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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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versprochen.«
    »Es kommt die Zeit, da du deinen Eid halten kannst.«
    Elric fuhr sich mit der Hand durch das milchweiße Haar, und seine Freunde hatten den Eindruck, daß seine roten Augen tränenfeucht waren.
    »Aye«, sagte er. »Aye. Noch Zeit.«
    Und sie ritten aus Nadsokor fort und überließen es den Bettlern, über Gestank und Schmutz nachzudenken und zu bedauern, daß sie sich mit der Zauberei und mit Elric von Melnibone eingelassen hatten.
    Sie ritten zum Ewigen Tanelorn, das alle unruhigen Wanderer, die es fanden, stets willkommen hieß und in sich barg. Alle bis auf einen.
    Vom Geschick verfolgt, von Schuld, Kummer und Verzweiflung geplagt, flehte Elric von Melnibone, daß Tanelorn diesmal sogar ihn in sich aufnehmen würde.

Drittes Buch
    Drei Helden mit einem einzigen Ziel
    ›... Von allen Manifestationen des Ewigen Helden sollte Elric Tanelorn ohne jede Mühe finden. Und von all diesen Manifestationen war er der einzige, der jene Stadt der myriadenfachen Inkarnationen wieder freiwillig verließ...‹
    Die Chronik des Schwarzen Schwerts
Erstes Kapitel
    Das Ewige Tanelorn
    Tanelorn hatte im Laufe seiner endlosen Existenz vielerlei Gestalt getragen, doch alle diese Gestalten waren bis auf eine schön gewesen.
    Auch jetzt bot es sich dem Blick wunderschön dar, das weiche Sonnenlicht auf den pastellfarbenen Türmen und den gekrümmten Spitzdächern und Kuppeln. Banner wehten an den Fahnenstangen, doch es waren keine Schlachtenbanner, denn die Krieger, die in Tanelorn eine neue Heimat gefunden hatten, waren des Kämpfens müde.
    Die Stadt war schon immer hier gewesen. Niemand wußte, wann Tanelorn gebaut worden war, wenn auch einige wußten, daß es vor aller Zeit bestanden hatte und auch nach dem Ende der Zeit bestehen würde - und das war auch der Grund, warum die Stadt das Ewige Tanelorn genannt wurde.
    Sie hatte in den Kämpfen vieler Helden und Götter eine wichtige Rolle gespielt, und weil sie außerhalb der Zeit bestand, war sie bei den Lords des Chaos verhaßt, die sie mehr als einmal hatten vernichten wollen. Weiter im Norden lagen die gewellten Ebenen Ilmioras, ein Land, in dem die Gerechtigkeit gesiegt hatte, und im Süden das Ödland der Seufzenden Wüste, ein endloses Brachgebiet, über dem ein ständiger Wind klagte. Wenn Ilmiora die Ordnung repräsentierte, dann war die Seufzende Wüste zweifellos ein Spiegelbild der öden Erscheinung des Höchsten Chaos. Wer in dieser Stadt lebte, war weder der Ordnung noch dem Chaos verpflichtet und hatte sich entschlossen, an dem kosmischen Kampf nicht teilzunehmen, der von den Lords der Höheren Welten ausgetragen wurde. In Tanelorn gab es keine Anführer und keine Gefolgsleute, die Bürger lebten in Harmonie miteinander, auch wenn viele von ihnen große Krieger gewesen waren, ehe sie sich zu ihrem Leben hier entschlossen. Einer der bewundertsten Bürger Tanelorns jedoch, einer, der von den anderen oft um Rat gefragt wurde, war Rackhir mit den asketischen Zügen, ehemals ein wilder Kriegerpriester in P'hum, wo er sich seiner Geschicklichkeit mit dem Bogen und seiner roten Kleidung wegen den Namen des Roten Bogenschützen erworben hatte. Geschicklichkeit und Kleidung waren unverändert, doch seit er in Tanelorn lebte, hatte seine Kampflust sehr nachgelassen.
    Unweit der niedrigen Westmauer der Stadt lag ein zweistöckiges Haus inmitten eines Rasens, auf dem allerlei Wildblumen gediehen. Das Haus bestand aus rosarotem und gelbem Marmor und hatte im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden in Tanelorn ein kleines schräges Dach. Dies war Rackhirs Haus, und Rackhir saß nun bequem auf einer Bank aus einfachem Holz vor der Tür und sah zu, wie sein Gast auf dem Rasen hin und her ging. Der Gast war sein alter Freund, der gequälte Albinoprinz von Melnibone.
    Elric trug ein einfaches weißes Hemd und Reithosen aus dicker schwarzer Seide. Ein Band aus derselben schwarzen Seide hatte er sich um den Kopf gebunden, um die Mähne milchweißen Haars im Zaum zu halten, das ihm bis zu den Schultern herabfiel. Seine roten Augen waren im Gehen gesenkt, und er vermied es, Rackhir anzusehen.
    Rackhir war offensichtlich nicht bereit, die Gedanken seines Freundes zu stören; trotzdem gefiel es ihm nicht, Elric in einem solchen Zustand zu sehen. Er hatte gehofft, Tanelorn würde den Albino trösten, würde die Gespenster und Zweifel vertreiben, die in seinem Schädel herumspukten, doch es sah so aus, als wäre nicht einmal Tanelorn in der Lage, Elric Ruhe zu

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