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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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in dem das Feuer erstorben war, zur Tür hinaus und durch die Nacht zu den Ställen, wo er sich sicherer fühlen konnte.
    Doch er vermochte in dieser Nacht nicht zu schlafen, denn das ferne Gelächter verfolgte ihn ständig weiter.
    Und das Gelächter setzte sich in den Morgen hinein fort.

Zweites Buch
    Eine Falle für den bleichen Prinzen
    ›... aber es war in Nadsokor, der Stadt der Bettler, daß Elric einen alten Freund fand und über einen alten Feind Näheres erfuhr...‹
    Die Chronik des Schwarzen Schwertes
Erstes Kapitel
    Der Hof der Bettler
    Nadsokor, die Stadt der Bettler, war überall in den Jungen Königreichen berüchtigt. In der Nähe des ungebändigten Varkalk-Flusses gelegen, unweit des Königreiches Org, in dem der schreckliche Wald der Troos gedieh, und einen Gestank verbreitend, der noch auf zehn Meilen unerträglich war, litt Nadsokor nur wenig unter Besuchern.
    Von diesem unschönen Ort schwärmten Gestalten aus, um sich bettelnd durch die Welt zu bewegen, um zu stehlen, was sie konnten, und ihre Beute nach Nadsokor zurückzubringen, wo sie die Hälfte dem König ablieferten, als Entgelt für seinen Schutz.
    Dieser König regierte schon seit vielen Jahren. Er hieß Urish der Siebenfingrige, denn er hatte an der rechten Hand nur vier Finger und an der linken drei. Auf seinem früher gutaussehenden Gesicht waren überall Adern geplatzt, und verfilztes, verkommenes Haar rahmte dieses verwüstete Antlitz, auf dem Alter und Schmutz tausend Linien hinterlassen hatten. Aus all dieser Zerstörung funkelten zwei blasse Augen.
    Als Symbol der Macht trug Urish eine schwere Axt, die er Hackfleisch nannte und stets an seiner Seite behielt. Sein Thron bestand aus grob behauenem, schwarzem Eichenholz, beschlagen mit Stücken rohen Goldes, mit Knochen und Halbedelsteinen. Unter seinem Thron befand sich U-rishs Schatz - eine Truhe, in die außer ihm niemand schauen durfte.
    Den größten Teil des Tages verbrachte Urish nachlässig hingestreckt auf seinem Thron und führte den Vorsitz über einen düsteren, stinkenden Saal, in dem sich sein Hofstaat erging: eine unsägliche Ansammlung von Schurken, die in Aussehen und Einstellung viel zu verkommen waren, um an einem anderen Ort geduldet zu werden.
    Wärme und Licht spendeten ewig brennende Kessel voller Unrat, die einen fettigen Rauch und Gestank ausströmten, der alle anderen üblen Gerüche im Saal überlagerte.
    Und nun gab es einen Besucher an Urishs Hof.
    Er stand vor dem Podest, auf dem sich der Thron befand, und hob von Zeit zu Zeit ein schwer parfümiertes Taschentuch an die vollen roten Lippen.
    Sein Gesicht, normalerweise ziemlich dunkel, wirkte einigermaßen grau, und in den Augen stand ein gehetzter, gequälter Blick, der von den verdreckten Bettlern über den Haufen Unrat zu den prasselnden Kesseln wanderte. In die weiten Brokatroben der Pan Tangier gekleidet, hatte der Besucher schwarze Augen, eine mächtige Hakennase, blauschwarze Löckchen und einen gezwirbelten Gabelbart. Das Taschentuch am Mund, verneigte er sich tief, als er Urishs Thron erreichte.
    Wie immer zeigten sich Gier, Schwäche und Bosheit in König Urishs Gesicht, als er sich nun den Fremden ansah, den einer seiner Höflinge eben angekündigt hatte.
    Urish hatte den Mann erkannt und glaubte zu wissen, was der Pan Tangier von ihm wollte.
    »Ich hatte angenommen, du wärst tot, Theleb K'aarna, hinter Lormyr umgekommen, beinahe am Rand der Welt.« Urish grinste und entblößte dabei die schwarzen Klippen seiner verfaulenden Zähne.
    Theleb K'aarna nahm das Taschentuch von den Lippen. Seine Stimme klang zuerst erstickt, gewann aber an Kraft in der Erinnerung an die üblen Dinge, die ihm in der letzten Zeit widerfahren waren. »Meine Magie ist nicht so schwach, daß ich einem Zauber nicht entrinnen könnte, wie er an jenem Tag gesponnen wurde. Ich versetzte mich unter die Erdoberfläche, während Myshellas Schlinge aus Fleisch die Kelmain-Horde würgte.«
    Urishs widerliches Grinsen wurde noch breiter.
    »Ach, du hast dich in einem Loch verkrochen?«
    Die Augen des Zauberers begannen zornig zu glühen. »Ich diskutiere meine Zauberkräfte nicht mit.«
    Er brach ab und tat einen tiefen Atemzug, den er sofort bereute. Er blickte sich aufmerksam im Kreis der Bettlerhöflinge um, die sich, verseucht und verstümmelt, im Halbkreis versammelt hatten und ihn spöttisch nachahmten. Die Bettler von Nadsokor kannten die Macht der Armut und Krankheit - sie wußten, wie entsetzt sich alle gaben, die

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