Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Lidschläge vergingen, dann schossen Pfeile surrend über ihn hinweg.
    Adelus hob die Hand. Die Pfeile verschwanden, so als habe es sie nie gegeben. Craymorus sah zu den Türmen hinauf. Die Bogenschützen wichen zurück. Er machte ihnen keinen Vorwurf.
    Korvellan drehte sein Schwert zwischen den Händen. Er sah sich um, als suche er etwas, dann schüttelte er den Kopf. »Wir müssen raus aus der Festung. Sie sind zu stark.«
    Mellie blieb stehen. Die Magier tanzten um sie herum wie Betende um eine Götterstatue. Sie sah Craymorus an. Ihr Blick durchdrang ihn, ihr Zeigefinger richtete sich auf ihn. Es wurde still. Die Schreie der Menschen, das Brüllen der Besessenen, der Lärm der Kämpfe verging. Die ganze Welt schien anzuhalten.
    »Armer kleiner Fürst«, sagte Mellie. Ihre Stimme füllte diese neue, leere Welt aus. »So schwach, so dumm.«
    Craymorus öffnete den Mund, aber sie erlaubte ihm nicht zu sprechen. Er blinzelte, und sie stand vor ihm. Ihr Zeigefinger glitt über seine Wange. Die Berührung war weder fest noch sanft, nicht warm und nicht kalt. Es war, als würde das Nichts ihn berühren.
    »Nicht wie dein Bruder«, sagte Mellie. Sie wandte sich ab. »Leb wohl.«
    Die Geräusche der Welt stürzten auf Craymorus ein. Mit einem lauten Knall flog das Tor auseinander.
    Mellie schritt hindurch, umgeben von tanzenden, schwitzenden Magiern, vorbei an Soldaten, denen Holzsplitter die Körper zerfetzt hatten. Besessene taumelten hinterher, angezogen von dem Lärm.
    Craymorus spürte Korvellans Hand auf seinem Arm und schüttelte sie ab. »Hast du das gesehen?«, fragte er.
    Der Nachtschatten wirkte ungeduldig. »Was gesehen?«
    »Mellie. Sie hat mit mir geredet und …«
    »Später. Kommt jetzt. Wir brauchen Pferde.«
    Korvellan lief vor zu den Stallungen. Craymorus folgte ihm und nahm die Zügel eines der beiden Pferde, die er in den Hof führte. Sie waren ungesattelt. Auf ihrem Rücken lagen Decken.
    »Ich kann nicht reiten«, sagte Craymorus.
    Korvellan sah ihn an. »Was?«
    »Hast du vergessen, dass ich ein Krüppel bin?« Es klang verbitterter, als er beabsichtigt hatte.
    »Nein.« Der Nachtschatten zögerte. »Ja«, sagte er dann. Er schwang sich auf sein Pferd und nahm Craymorus die Zügel aus der Hand. Rauch hüllte ihn einen Moment lang ein. Er hustete. »Du wirst es lernen.«
    »Nachtschatten!«, gellte ein Ruf von den Mauern. »Nachtschatten!«
    »Schnell lernen«, sagte Korvellan.

 
Kapitel 15
     
    Der Gedanke an einen großen Krieg erfüllt die, die ihn am Horizont wie ein Gewitter aufziehen sehen, mit Schrecken. Doch wenn Frieden über dem Land liegt und Schwerter die Wände von Bankettsälen und nicht die Gürtel von Kriegern zieren, dann fühlt sich der Reisende hingezogen zu den Orten großer Schlachten. Philosophen mögen sich mit der Frage beschäftigen, weshalb es vor allem die vernichtenden Niederlagen sind, die seinen Geist beflügeln.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
    »Wach auf«, flüsterte Daneel. »Die Festung brennt.«
    Schwarzklaue öffnete die Augen. Rauchschwaden zogen über einen blauen Himmel. Er setzte sich auf. Die anderen Nachtschatten schliefen noch, bis auf die Wachen, die am Rand der Wiese standen, die Schwarzklaue sich als Schlafplatz ausgesucht hatte. In der Stadt war es zu gefährlich geworden. Die Feuer breiteten sich immer weiter aus, ständig stürzten Gebäude ein. Er mochte die Geräusche der Balken, wenn sie zerbrachen, und die Funken, die in den Himmel stiegen und aussahen, als würden sie zu Sternen werden.
    Trotzdem hatte er sich aus der Stadt zurückgezogen. Die anderen waren ihm gefolgt. Sie vertrauten ihm, so wie Daneel es vorhergesagt hatte.
    Schwarzklaue stand auf, streckte sich und ging zu einem Baum. Während er gegen den Stamm urinierte, sah er sich um. Redalyo, der gerade so weit entfernt von ihm schlief, dass es nicht aussah, als habe er Angst, wachte ebenfalls auf; Schwarzklaue hörte es an seinem Atem.
    Daneel war nirgends zu sehen. Seit er ihm geholfen hatte, seine Krieger zum Bleiben zu bewegen, war er nur noch selten gekommen. Schwarzklaue fragte sich, wo er hinging, wenn er nicht bei ihm war.
    Er drehte sich um und verharrte mitten im Schritt. Der Rauch, den er am Himmel gesehen hatte, stammte nicht von der Stadt. Der Wind wehte ihn über die Hügel, und es gab nur einen Ort, der dort lag.
    Es war kein Traum , dachte Schwarzklaue. Die Festung brennt wirklich.
    Er trat einem schlafenden

Weitere Kostenlose Bücher