Der verzauberte Turm
es im Blut des Mannes.
Er stand auf und blickte nach Westen, das blutige Haar in einer Hand, Sturmbringer in der anderen. Er hob Schwert und Kopf und begann in der alten Hochsprache Melnibones zu sprechen.
Gen Westen gehalten, eingetaucht in das Blut eines Feindes, muß das Haar einer Elenoin verwendet werden, um die Feinde der Elenoin zu rufen, die Grahluk. Er erinnerte sich an die Worte, die er im alten Zauberbuch seines Vaters gelesen hatte.
Und jetzt die Anrufung:
Grahluk, kommt und tötet. Kommt und tötet euren alten Feind. Laßt dies euren Siegtag sein!
Die Kräfte des Brennenden Gottes verließen ihn, während er die Energie in die Anrufung strömen ließ. Und vielleicht war diese Kraft ohne den Ring der Könige verschwendet.
Grahluk, kommt und zaudert nicht! Kommt und tötet euren alten Feind. Laßt dies euren Siegtag sein!
Der Zauber war weniger kompliziert als andere, die er schon verwirklicht hatte. Doch kostete er ihn genausoviel Kraft.
»Grahluk, ich rufe euch! Grahluk! Hier könnt ihr euch an euren Feinden rächen!«
Vor vielen Zeitzyklen, so hieß es, hatten die Elenoin die Grahluk aus ihrem Land in der Achten Ebene vertrieben, wofür sich die Grahluk nun bei jeder Gelegenheit zu rächen versuchten.
Rings um Elric erbebte die Luft und färbte sich braun, dann grün, dann schwarz.
»Grahluk! Kommt und vernichtet die Elenoin!« Elrics Stimme klang schwächer. »Grahluk! Das Tor besteht!«
Nun erzitterte der Boden, und seltsame Winde wehten gegen das blutdurchtränkte Haar der E-lenoin, und die Luft wurde schwer und purpurn. Elric sank in die Knie, während er die Anrufung mit krächzender Stimme fortsetzte. »Grahluk...!«
Ein schlurfender Laut. Ein Ächzen. Der namenlose Gestank eines unirdischen Wesens, ein unbeschreiblicher Gestank.
Die Grahluk waren gekommen. Es waren affenähnliche Wesen, nicht minder gefährlich als die Elenoin. Sie hatten Netze und Seile und Schilde bei sich. Früher, so hieß es, hatten Grahluk wie Elenoin einen Verstand besessen, waren Teil derselben Spezies gewesen, die verkommen war und sich geteilt hatte.
Sie bewegten sich zu Dutzenden aus dem purpurnen Nebel und blickten Elric an, der noch immer am Boden kniete. Elric deutete auf die restlichen Tanelorner, die noch verzweifelt gegen die Elenoin kämpften.
»Dort...«
Die Grahluk schnaubten kampflustig und trotteten auf die Elenoin zu.
Die Elenoin erblickten die neuen Angreifer, und ihr schrilles Geschrei veränderte sich in der Tonlage, während sie sich ein kurzes Stück den Hang hinauf zurückzogen.
Elric kämpfte sich mühsam hoch und keuchte: »Rackhir! Zieh deine Krieger zurück. Die Grahluk erledigen jetzt den Rest!«
»Du hast uns ja doch noch geholfen! Weshalb zu spät?« rief Rackhir und wendete sein Pferd. Seine Kleidung war zerfetzt, und an seinem Körper klaffte ein Dutzend Wunden.
Elric gab keine Antwort.
Die Männer sahen zu, wie die Netze und Schlingen der Grahluk auf die schreienden Elenoin zuzuckten, deren Schwerthiebe von den Grahluk-Schilden abprallten. Sie sahen zu, während die Elenoin zerdrückt und erwürgt wurden, während die grunzenden, affenähnlichen Dämone Teile ihrer Eingeweide verschlangen.
Und als die letzte Elenoin tot war, sammelten die Grahluk die herumliegenden Schwerter ein, kehrten sie um und stürzten sich darauf.
»Sie bringen sich ja selbst um!« fragte Rackhir entgeistert. »Warum?«
»Der einzige Lebenszweck dieser Wesen ist die Vernichtung der Elenoin. Sobald das geschehen ist, fehlt ihnen jeder Sinn ihrer Existenz.« Elric schwankte, und Rackhir und Mondmatt stützten ihn.
»Seht ihr!« rief Mondmatt lachend. »Die Bettler fliehen!«
»Theleb K'aarna«, murmelte Elric. »Wir müssen Theleb K'aarna fangen...«
»Zweifellos ist er mit Urish nach Nadsokor zurückgekehrt«, meinte Mondmatt.
»Ich muß - ich muß mir den Ring der König zurückholen.«
»Aber du kannst doch offensichtlich deine Zauberkräfte auch ohne ihn aktivieren, das haben wir eben gesehen«, sagte Rackhir.
»Wirklich?« Elric hob den Kopf und sah Rackhir an, der nickte und den Blick senkte.
»Wir helfen dir, deinen Ring zurückzuholen«, sagte Rackhir leise. »Die Bettler werden uns keine Sorgen mehr machen. Wir reiten mit dir nach Nadsokor.«
»Das hatte ich gehofft.« Mühsam stieg Elric in den Sattel eines der wenigen überlebenden Pferde, zog an den Zügeln und wendete es zur Stadt der Bettler. »Vielleicht können deine Pfeile dort etwas ausrichten, wo mein Schwert machtlos
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