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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fand. Er bezweifelte, dass der Maßstab richtig war, doch die Entfernung war ihm egal. Es ging ihm nur um die Richtung.
    Gerit drehte den Stock, bis er vom Hof genau durch den Nordostturm führte. Mit dem Blick folgte er der Linie, verlängerte sie entlang des Stocks, bis er die Mine erreichte.
    Ich habe es geahnt , dachte er. Und ich bin sicher, wenn ich eine Karte der Mine hätte, würde sein Weg bis in die Höhle führen und vielleicht noch weiter, noch tiefer in den Berg hinein.
    Der Gedanke war unheimlich. Gerit schluckte. Er rollte die Karte zusammen und legte sie mit den anderen zurück ins Regal.
    Draußen begann es zu schneien.

 
Kapitel 9
     
    Die Malerei ist die einzige Kunstform, die in Westfall vom einfachen Volk ebenso sehr geschätzt wird wie von seinen Herren. Ein Maler beginnt seinen Tag nicht selten mit einem neuen Schild für eine Schlachterei und beendet ihn mit dem Portrait einer anmutigen Schönheit aus höheren Kreisen. Bei Ersterem ist Handwerkskunst gefragt, bei Letzterem Fantasie und diplomatisches Geschick.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    Im Hof wurden Leichen verbrannt.
    Syrah stand am Fenster ihres Gemachs und betrachtete die Feuer. Jeden Tag wurden es mehr. Die zunehmenden Angriffe der Nachtschatten rissen tiefe Löcher in die Verteidigungslinien. Sogar vier Magier waren bereits gefallen.
    Doch die Leichen, die in den Feuern lagen, waren keine Menschen. Nachtschatten verbrannten dort unten, Saboteure und Verräter, die dank Adelus' Überprüfungen entdeckt worden waren.
    Syrah dachte an die Worte, die Korvellan geschrieben hatte, als sie ihm davon berichtete. Aber was, wenn Adelus keinen Zauber gefunden hat, der uns offenbart, sondern nur einen, der Fell in den Handflächen sprießen lässt?
    Sie strich die Papierfetzen glatt, die ihr heimlich aus dem Kerker zugespielt wurden. Ihre Hände wirkten alt, so viel älter als damals, als sie Korvellan berührt hatten. Wie viel war seitdem geschehen, wie sehr hatten sie sich verändert.
    Sie dachte an den Soldaten im Thronsaal, den sie für ihren Mörder gehalten hatte. Mefrouw. So hatte er sie genannt. Selbst Tage danach klang das Wort noch in ihrem Geist nach. Es brachte Erinnerungen an Rickard mit, an den einen Besuch in Somerstorm bei dem ehemaligen Sklavenhändler, den sie so verabscheut hatte, und bei seiner kalten Frau.
    Fürsten hatten sie sich genannt, dabei waren sie nur Pack, das zu Reichtum gekommen war. Balderick hatte das nicht gestört. Er hatte das Gold gesehen und einer Verlobung zwischen ihrem einzigen Sohn Rickard und Ana Somerstorm zugestimmt.
    Vielleicht hätte sie ihm das ausreden können, denn Balderick war ein dummer Mann gewesen, der dazu neigte, die Ideen anderer für seine eigenen zu halten, wenn man nur lange genug auf ihn einredete. Aber Rickard hatte sich in Ana verliebt. Nur einmal danach hatte sie ihn so voller Glück gesehen, an dem Tag, als er in den Krieg gegen die Nachtschatten aufbrach, um ein Held zu werden.
    Syrah schloss die Augen. Schmerz stieg bitter und heiß in ihr auf. Ihre Hände zitterten. Nur zwei Menschen hatte sie in ihrem Leben wirklich geliebt, und nun war der eine wegen der Pläne des anderen tot. Und doch konnte sie nicht aufhören, den anderen zu lieben.
    Was bin ich nur für eine Mutter? , dachte sie, verstört über sich selbst. Sie öffnete die Augen. Satzfetzen, geschrieben in Korvellans präziser, gerader Handschrift, ragten unter ihren Fingern hervor.
    unsere Tochter finden. Wenn Craymo
    Fehler, die ich gemacht habe und die ich ber
    dringend mit Craymorus sprechen. Ich verstehe nicht, wesh
    war zu riskant, mich befreien zu wollen. Mach dir keine Sorgen, wir Vergangene werden uns
    Syrah zuckte zusammen, als jemand an der inneren Tür ihrer Gemächer klopfte. Hastig faltete sie die Zettel zusammen und schob sie in den Ärmel ihres Kleides.
    »Ja«, sagte sie dann. Ihre Stimme klang, als hätte sie geweint. Syrah strich sich mit den Fingerspitzen über die Wange. Sie war feucht.
    Ein Soldat, den sie nicht kannte, öffnete die Tür. Craymorus hatte den Offizieren befohlen, nur Überprüfte als Wachen einzuteilen. Dass bisher niemand von ihrer Leibgarde dem Test unterzogen worden war, überraschte Syrah nicht.
    »Sergeant Nyrdok wünscht, Euch zu sprechen, Fürstin«, sagte der Soldat.
    »Lass ihn rein, und schließe die Tür.«
    »Ja, Fürstin.«
    Der Soldat verschwand. Seine Schritte hallten durch die vorderen Gemächer. Es gehörte

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