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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Abinkehruz zeigte auf die frei gewordenen Kissen und bat mit einer Geste auch Jonan und Merie herein. Er wartete, bis sich alle gesetzt hatten, dann klatschte er in die Hände.
    Zwei Jungen trugen einen reich verzierten Holzstuhl heran, Frauen, die beinahe unsichtbar im hinteren Teil des Zelts gehockt hatten, standen auf und verließen das Zelt.
    »Euer Vater war ein ehrenwerter Mann.« Abinkehruz setzte sich auf den Stuhl und schlug die Beine übereinander. Die beiden Jungen hockten sich rechts und links von ihm auf den Boden. »Die Bur haben nach seinem Tod getrauert.«
    »Ich danke Euch für Eure Anteilnahme«, sagte Ana. Sie schlüpfte in die Rolle der Fürstentochter wie in ein altes, oft getragenes Kleid. »Darf ich fragen, woher Ihr meinen Vater kanntet?«
    »Ich habe ihn vor einigen Wintern auf Burg Somerstorm aufgesucht. Da habe ich Euch kurz getroffen.«
    Ana nickte, obwohl sie sich nicht an ihn erinnern konnte.
    »Zu dieser Zeit«, fuhr Abinkehruz fort, »wurden die kleinen Stämme häufig von Sklavenjägern heimgesucht. Ich bat Euren Vater, seinen Einfluss zu nutzen, um das zu unterbinden. Im Gegenzug bot ich ihm an, die Sklavenkarawanen, die durch Pujambur zogen, zu beschützen. Er stimmte zu, und so wahr ich hier sitze, von diesem Tag an wurde kein Bur mehr als Sklave verkauft.«
    »Das klingt sehr nach meinem Vater«, sagte Ana. Das war keine Lüge. Als kluger Geschäftsmann hatte er wahrscheinlich das Gold, das ihm die Bur-Sklaven eingebracht hätten, mit dem aufgerechnet, das ihn die Söldner kosteten, von denen er die Karawanen beschützen ließ. Abinkehruz dachte vielleicht, die Abmachung wäre ehrenvoll, doch dem Fürsten war es nur um Gold gegangen.
    Wie so oft , dachte Ana.
    Die Männer an der Feuerstelle hörten dem Gespräch schweigend, aber aufmerksam zu. Andere Bur standen um das offene Zelt herum wie um die Bühne eines Gauklers. Jonan beobachtete jede ihrer Bewegungen, während Merie auf die Fleischspieße starrte, die vor ihr ins Feuer gehalten wurden. Ana empfand es als unhöflich, dass man ihnen weder etwas zu essen noch zu trinken anbot.
    Die Bur sahen sie an. Man schien zu erwarten, dass sie etwas sagte. »Habt Ihr Neuigkeiten vom Krieg?«, fragte sie.
    »Wir wissen nur, was uns die Flüchtlinge erzählen.« Abinkehruz schnippte mit den Fingern und gab einen kurzen, unverständlichen Befehl.
    Der Junge links neben ihm sprang auf und lief aus dem Zelt.
    »Mein Sohn«, sagte Abinkehruz lächelnd. »Aber Ihr wolltet etwas über den Krieg wissen. Westfall liegt in Trümmern, haben die Flüchtlinge erzählt. Der Fürst ist geflohen.«
    »Westfall ist gefallen?« Ana konnte die Nachrichten kaum glauben. Jonan hatte ihr von der Belagerung erzählt, ebenso von Syrahs Tod, trotzdem erschien es ihr unwirklich, dass der Ort, zu dem sie wie jeder andere aufgeblickt hatte, nicht mehr existierte. Es fühlte sich an, als sei ein Loch in die Welt gerissen worden.
    »Was ist mit den Magiern und den Nachtschatten?«, fragte Jonan.
    Abinkehruz schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts. Wir bekommen nur wenig von dem mit, was außerhalb von Pujambur geschieht. Ich bin als Einziger in meinem Stamm je nach Somerstorm gereist. Nerasnahru dort hinten …«, er zeigte auf einen leicht übergewichtigen jungen Krieger, der sein dunkles Haar zu Zöpfen geflochten hatte, »… war dafür schon einige Male in Braekor auf den Märkten, um unsere Felle zu verkaufen.«
    Nerasnahru nickte. Seine Finger glänzten fettig. »Man schätzt Bergziegenfelle dort sehr.«
    Ana sah auf, als der Junge, der gerade noch das Zelt verlassen hatte, atemlos angelaufen kam, neben seinem Vater stehen blieb und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    »Natürlich«, sagte Abinkehruz. »Sie sollen hereinkommen.« Er klatschte in die Hände. »Kommt!«
    Jonan spannte sich an, Merie duckte sich, als befürchte sie, geschlagen zu werden. Ana versuchte irgendetwas zwischen den Bur, die vor dem Zelt standen, zu erkennen.
    Sie sah, wie die Männer – es waren fast keine Frauen unter den Zuschauern – zur Seite rückten, dann blitzte es silbern hinter ihnen.
    Ana atmete auf. Es waren Tabletts, vollbeladen mit Essen, die von Frauen getragen wurden. Kinder stellten Schüsseln ab und wuschen zuerst Abinkehruz, dann allen anderen im Zelt Hände und Füße.
    Ana genoss es, bedient zu werden. So lange war es her, dass man sie wie eine Fürstentochter behandelt hatte. Sie hielt die Finger in die Schüssel und ließ sie abreiben. Das Wasser war warm und

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