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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die ihm um die Kurve entgegenkamen. Sie rannten. Ihre Füße klatschten laut und rhythmisch auf den Boden, dann hohl auf Holz. Sie waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Schmutz und Schweiß hatten ihre Gesichter in starre Masken verwandelt.
    Totenmasken , dachte Craymorus. Seine Finger berührten den Griff des Kolbens.
    »Bewegt Euch nicht«, flüsterte Korvellan. Er hielt die Zügel locker in den Händen, obwohl sein Pferd nervös tänzelte. »Erregt keine Aufmerksamkeit.«
    Die Männer waren fast heran. Craymorus hätte beinahe gewürgt, als er die blutigen Klumpen an ihren Beinen sah. Er verstand nicht, wie sie auf diesen Füßen gehen oder gar rennen konnten.
    So wie du , sagte eine Stimme in seinem Inneren. Er verdrängte sie.
    Er bemerkte die staubbedeckten zahnlosen Münder erst, als die Männer auf einer Höhe mit ihm waren. Dann waren sie vorbei. Keiner von ihnen hatte den Blick auf Craymorus gerichtet. Er glaubte nicht, dass sie ihn überhaupt wahrgenommen hatten.
    Er sah ihnen nach. Ihre Füße wirbelten Staub auf. Sie rannten so schnell, dass sie hinter den Hecken verschwunden waren, bevor sich der Staub gelegt hatte.
    »Was war das?«, stieß er dann hervor.
    »Ewige Garde«, sagte Korvellan.
    Craymorus sah ihn an. »Das weiß ich auch. Cascyr machte in der Festung keinen Schritt ohne sie.«
    »Cascyr war in der Festung?«
    »Ja.«
    »Wieso?« Korvellan schienen die rennenden Gardisten nicht mehr zu interessieren.
    »Er wollte Syrah heiraten.« Craymorus dachte an seinen toten, aufgeschlitzten Diener. »Er bedrohte mich, aber nach meiner …« Er zögerte. Korvellans Blick war dunkel geworden. »… Heirat reiste er ab.« Ihm fiel etwas anderes ein. »Mellie hielt sich von den Gardisten fern. Ich glaube, sie hatte Angst vor ihnen.« Er sah zurück. Die Staubwolke hatte sich gelegt. »Sie suchen nach jemandem, nicht wahr? Aber nach wem?«
    »Weder nach Euch noch nach mir.« Korvellan klang nachdenklich, als er sein Pferd auf die Brücke lenkte.
    Craymorus blieb neben ihm. Seine Gedanken kreisten um die Gardisten. Sie hatten ausgesehen, als wären sie bereits seit Tagen unterwegs. Ein Zauber musste sie antreiben, sonst wären sie längst zusammengebrochen. Doch Cascyr hatte nicht wie ein Zauberer gewirkt.
    »Was weißt du über Cascyr?«, fragte Craymorus.
    Korvellan griff hinter sich und trank einen Schluck verdünnten Wein aus einem der Schläuche, bevor er antwortete. »Er war der Bruder des Roten Königs, der dritte in der Erbfolge. Vor dem Krieg munkelte man, er habe seinen älteren Bruder ermordet, um Nummer zwei zu werden. Vielleicht tötete der Rote König seinen Vater, um ihm zuvorzukommen. Wer weiß.« Korvellan schob den Korken zurück in den Schlauch, dann reichte er ihn herüber.
    Craymorus schüttelte den Kopf. Er würde nicht aus demselben Schlauch trinken wie ein Nachtschatten. Das wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg gewesen.
    »Als der Rote König anfing, Provinzen zu überfallen«, fuhr Korvellan fort, »hielt sich Cascyr zurück. Er wollte es beiden Seiten recht machen, um sich im richtigen Moment auf die des Siegers zu schlagen. Nach dem Hügel der Schande und dem Tod der anderen drei Könige dachte er, dieser Moment wäre gekommen. Er stellte seine Soldaten dem Roten König zur Verfügung. Ohne Fürst Somerstorms Sklavenarmeen – damals hieß er noch Vannag – wäre sein Plan wahrscheinlich aufgegangen. Vannag brachte uns zwanzigtausend Krieger aus dem Südland, aus Hala'nar und von den Inseln. Für den Sieg versprach er ihnen die Freiheit.« Korvellan schüttelte den Kopf, als könne er es immer noch nicht glauben. »Und wir siegten. Cascyr verschwand, doch als die Streitigkeiten unter den Fürsten ausbrachen und jeder versuchte, Macht zu gewinnen, tauchte er wieder auf. Er nannte sich König und behauptete, er könne die Provinzen unter sich vereinen, aber er wurde nur ausgelacht. Damals bekam er den Spitznamen ›König ohne Land‹.«
    »Hatte er damals schon die Garde?«
    »Nein.« Korvellan blinzelte. Die tief stehende Sonne blendete ihn. »Der Rote König setzte die Ewige Garde als Leibwache ein. Es gab nur wenige von ihnen. Nach dem Ende des Kriegs habe ich sie nicht mehr gesehen.« Er streckte sich. »Warum interessiert Ihr Euch so für ihn?«
    »Weil Mellie ihn fürchtete.«
    »Nennt sie nicht so«, sagte Korvellan. »Ihr wisst, was sie ist. Gebt ihr den Namen, den sie verdient.«
    Craymorus zögerte. Er hat recht , dachte er, aber es fiel ihm schwer, die Wahrheit

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