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Der verwaiste Thron 03 - Rache

Der verwaiste Thron 03 - Rache

Titel: Der verwaiste Thron 03 - Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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trug einen Strohhut und einen Lendenschurz, sonst nichts. Auf einem kleinen Tisch lagen Beutel voller Münzen. Zwei jüngere Männer, die immer Hosen trugen, bewachten sie mit vor der Brust verschränkten Armen. Zwei Knüppel lehnten am Tisch.
    »Zwei Menschen, zwei Pferde«, sagte der alte Mann. »Zwei Goldstücke.« Craymorus sah Korvellan an. Der griff in seine Hosentasche und zog einige Kupfermünzen heraus, die er wahrscheinlich den toten Milizsoldaten im Dorf gestohlen hatte. Craymorus sah, dass es nicht genügend waren.
    Korvellan zog ihn zur Seite. »Habt Ihr Geld, mein Fürst?«
    Craymorus hätte beinahe gelacht. »Woher denn? In der Festung habe ich nichts gebraucht. Hast du nur die paar Münzen?«
    »Ich war Euer Gast. Ihr habt für mein Wohl gesorgt.«
    Die Antwort war Craymorus unangenehm. Er ging nicht darauf ein. »Also haben wir nichts?«
    »Siebzehn Kupfermünzen, genug für einen gegrillten Fisch.« Korvellans Mundwinkel zuckten. »Aber nicht für zwei.«
    »Dann verkaufen wir eben die Pferde.«
    Craymorus ging auf den alten Mann zu. Die beiden jüngeren Männer betrachteten ihn aus schmalen Augen.
    »Nimm uns mit, und du bekommst unsere Pferde«, sagte Craymorus.
    Der alte Mann winkte ab. Seine Hand war groß und knorrig wie ein Baum. »Was soll ich mit Pferden? Ich lebe auf einem Schiff.«
    »Dann verkauf sie.«
    »Verkauf du sie, und bring mir das Geld. Dann haben wir beide, was wir wollen.«
    Die Männer, die hinter dem Tisch standen, lachten. Craymorus fragte sich, wie schnell sie wohl auf den Knien gelegen hätten, wenn ihnen klar gewesen wäre, wer vor ihnen stand.
    Sie würden mir nicht glauben , dachte er.
    »Will er die Pferde nicht?«, fragte Korvellan.
    »Nein.« Craymorus sah den alten Mann an. »Können wir die Überfahrt abarbeiten?«
    »Seid ihr Matrosen?«
    »Nein.«
    Der Mann kicherte. »Dann nicht.«
    Korvellan schüttelte den Kopf. »Er lacht uns nur aus. Kommt, wir werden einen anderen Weg finden.«
    Er drehte sich um. Craymorus folgte ihm.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Händler mit seinem Tross aus Sklaven und Aufsehern an der Kaimauer entlangging. Er sagte etwas zu einem der Aufseher, dann wandte er sich an Craymorus.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte er.
    »Uns fehlt das Geld für die Überfahrt. Wir müssen zuerst unsere Pferde verkaufen.«
    »Gehören die beiden zu Euch, Herr?« Der alte Mann nahm seinen Strohhut ab. Dünne weiße Haarsträhnen klebten auf seiner Glatze.
    »Das tun sie.« Der Händler streckte den Bauch vor. Er gefiel sich sichtlich in seiner Rolle. »Ich zahle für ihre Überfahrt. Behandelt sie, so wie ihr mich behandelt.«
    »Natürlich, Herr.«
    Die beiden jüngeren Männer nickten. »Wie Ihr wünscht, Herr«, sagte einer von ihnen.
    »Danke«, sagte Craymorus, während Korvellan schwieg. »Das ist sehr großzügig.«
    Der Händler winkte ab, aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass es ihm gefiel, gelobt zu werden. »Ich kann auf Überfahrten immer Leute gebrauchen, die auf die Sklaven aufpassen. Gelangweilte Sklaven sind gefährliche Sklaven. Diesen Rat gebe ich euch umsonst. Merkt ihn euch.« Er streckte die Hand aus. »Mein Name ist Slergg Ogivers. Man nennt mich den Prinzen der Sklavenhändler, obwohl ich seit dem Tod von Fürst Somerstorm eigentlich ihr König bin. Aber ihr wisst ja, wie das mit Spitznamen ist. Sie bleiben hängen, und man kann nicht jedem die Zunge rausschneiden, der sie benutzt.« Er lachte.
    Craymorus versuchte zu lächeln. Korvellans Gesicht blieb ausdruckslos.

 
Kapitel 24
     
    Vielleicht liegt es an der Vielfältigkeit der Provinz Pujambur, dass ihre Bewohner nie ganz zur Ruhe gekommen sind, sondern sich auf stetiger Wanderschaft befinden. So leben die Bur im Sommer in den Bergen und ziehen im Herbst dem Wild hinterher bis an die Grenzen Westfalls. In ihren Zelten sind Fremde stets willkommen, Streitigkeiten werden durch Duelle bereinigt.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    »Es gibt keinen Grund zur Sorge«, sagte Abinkehruz. »Bitte kommt in mein Zelt. Erweist mir die Ehre, Euch willkommen zu heißen.« Er verneigte sich.
    Ana warf Jonan einen kurzen Blick zu, sah, wie er die Hände von den Griffen seiner Schwerter nahm und kaum merklich den Kopf schüttelte. Zu viele Krieger standen zwischen den Zelten. Er hielt eine Flucht für ausgeschlossen.
    Ana zog ihre Stiefel aus und betrat das Zelt. Die Männer, die rund um die offene Feuerstelle saßen, rückten zusammen.

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