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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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anzuerkennen, indem er sie aussprach. Etwas Zerstörerisches lag darin.
    »Sie fürchtete Cascyr«, sagte er stattdessen. »Wir haben gesehen, zu was sie in der Lage ist, trotzdem hatte sie Angst vor ihm. War sie noch nicht so stark wie jetzt, als er in der Festung war? Wenn ja, durch was ist sie stärker geworden?«
    Korvellan sah ihn an. »Sagt bitte, was sie ist. Sprecht es aus.«
    »Warum? Wir wissen es doch beide.« Craymorus wollte seinem Pferd die Fersen in die Flanken rammen, doch Korvellan griff ihm in die Zügel. Beide Pferde blieben stehen. »Was soll das?«
    Korvellan ignorierte seine Frage. »Seid ehrlich«, sagte er. »Liebt Ihr sie noch?«
    »Nein.« Craymorus spuckte das Wort aus.
    »Dann sprecht es aus.«
    Wieso fällt mir das so schwer? , fragte er sich. Korvellans Blick schien ihn zu durchbohren. Die Abendsonne spiegelte sich in seinen Pupillen.
    »Sagt es.«
    Craymorus spürte, wie etwas in ihm aufstieg wie eine Flut. Er versuchte sie zurückzuhalten, aber sie war zu stark, hatte zu lange in ihm auf ihren Moment gewartet.
    »Sie ist eine Vergangene«, sagte er. Seine Stimme klang ruhig. »Sie ist eine Göttin, die mich als ihr Werkzeug auserwählt hatte.
    Ich habe mich von ihrem Licht abgewandt, weil ich ihre Nähe nicht mehr ertragen konnte. Warum? Weil ich zu schwach war? Weil es richtig war? Ich würde gern um diese Erkenntnis beten, aber ich weiß nicht mehr, zu wem.« Er sah zur Seite. »Und jetzt lass bitte die Zügel los.«
    Korvellan schien etwas sagen zu wollen, doch dann nahm er die Hand weg und zügelte sein Pferd, um Craymorus vorreiten zu lassen.
    Sie ritten bis tief in die Nacht und ruhten sich in einer verlassenen Hütte aus. Niemand sagte ein Wort.
    Am nächsten Morgen erreichten sie Bochat.
     
     
    Es war ein sonniger Morgen. Nur der Wind, der kühl vom Meer in die Bucht wehte, verriet, dass es Winter war.
    Craymorus reihte sich in die Karawanen aus Händlern und Reisenden ein. Karren voller Kisten und Fässer rumpelten an ihm vorbei. Hirten trieben Ziegenherden durch die Straßen, ab und zu sah er Flüchtlinge, die inmitten ihrer Habseligkeiten in Gassen hockten und bettelten. Die Häuser waren zumeist zweistöckig und bestanden aus dunklem Holz. Craymorus sah keine Hütten zwischen ihnen, nur ein paar Verschläge, auf denen Hühner saßen. Überall roch es nach gegrilltem Fisch. Bochat war bekannt für seine Garküchen.
    »Seid Ihr hungrig?«
    Craymorus drehte den Kopf. Korvellan ritt neben ihm, lenkte sein Pferd mit den Knien. In den Händen hielt er zwei Palmblätter, auf denen frisch gegrillte große Fische lagen.
    »Nein«, sagte Craymorus. Sein Magen knurrte.
    Korvellan hob die Schultern. »Wie Ihr meint.«
    Er sah sich um, dann ritt er zum Straßenrand und lehnte sich zu einigen Flüchtlingen hinunter. Sie verbeugten sich, als er ihnen die Fische reichte. Er wischte sich die Hände an der Hose ab und führte sein Pferd zurück in den Strom der Reisenden.
    »Ich esse nicht gern allein«, sagte er auf Craymorus' unausgesprochene Frage.
    Die Masten der Schiffe ragten über die Dächer der Häuser und Hütten hinweg. Bunte Fahnen wehten im Wind. Ihre Farben zeigten an, woher die Schiffe kamen und wohin sie fuhren. Die meisten waren gelb-grau. Gelb stand für Bochat, Grau für Zvaran. Er sah einige gelb-rote zwischen ihnen, die für Schiffe standen, die nach Hala'nar fuhren, und eine gelb-blaue.
    Craymorus zeigte darauf. »Da ist die Fähre zu den Inseln.«
    Korvellan nickte. »Und dahinter ein Seuchenschiff.«
    Im hellen Sonnenlicht hatte Craymorus die weiße Fahne nicht bemerkt. Doch nun sah er sie im Wind flattern, abseits von allen anderen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er an die Menschen an Bord dachte. Ihnen blieb nur das Warten auf den Tod. Kein Hafen ließ ein Schiff anlegen, auf dem eine Krankheit ausgebrochen war.
    Die Straße gabelte sich. Rechts ging es zum Hafen, links weiter hinein in die Stadt. Craymorus zügelte sein Pferd, als eine Gruppe Sklaven an ihm vorbeigeführt wurde. Er zählte über dreißig Männer und Frauen und zahlreiche Kinder. Sie alle waren nackt, man hatte ihnen die Köpfe geschoren und sie in Ketten und Halsringe gelegt. Ihre Blicke waren nach unten gerichtet, ihre Gesichter gerötet. Craymorus sah ihnen ihre Scham an.
    Der Sklavenhändler ging an ihrer Spitze, umgeben von Aufsehern, die mit Stöcken und Dolchen bewaffnet waren. Er war jung und dick. Seine dunkle Samtjacke spannte sich über dem Bauch, sein breitkrempiger,

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