschen befanden sich im Thronsaal, nur noch zwanzig warteten auf ihre Überprüfung.
    Der Soldat stellte sich vor Adelus. Der Junge schwankte leicht.
    »Der Nächste«, sagte er mit geschlossenen Augen. Der Mann stieß erleichtert den Atem aus und ging auf die andere Seite des Gangs.
    »Jonan.« Garrsy nickte ihm zu.
    Es war still im Saal, aber Jonan hörte jedes Geräusch überlaut. Räuspern und gelegentliches Husten, das Flüstern, mit dem die Soldaten sich unterhielten. Von draußen drang der Alltag der Flüchtlinge herein. Das Gackern der Hühner, Kinderschreie, das Hämmern eines Schmiedehammers. Das Tier in Jonans Innerem spannte die Muskeln, lauerte auf seine Chance.
    Jonan trat vor. Die Speerspitzen der beiden Wachen, die neben Adelus standen, richteten sich auf seinen Bauch. Zwei weitere Soldaten standen hinter ihm, mit Schwertern bewaffnet.
    Die Speerspitzen zitterten. Die Männer waren müde. Seit dem ersten Nachtschatten waren die Überprüfungen ereignislos verlaufen. Sie waren unaufmerksam. Die Hitze und die schlechte Luft setzten ihnen zu. Ihre Augen wirkten stumpf.
    In seinen Gedanken sah Jonan den Kampf vor sich, sah sich die Wachen niederstrecken und nach dem Jungen greifen. Er würde sich eine ihrer Waffen nehmen, einen Speer, kein Schwert, und sich damit Platz verschaffen. Sie würden es nicht wagen, ihn anzugreifen, solange er den Jungen hatte.
    »Heb deine Hände«, sagte Adelus. Er schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können.
    Jonan streckte ihm die Handflächen entgegen.
    Aber was dann?, fragte er sich. Selbst wenn er aus dem Thronsaal herauskam, wie sollte er die Festung verlassen? Die Bogenschützen auf den Türmen würden ihn erledigen, bevor er das Tor erreichte.
    Adelus schloss die Augen.
    Das Tier warf sich gegen die Wände seines Gefängnisses, drängte Jonan, die Türen zu öffnen und es hinauszulassen. Dem Tier konnte gelingen, was dem Menschen verwehrt blieb.
    Die Wache neben Adelus gähnte.
    Jonan ließ sich in sein Inneres sinken, näherte sich dem Tier durch das Labyrinth, das er errichtet hatte. Es lief ihm entgegen. Seine Klauen kratzten an Jonans Geist, rissen die Mauern und Wälle nieder. Er streckte die Hand nach dem Tier aus – und zog die Hand zurück.
    Nein , dachte er. Nicht so. Ich will so nicht gehen.
    Adelus öffnete die Augen.
    »Der Nächste.«
    Benommen trat Jonan zur Seite. Das Tier verschwand in den Tiefen seines Gefängnisses. Sein Brüllen verfolgte ihn, lähmte seine Gedanken.
    Sein Blick glitt zurück zu Adelus, zu dem Soldaten, der vor ihm stand, zu der Blutlache auf dem Boden und der Leiche, die unter einem Teppich in einer Ecke des Saals lag.
    Es gibt keinen Zauber , dachte er. Der Junge lügt.

 
Kapitel 7
     
    Der Reisende auf seinem Weg in den Süden wird etwas Kurioses bemerken: Je weiter er sich vom ewigen Eis des Nordens entfernt, desto mehr Geschichten hört er über die Kreaturen, die jenseits aller menschlichen Siedlungen ihrem

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