Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Erkenntnis des Verrats vergiftete seinen Geist. Er wünschte, es würde regnen, aber der Himmel war klar.
    Im Hof suchten die Krieger aus dem Norden nach letzten Überlebenden. Gelegentlich hörte Schwarzklaue den Schrei eines sterbenden Besessenen. Draußen vor der Festung redeten die Krieger aus dem Süden miteinander. Er vernahm ihre Stimmen – um genau zu sein, hörte er fast nur Redalyos Stimme. Auch ohne die Worte zu verstehen, wusste er, um was es bei diesem Treffen ging und wie es ausgehen würde.
    »Schwarzklaue.« Die Stimme eines Kriegers riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Name war Narbenrücken, eine Erinnerung an das Feuer, in das er als Säugling gefallen war.
    »Sieh mal, was ich gefunden habe«, sagte er und zeigte mit einer Klaue auf den Jungen, den er am Arm gefasst hatte. »Lag hinten zwischen den Unterständen.«
    Schwarzklaue sah die seltsame Mischung aus Mensch und Nachtschatten an. »Verwandle dich gefälligst vernünftig!«, brüllte er.
    Der Junge zuckte zusammen und wand sich in Narbenrückens Griff, doch der hielt ihn fest. Schwarzklaue bemerkte, dass er Ketten trug.
    »Was willst du mit ihm machen?«, fragte der Krieger.
    Schwarzklaue hob die Schultern. »Nichts. Wenn er so leben will, dann ist das seine Sache.«
    »Wie du meinst.« Narbenrücken stieß den Jungen auf den Torbogen zu. »Verschwinde!«
    Die halb verwandelte Kreatur stolperte und wäre beinahe in den Schlamm gefallen. Dann fing sie sich und lief aus der Festung hinaus, vorbei an Redalyo, der ihr kopfschüttelnd nachsah.
    »Was war das?«, fragte er.
    »Das spielt keine Rolle.« Schwarzklaue sprang von der Mauer. Zufrieden bemerkte er, wie der Feigling zusammenzuckte, als er dicht vor ihm landete. »Was willst du?«
    »Wir …« Redalyo zögerte. »Die Krieger aus dem Süden haben etwas beschlossen.« Er trat einen Schritt zurück. »Sie wollen den Feldzug beenden.«
    »Wollen sie das?« Aus den Augenwinkeln sah Schwarzklaue, dass Narbenrücken die anderen Krieger aus dem Norden heranwinkte.
    Redalyo schien das ebenfalls zu bemerken, denn er wartete mit seiner Antwort, bis sie herangekommen waren.
    »Sie denken«, sagte er dann, »dass wir uns ans andere Ufer des Großen Flusses zurückziehen sollten. Viele sind bereits dorthin gegangen. In den Wäldern gibt es genügend Wild für alle. Wir werden dort in Freiheit leben können.«
    »Wir können hier in Freiheit leben.« Schwarzklaue streckte die Arme aus. »Wir haben Westfall genommen!«
    »Westfall ist gefallen, aber wir haben es nicht genommen.« Redalyo verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, was hier geschehen ist, aber seit Korvellan uns verlassen hat, rennen wir auf einen Abgrund zu.«
    Graunacken, einer der Krieger aus dem Norden, verschränkte die Arme vor der Brust. »Korvellan wollte nicht, dass wir Westfall angreifen«, sagte er. »Wir haben ihn enttäuscht. Deshalb ist er heute davongeritten.«
    Schwarzklaue hätte ihm am liebsten die Zunge herausgerissen. »Seit Korvellan weg ist«, sagte er mühsam ruhig – wenn doch nur Daneel da gewesen wäre –, »haben wir Srzanizar niedergebrannt und Westfall. So könnte es weitergehen. Eine Stadt nach der anderen, bis die ganze Welt brennt.« Er sah die Krieger an. »Wollt ihr denn nicht die Welt brennen sehen?«
    Sie senkten die Blicke.
    »Niemand außer dir will das«, sagte Redalyo nach einem Moment. »Wir wollen in Freiheit leben, das ist alles.«
    Er drehte sich um und ging durch den Torbogen. Graunacken und Narbenrücken folgten ihm, dann die anderen Krieger. Sie sahen einander nicht an, sprachen kein Wort, gingen nur schweigend durch das Tor und langsam den Hügel hinab.
    Die Krieger aus dem Süden schlossen sich ihnen an. Schwarzklaue roch ihre Scham. Er sah ihnen nach, bis auch der Letzte hinter der Hügelkuppe verschwunden war.
    Deine Schuld, Korvellan, deine große Schuld.
    Ein Knacken ließ ihn herumfahren.
    Der Junge stand im Gras, gekrümmt, sein Gesicht halb von Haut und halb von Fell bedeckt. Sein Adamsapfel hüpfte im Hals auf und ab, sein Mund öffnete sich.
    »Ich …« Er sprach mit der krächzenden Stimme eines alten Mannes. »Ich … will die Welt brennen sehen.«

 
Kapitel 16
     
    Eines sollte der Reisende nie vergessen: Er ist auf einer Reise, und all die Orte, die er passiert, sind nur Stationen auf seinem Weg. Ein leichtsinnig gesprochenes Wort, geflüstert unter warmen Decken, ist vergessen, wenn er am nächsten Morgen auf seinem Pferderücken sitzt. So möge er vorsichtig mit Versprechen

Weitere Kostenlose Bücher