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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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mit einem hat er recht: Ich muss endlich handeln.
    Sie zog die Zettel aus ihrem Ärmel und ging zum Kamin. Das Feuer, das ihre Gemächer bei Nacht erwärmte, war fast niedergebrannt. Zwei Holzscheite glühten noch in der Asche. Kleine Flammen krochen darüber.
    Syrah war in die Vergangenheit geflohen, hatte zugelassen, dass die Gegenwart sie vergaß und die Zukunft keinen Platz mehr für sie hatte.
    »Es ist noch nicht zu spät«, flüsterte sie, »weder für mich noch für Westfall noch für …«
    Sie ließ die Zettel los. Das Papier fing Feuer, noch bevor es die Holzscheite berührte. Die Flammen loderten für einen Augenblick auf, verschlangen Worte und Gedanken.
    »… uns«, sagte Syrah.
     
     
    »Aus dem Weg.«
    Die beiden Leibgardisten sahen sich an.
    Syrah blieb vor ihnen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich sagte: Aus dem Weg!«
    Beide zögerten, dann rang sich der rechte und jüngere der beiden zu einer Antwort durch. »Der Fürst verlangt, dass wir jeden Besucher ankündigen.«
    Syrah drängte sich an ihm vorbei. »Ich bin seine Gemahlin, kein Besucher, Soldat«, sagte sie, während sie die Tür bereits aufstieß. »Ich brauche weder eine Ankündigung noch eine Erlaubnis.«
    Sie warf die Tür hinter sich zu. »Ja, Herrin«, hörte sie den Soldaten dumpf durch das Holz sagen.
    Craymorus war in Baldericks Gemächer gezogen, so wie es sich für ihn gehörte, aber er hatte nichts verändert. An den Wänden hingen immer noch Jagdwaffen und ausgestopfte Tierköpfe, die alten, dunklen Holzmöbel, die Balderick so geschätzt hatte, standen immer noch so, wie er sie aufgestellt hatte. Es roch sogar noch nach Balderick. Nur ein paar Schriftrollen auf einem der Tische verrieten, dass nun ein anderer diese Räume bewohnte.
    Er lebt hier wie ein Gast , dachte Syrah, so als wisse er, dass er nicht lange bleiben wird.
    Der Raum war leer, aber die Tür zum Schlafgemach stand offen. »Craymorus?«, rief Syrah. »Ich muss mit dir reden.«
    Sie wartete. Niemand antwortete, aber sie glaubte ein trockenes Rascheln zu hören.
    Langsam ging sie durch den Raum. Die tiefen Teppiche dämpften ihre Schritte.
    »Craymorus?«, sagte sie.
    Das Rascheln verstummte. Syrah blieb im Türrahmen des Schlafgemachs stehen. Die Vorhänge waren zugezogen, das Feuer ausgegangen. Der Raum lag im Halbdunkel.
    Etwas bewegte sich auf dem breiten Bett. Es wölbte die Decken und Felle, glitt unter ihnen hindurch wie eine Schlange. Es raschelte wie Papier. Ein seltsam metallischer Geruch hing in der Luft.
    Syrah wich zurück, nahm den Blick jedoch nicht von dem Ding unter der Decke. Es blähte sich auf und fiel in sich zusammen, so als würde es atmen. Etwas an seiner Form, den fließenden, weichen Bewegungen ekelte Syrah. Sie hustete.
    Das Ding verschwand. Von einem Lidschlag zum nächsten lagen die Decken still. Unwillkürlich sah Syrah zu Boden, erwartete beinahe, etwas auf sich zukriechen zu sehen, aber da war nichts.
    Sie drehte sich um. Mellie stand vor ihr.
    Syrah hätte beinahe geschrien, doch sie biss sich auf die Lippen. »Wo ist der Fürst?«, fragte sie, um den Schreck zu überspielen.
    Mellie neigte den Kopf. »Verzeiht, Herrin, das weiß ich nicht. Ich wollte hier nur etwas saubermachen.«
    Wo kommt sie her? , fragte sich Syrah. Die Tür hätte sie gehört, und durch eines der geschlossenen Fenster hätte sie auch nicht klettern können. Wozu auch?
    Ihr Blick fiel auf das Bett. Sie schüttelte sich innerlich. Nein, das kann nicht sein.
    »Wenn du ihn siehst, dann sag ihm, dass ich ihn zu sprechen wünsche«, sagte Syrah. Sie ging so dicht an Mellie vorbei, dass die ausweichen musste.
    »Ja, Herrin.«
    Ihre Unterwürfigkeit war ekelerregend. Syrah schluckte ihre Wut hinunter. Sie legte die Hand auf die Türklinke, doch dann zögerte sie.
    Ich bin es so satt , dachte sie, so satt.
    Sie drehte sich um. »Wo ist meine Tochter?«
    Mellie hielt den Kopf immer noch gesenkt. Das lange Haar verdeckte ihr Gesicht. »Ich verstehe Eure Frage nicht, Herrin. Von welcher Tochter sprecht …?«
    »Lass das. Du und der Krüppel, ihr habt sie entführen lassen. Ich will wissen, wo sie ist.«
    »Krüppel? Cray würde es sicher nicht gefallen, wenn er wüsste, wie du von ihm redest.«
    »Die Peitsche wird dir deine Unverschämtheit austreiben, du kleine …«
    Mellie hob den Kopf. Syrah unterbrach sich. Sie wich zurück, prallte mit dem Rücken gegen die Tür.
    Die Unterwürfigkeit war aus Mellies Blick verschwunden. Alles war daraus

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