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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fellbesetzter Hut wirkte zu klein für das runde Gesicht. Er hielt eine Stange in der Hand, die eine Armeslänge über seinem Kopf in zwei Metallringen endete, die wie Kettenglieder aussahen. Craymorus wusste, was die Stange bedeutete: Der Händler war bereit, Sklaven zu kaufen.
    »Deine Geschäfte müssen gut gehen.« Korvellan sprach aus, was Craymorus dachte.
    Der Händler sah auf. »Willst du, dass ich dich kaufe?«, fragte er. Sonnenlicht fiel auf sein Gesicht. Seine grünen Augen waren kalt. Sie musterten Korvellan wie eine Ware. »Ich würde dir einen guten Preis machen, einen, von dem deine Familie sich viele Blindnächte lang sattessen könnte.«
    »Ich habe kein Interesse. Mir fiel nur dein Wohlstand auf, das ist alles.«
    Craymorus hörte den schneidenden Unterton in Korvellans Stimme. Er unterbrach das Gespräch. »Menschen verkaufen sich selbst als Sklaven?«, fragte er rasch.
    Der Händler nickte. Licht und Schatten tanzten über sein Gesicht. »Das hat es immer schon gegeben. Heutzutage sind es vor allem Flüchtlinge, die nicht wissen, wovon sie ihre Familien ernähren sollen. Manche verkaufen ihre Kinder, andere sich selbst. Ich helfe ihnen, wenn ich kann.«
    Es lag keine Ironie in seinem Tonfall. Das Klirren und Schleifen der Ketten begleiteten seine Worte wie ein Chor.
    »Das sehe ich«, sagte Korvellan mit einem Blick auf die Sklaven. Die Aufseher trieben sie voran, dem Hafen entgegen.
    »Sie sind wie Pferde.« Der Händler streichelte den Hals von Korvellans Hengst. »Man muss sie brechen, bevor man sich auf sie verlassen kann.«
    Einer der Aufseher nickte. Craymorus sah die Sklavenmale auf seinen Händen und die Tätowierung auf seiner Wange, die ihn als freien Mann auswies. Er war ein ehemaliger Sklave, der die Seiten gewechselt hatte. Craymorus' Blick glitt über die anderen Aufseher. Sie alle waren befreite Sklaven.
    »Und wohin verkauft man so viele Sklaven?«, fragte Korvellan. Er wirkte interessiert, sogar freundlich. Nur die geballte Faust auf seinem Oberschenkel verriet seine Wut. Der Händler konnte sie nicht sehen, Craymorus schon.
    »Momentan hauptsächlich auf die Inseln. Viele Reiche aus Westfall sind dorthin geflohen, um das Ende des Kriegs abzuwarten. Die meisten haben ihre Sklaven zurückgelassen, aus Angst, es könnten Nachtschatten darunter sein. Jetzt brauchen sie neue.«
    Sie näherten sich dem Hafen. Die Luft roch salzig. Craymorus hörte Möwen schreien und Händler rufen. Sie waren kaum voneinander zu unterscheiden.
    »Woher wissen sie, dass du ihnen keine Nachtschatten verkaufst?«
    Der Händler grinste. Ihm fehlte ein Schneidezahn. »Ich überprüfe all meine Sklaven vor dem Kauf. Die Miliz hat mir gezeigt, wie das geht. Man legt ihnen eine Goldmünze auf die Stirn, und wenn sich das Gold schwarz färbt, ist es ein Nachtschatten. Einfach, wenn man es weiß.«
    »Das ist völliger …«, begann Craymorus, unterbrach sich aber. Eine Goldmünze auf der Stirn war besser, als auf der Suche nach dem inneren Fell gehäutet zu werden.
    »… eine kluge Idee«, sagte er schnell. Der Händler wirkte geschmeichelt.
    Vor ihnen breitete sich der Hafen aus. Ein Dutzend Schiffe lag an den Kaimauern, fünf oder sechs weitere warteten auf einen freien Platz. Träger eilten zwischen Schiffen und Karren hin und her, Kisten hoch über den Kopf gestapelt. Kapitäne standen an den Laufplanken, die zu ihren Schiffen führten, verhandelten mit Händlern und Reisenden über die Preise für eine Überfahrt.
    »Wohin seid ihr unterwegs?«, fragte der Händler.
    »Zu den Inseln«, sagte Craymorus. Die Fähre lag am Ende der Kaimauer. Er sah, wie Menschen einstiegen und Fässer über die Planken gerollt wurden. Es schien, als würde sie bald ablegen. »Ich glaube, wir sollten uns beeilen.«
    Der Händler winkte ab. »Sie wird nicht ohne mich ablegen. Ihr habt Zeit.«
    »Wir werden uns trotzdem beeilen«, sagte Korvellan. Er drängte sich auf seinem Pferd an Trägern und Händlern vorbei.
    Craymorus folgte ihm, bevor sich die Lücke, die er geschaffen hatte, wieder schloss. Der Händler und seine Sklaven blieben hinter ihnen zurück.
    Als sie außer Hörweite waren, drehte sich Korvellan um. »Wenn wir Bestien sind«, sagte er, »wie nennt Ihr dann Menschen wie ihn?«
    Er drehte sich zurück, ohne eine Antwort abzuwarten, so als wisse er, dass Craymorus keine hatte.
    Neben den Planken, die auf die Fähre führten, sprangen sie von den Pferden. Der Mann, der vor ihnen stand, war alt und bärtig. Er

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