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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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trotzdem stand Gerit der Atem vor dem Gesicht. Er bog um eine Ecke.
    Maccus sah auf, als sein Schatten über ihn fiel. Er und ein anderer Arbeiter trieben Pflöcke in den Boden.
    »Herr«, sagte Maccus. Er klang erleichtert. »Hirros, geh nach oben, und lass dir neue Pflöcke geben.«
    Der Arbeiter nickte.
    Gerit ließ ihn vorbei, wartete, bis seine Schritte unter dem Hämmern der Goldsucher nicht mehr zu hören waren, dann sagte er: »Es sieht nicht gut aus, oder?«
    »Nein, Herr.« Maccus stand auf. Mit einer Hand wischte er über eine feuchte Wand. »Wir stoßen ständig auf neue Wasseradern. Ich weiß nicht, wo sie herkommen, ich weiß nicht, wohin sie fließen. Nur eines weiß ich: Der Frühling kommt, und wenn das Eis über uns zu schmelzen beginnt …« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Tief atmete er durch. »Ein paar Arbeiter sind schon seit langer Zeit hier. Sie wissen, dass etwas nicht stimmt, und wollen nicht weitergraben.«
    »Dann lass sie nicht weitergraben«, sagte Gerit. »Schüttet den neuen Stollen zu. Grabt woanders weiter.«
    Maccus fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Staub rieselte auf seine Schultern. Für einen Moment erinnerte er Gerit an Rickard. Der Gedanke ließ ihn schaudern.
    »So einfach ist das nicht, Herr. Der Schaden ist angerichtet. Ein zugeschütteter Stollen ist nicht so stabil wie Stein. Mit Eurer Erlaubnis würde ich ihn nur absperren, damit ich weiterhin sehen kann, was darin passiert.«
    Gerit nickte. »Mach, was du für richtig hältst.« Er zögerte, bevor er leise weitersprach. »Warst du noch einmal in der Höhle?«
    Maccus sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. Seine Augäpfel leuchteten weiß in seinem dreckverkrusteten Gesicht. »Nein, Herr. Es gibt Orte, die nicht für Menschen gedacht sind. Das ist einer von ihnen, ich bin mir sicher, Herr.«
    »Ich will hinein. Bring mich zum Eingang.« Gerit brachte den Satz so schnell heraus, wie er konnte, um es sich nicht doch noch anders zu überlegen.
    »Ich kann das nicht tun, Herr.«
    »Das ist keine Bitte.« Gerit glaubte, seinen Vater reden zu hören.
    Maccus zögerte, dann nickte er. »Wenn es Euer Befehl ist, dann folgt mir.«
    Innerlich atmete Gerit auf. Er hätte nicht gewusst, was er hätte machen sollen, hätte Maccus abgelehnt. Allein konnte er den Eingang nicht finden.
    Er folgte dem Arbeiter zurück und in einen kleinen Seitenstollen hinein. Zweimal bogen sie ab, dann blieben sie vor dem schmalen Spalt stehen, an den Gerit sich erinnerte.
    »Wir sind da«, sagte Maccus leise. So weit von den Hauptstollen entfernt, war das Hämmern nur noch als dumpfes Donnern zu hören.
    »Warte bitte hier.« Gerit trat seitwärts in den Spalt.
    »Wie lange, Herr?«
    »Bis ich zurückkomme.«
    »Und wenn Ihr …« Maccus senkte den Blick.
    »Bis ich zurückkomme«, wiederholte Gerit und betrat die Höhle.
    Bläuliches Licht umgab ihn wie Sonnenstrahlen am Grund eines Sees. Seine Schritte hallten von den Wänden wider. Sie waren so glatt, dass er sich darin spiegelte. Er strich mit der Hand über den warmen Fels. Es gab keine Unebenheit, keinen Riss, keine Lücke.
    Die Felsen spiegelten einander, bildeten seltsame Formen, deren Linien seinen Blick verwirrten. Ihm wurde übel, wenn er sie zu lange betrachtete, also richtete er den Blick auf den Boden.
    Ein Bach floss durch die Mitte der Höhle. Sein Wasser war schwarz.
    Gerit trat heran, ging in die Hocke und zog das Schwert aus dem Gürtel. Der Bach war kaum breiter als er selbst, doch durch die Schwärze konnte er den Grund nicht sehen.
    Vorsichtig hielt er die Klinge hinein. Sie traf auf keinen Widerstand. Er drückte sie tiefer ins Wasser, noch tiefer, bis nur noch der Griff aus dem Bach ragte, ohne auf den Grund zu stoßen. Dann zog er sie wieder heraus. Das Wasser perlte von ihr ab.
    Was, wenn er keinen Grund hat? , fragte sich Gerit. Wenn er immer tiefer geht, bis unter die Welt?
    Einen irrsinnigen Moment lang spürte er den Drang hineinzuspringen. Er wich zurück und lachte nervös. Seine Stimme hallte durch die Höhle.
    Gerit schob das Schwert in den Gürtel. Entgegen der Fließrichtung ging er an dem Bach entlang, tiefer in die Höhle hinein. Er hatte den Eindruck, bergab zu gehen, doch das konnte nicht sein. Er wusste, dass Wasser nicht bergauffließen konnte.
    Die Höhle wurde schmaler, seine Schritte leiser. Irgendwann verstummten sie ganz. Gerit blieb stehen.
    »Hallo?«, rief er in das blaue Licht hinein. Die Höhle verschluckte seine Stimme. Seine Ohren

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