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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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…«
    »Ich habe befohlen, mich hier nicht zu stören!«
    »Ich weiß, mein Fürst. Bestraft mich, wenn es Euch beliebt, aber ich muss Euch etwas Wichtiges sagen.«
    Craymorus stellte die Karaffe zurück auf den Tisch und stand auf. Er legte die Hand auf den Riegel, der die Tür verschloss, dann drehte er sich zu dem Nachtschatten um.
    »Ich habe an eine Lüge geglaubt«, sagte er leise und öffnete die Tür.
    Forderak und Garrsy standen davor. Beide wirkten nervös.
    »Es ist etwas geschehen, mein Fürst«, begann Garrsy.

 
Kapitel 6
     
    Die Vergangenen sind in Westfall allgegenwärtig, sei es in Ruinen, in den Gesängen der Barden, den Predigten der Priester oder den Gebeten der Menschen. Bei meinen Reisen stieß ich einmal auf eine Taverne mit dem Namen »Zum fröhlichen Vergangenen«. Den Wirt traf keine Schuld an diesem Frevel, da weder er noch seine Gäste wussten, was der Schildermaler geschrieben hatte. Tatsächlich war ich in all den Jahren der Erste, der ihn darauf hinwies.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Alle raus!«
    Die Stimme riss Jonan aus dem Schlaf. Um ihn herum grunzten und fluchten Männer.
    Er setzte sich auf. Seine Lider waren schwer, die Gedanken langsam. Er hatte nur wenig geschlafen. Instinktiv griff er nach seinem Schwert, aber die Stimme – Garrsys Stimme – hielt ihn auf.
    »Lasst eure Waffen hier!«, rief er. »Der Fürst verlangt, euch zu sehen.«
    »Warum?«, rief ein Mann zurück.
    »Nicht reden – aufstehen!«
    Jonan sah zur Tür. Garrsy stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Schlafsaal. Er war von sechs schwer bewaffneten Leibgardisten umgeben. Jonan entging nicht, wie angespannt der Leutnant wirkte.
    Etwas ist passiert , dachte er.
    »Los!«, brüllte Garrsy. Jonan hatte ihn noch nie zuvor schreien hören.
    Er stand auf und stellte sich zu den anderen Soldaten, die eine Zweierreihe bildeten. Die Leibgardisten rahmten sie ein wie Gefangene.
    »Wo ist euer Sergeant?«, fragte Garrsy.
    Schulterzucken antwortete ihm. Jonans Blick glitt über die Gesichter. Nyrdok war nirgends zu sehen.
    »Also gut.« Garrsy drehte sich um. »Folgt mir!«
    Sie verließen den Schlafsaal. Helles Licht fiel durch schmale Fenster in die Gänge. Jonan schätzte, dass es später Vormittag war. Seine Wache hatte erst im Morgengrauen geendet. Die ganze Nacht über, wann immer er seinen Posten verlassen konnte, hatte er vergeblich versucht, Nyrdok zu finden.
    Die Türen zum Thronsaal waren weit geöffnet. Soldaten, Sklaven und einige Magier drängten sich darin. Man hatte Tische und Stühle entfernt und den Fürstenthron auf ein Podest gestellt. Ein hoher Stuhl stand daneben.
    Leibgardisten sorgten dafür, dass die Soldaten, die den Saal betraten, sich verteilten und einen breiten Gang in der Mitte frei ließen. Jonan blieb in der Nähe der Tür. Sein Blick glitt über die Gesichter der Soldaten und blieb an Nyrdoks hängen.
    Er lehnte an der Wand neben einem Fenster. Der Sergeantenumhang hing bis auf den Boden, war ihm zu groß. Immer wieder wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte Angst.
    Garrsy schob sich an Jonan vorbei, ohne ihn zu bemerken. Hinter ihm traten zwei mit Speeren und Schilden bewaffnete Leibgardisten in den Eingang. Ihre Blicke flackerten. Sie wussten wohl ebenso wenig, weshalb sie gerufen worden waren, wie die anderen Soldaten.
    Aber Nyrdok weiß es , dachte Jonan.
    Garrsy blieb neben dem Podest stehen. Er nickte einem übergewichtigen, kahlköpfigen Eunuchen zu, der daraufhin mühsam auf das Podest stieg.
    »Bürger Westfalls!«, rief er mit einer Stimme, so rein und weich, dass sie Jonan an Flusswasser erinnerte. »Verneigt Euch für den Fürsten und die Fürstin von Westfall.«
    Alle im Raum verneigten sich tief. Ein paar knieten sogar nieder.
    Zwei Sklaven öffneten die Tür hinter dem Thron. Craymorus kam mit langen Schritten heraus, Syrah folgte ihm langsamer. Sie ging geduckt, als trüge sie eine Last auf dem Rücken. Als sie sich setzte, schien sie in dem großen dunklen Stuhl fast zu verschwinden.
    Craymorus winkte Garrsy heran, dann setzte er sich ebenfalls. Der Leutnant hörte ihm einen Moment zu, nickte und verließ das Podest. In der Mitte des Saals blieb er stehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und zwinkerte nervös. Die Situation schien ihm nicht zu behagen.
    »In … äh …«, begann er. »Die …« Er räusperte sich. »Jemand«, setzte er erneut an, »hat versucht, Korvellan zu

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