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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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einem Moment hörte er das Scharren von Krallen auf den Steinen.
    Schwarzklaue lächelte und sah Daneel an, der neben ihm aufgetaucht war. »Sie kommen.«
    »Ja, aber ich habe dich nicht gebeten, sie zu beleidigen.«
    Schwarzklaue hob die Schultern. »Es war die Wahrheit.«
    Daneel antwortete nicht darauf. Schweigend gingen sie nebeneinander auf das Hafenviertel zu.
    Schwarzklaue blickte in eine der großen Pfützen, die überall auf den Straßen standen. Er sah sein Ebenbild verschwommen und wabernd darin, aber nicht Daneels.
    Er dachte nicht darüber nach. Stattdessen glitt sein Blick den Hügel hinauf zu der Festung, die mächtig und grau hinter Wolkenschleiern lag. Auf einmal erschien es ihm wie Wahnsinn, gegen ihre Mauern anzurennen, Fleisch gegen Stein und Eisen zu werfen.
    »Werden wir siegreich sein?«, fragte er.
    »Westfall wird brennen«, sagte Daneel.

 
Kapitel 8
     
    Dem Reisenden, der Somerstorms Hafen besucht, wird auffallen, dass es dort keine Stadt gibt und kein Dorf. Einsam ragt der steinerne Pier ins Meer. Die Stürme, die im Herbst und im Winter darüber hinwegfegen, würden jede Hütte niederreißen, die Flutwellen im Frühjahr jedes Gebäude wegspülen. Nur im kurzen Sommer erwacht der Hafen zum Leben. Dann erstrecken sich die Zelte der Händler, Gaukler und Kaufwilligen bis weit in das Land hinein, nur um mit Beginn des Herbstes wie ein Spuk wieder zu verschwinden.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Es war noch dunkel, als die Geräusche der Küche einsetzten. Gerit erwachte zum Klappern der Töpfe, dem Klimpern des Geschirrs und dem Schleifen der Wetzsteine. Er drehte sich auf den Rücken, ohne die Augen zu öffnen, lauschte der Arbeit der Köche und Bäcker. Damals, in diesem anderen Leben, das immer mehr zum Traum wurde, hatten Sklaven all die Arbeiten in der Festung erledigt. Niemals hätte der Sohn des Fürsten bei ihnen schlafen können, hätte es auch gar nicht gewollt. Doch es gab längst keine Sklaven mehr und auch keinen Fürsten.
    Die Gefühle, die er empfand, wenn er daran dachte, waren seltsam, so als wolle er gleichzeitig lachen und weinen.
    Perres, ein älterer Nachtschatten aus Lak-Binnou und der beste Koch der Festung, begann zu singen. Er hatte eine raue, schräge Stimme, die nicht zu den weichen Balladen seiner Heimat passte, sang aber nichts anderes, auch nicht, wenn man ihn darum bat.
    Gerit öffnete die Augen und setzte sich auf. Unwillkürlich sah er neben sich, aber Mamee war bereits aufgestanden. Die Nachtschatten in der Küche wechselten sich mit ihren Aufgaben ab. An diesem Morgen musste Mamee die Maka-Wurzeln aus dem Vorratskeller holen und klein schneiden. Niemand beschwerte sich, aber Gerit wusste, dass die Wurzeln allen aus dem Hals hingen. Sie schmeckten nach nichts, und selbst Perres konnte ohne Gewürze und Kräuter daran kaum etwas ändern.
    Das war einer der Gründe, weshalb er die Mine trotz des Winters weiterbetrieb, die Produktion sogar erhöht hatte. Sobald der Hafen eisfrei war und die ersten Schiffe aus Zvaran und Bochat eintrafen, würde er all die Dinge kaufen, von denen sie seit einigen Blindnächten nur träumen konnten: Honig, Pfefferschoten, Tempelkraut, Süßschluppen und Ewigtreu. Gerit hatte alles auf eine Liste geschrieben, aber niemandem etwas davon gesagt, selbst Mamee nicht. Es sollte eine Überraschung sein.
    Er schlug die Decke zurück und stand auf. Perres und Seidenfell nickten ihm zu, als er durch die Küche ging und seine Stiefel an der Tür anzog. Er kochte, sie knetete Brotteig. Eis bedeckte die Scheiben von innen und von außen, dämpfte das graue Morgenlicht.
    Perres unterbrach seinen Gesang. »Du kannst heißes Wasser haben, wenn du willst.«
    »Gern, danke.« Gerit schob ihm eine Schüssel herüber. Perres schöpfte dampfendes Wasser aus dem Topf, der über der Feuerstelle hing, und schüttete es in die Schüssel. Dann sang er weiter.
    Gerit verstand nicht alles, aber in dem Lied ging es wohl um einen Seemann, der auf den Großen Fluss hinausfuhr und nicht mehr nach Hause fand.
    Er wartete, bis das Wasser etwas abgekühlt war, dann zog er sein Hemd aus und begann sich zu waschen. Die Nachtschatten aus dem Norden hatten gelacht, als sie seine haarlose weiße Brust zum ersten Mal sahen, aber er hatte entschieden mitzulachen, und seitdem ließen sie ihn in Ruhe.
    Entscheidungen , dachte er, als warmes Wasser über seinen Hals rann. Alles ist die eigene Entscheidung, selbst das,

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