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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Zwischenrufe ab, dann sagte er: »Ich weiß, Adelus, aber das hilft uns leider nicht weiter.«
    »Weil du die Nachtschatten nicht erkennen kannst.« Der junge lächelte. Einen Moment lang sah er aus wie sein Vater.
    Jonan wusste, was er sagen würde, noch bevor er die Worte aussprach.
    »Aber ich kann es.«
    Craymorus ließ die Hand sinken und beugte sich vor. »Was?«
    »Vater wollte nicht, dass ich am Großen Zauber mitarbeite«, sagte Adelus, »weil ich noch zu jung bin. Also versuchte ich dir auf andere Weise zu helfen.«
    »Du …« Craymorus stand auf. »Du hast einen Zauber erschaffen, mit dem man Nachtschatten finden kann?«
    Adelus nickte.
    »Garrsy, niemand verlässt den Saal.«
    Jonan drehte den Kopf, als die Türen hinter ihm mit einem Knall zugeschlagen wurden. Breitbeinig stellten sich die Wachen davor. Sie hoben die Schilde und klemmten sich die Speere unter den Arm. Mit einer Geste befahl Garrsy zwei weitere Wachen zur Tür hinter dem Thron.
    Craymorus sprang von dem Podest und sah Adelus an. »Zeig ihn mir.«
    »Hebt die Hände, Bruder, Handflächen nach außen.«
    Er tat, was der Junge verlangte.
    Adelus schloss die Augen. Jonan wartete auf etwas, einen Blitz, einen Knall oder ein Licht, aber nichts geschah. Nach einem Moment öffnete der Junge die Augen wieder.
    »Du bist kein Nachtschatten«, sagte er.
    Craymorus lachte. Die Männer im Saal nahmen sein Lachen auf. Laut und falsch hallte es von den Wänden wider. Nur Syrah reagierte nicht.
    »Und jetzt die Leibgarde.«
    Nacheinander wurden sie zu Adelus geführt, zuerst die an den Türen, dann Garrsy, schließlich die anderen im Saal. Die Männer scherzten untereinander. Die Stimmung war gelöst.
    Es geschah beim siebten Leibgardisten, einem jungen bärtigen Mann mit den Schultern eines Holzfällers. Er stellte sich vor Adelus und hob die Hände.
    »Dann zeig mal, was du kannst, Kleiner«, sagte er grinsend.
    Adelus schloss die Augen. Zeit verging, mehr als bei den anderen Männern.
    »Der lässt dich ja ganz schön bra…«, begann der Leibgardist, der hinter ihm stand, doch dann brach er mitten im Wort ab.
    »Was ist?«, fragte der jüngere Soldat zurück.
    Ein plötzliches Raunen ging durch den Saal. Jonan starrte auf die Handflächen des Mannes. Dunkles Fell bedeckte sie.
    »Was ist denn los?« Der Gardist klang nervös. Er drehte seine Hände und wich zurück, so als wolle er vor dem fliehen, was er sah. »Was ist das?«, schrie er. »Sagt mir, was das ist!«
    Adelus öffnete die Augen und sagte nur ein Wort: »Nachtschatten.«
    Der Gardist wich den Männern aus, die nach ihm greifen wollten. Immer mehr umringten ihn. Die Wachen, die an der Tür hinter dem Thron gestanden hatten, hoben die Schilde, stellten sich schützend vor Craymorus. Nur sein Kopf ragte über sie hinweg.
    »Ich bin ein Mensch!« Die Stimme des Gardisten überschlug sich.
    Die Tür war unbewacht. Jonan drängte sich durch die Soldaten. Nur drei oder vier Speerlängen trennten ihn vom Thron. Ein wirbelnder Umhang nahm ihm die Sicht. Ein Schwert blitzte auf. Jonan sprang zur Seite und prallte gegen den Schild eines Leibgardisten.
    »Pass doch auf!«, brüllte der Mann. Seine Worte gingen in einem kurzen, gurgelnden Schrei unter.
    Jonan richtete sich auf. Jemand starb.
    Er versuchte nicht daran zu denken. Mit einem Sprung war er auf dem Podest – und stand direkt vor Syrah. Ihre Blicke trafen sich.
    »Hat sie dich geschickt?«, fragte die Fürstin. Ihre Augen waren so kalt wie das Eis des Nordens. »Ist es so weit?«
    Er hätte sie zur Seite stoßen müssen, um zur Tür zu gelangen, aber das tat er nicht. Hinter ihm war es ruhig geworden. Die Wachen kehrten bereits zurück. Er wäre nie ungesehen an ihnen vorbeigekommen.
    »Nein, Mefrouw«, sagte er, ohne zu wissen, wovon sie redete. »Ich bin hier, um Euch zu beschützen.«
    »Mefrouw?«
    Erst als sie es aussprach, fiel Jonan auf, wie er sie genannt hatte.
    »Wieso hast du das getan?«, fragte Craymorus hinter ihm. Im ersten Augenblick dachte Jonan, er würde mit ihm sprechen, doch als er sich umdrehte, sah er, dass der Fürst vor Nyrdok stand.
    Der Gardist mit den fellbewachsenen Handflächen lag tot am Boden. Ein Schwert steckte in seinem Hals. Adelus stand ein Stück entfernt und betrachtete die Leiche regungslos.
    »Ich dachte, er würde Euch angreifen, Herr«, sagte Nyrdok. Bei jedem Wort zog er die Schultern etwas mehr ein.
    »Es stand ein Dutzend Männer zwischen ihm und mir.« Craymorus schüttelte den Kopf. Jonan

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