Der verzauberte Turm
ist.«
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Rackhir.
Mondmatt stieg ebenfalls auf. »Wir erzählen es dir unterwegs.«
Sechstes Kapitel
Der scherzende Dämon
Durch den Schmutz von Nadsokor ritten die Krieger nach Tanelorn. Elric, Mondmatt und Rackhir bildeten die Spitze der Gruppe, doch sie stellten keine Siegerpose zur Schau. Die Reiter blickten weder links noch rechts, und die Bettler bedrohten sie auch nicht, sondern duckten sich vielmehr in die Schatten.
Ein Mittel Rackhirs hatte Elric einen Teil seiner Kräfte zurückgegeben, und er beugte sich nicht mehr über den Nacken seines Pferdes, sondern saß aufrecht, als sie über das Forum zum Palast des Bettlerkönigs ritten.
Elric hielt nicht inne. Er ritt die Stufen hinauf und in den düsteren Saal.
»Theleb K'aarna!« rief Elric.
Seine Stimme hallte durch den Saal, doch Theleb K'aarna antwortete nicht.
Die Kessel mit brennendem Abfall loderten im Zug von der offenen Tür und warfen ein verstärktes Licht auf das Podest am Ende. »Theleb K'aarna!«
Doch nicht Theleb K'aarna kniete dort, sondern eine armselige zerlumpte Gestalt. Sie lag ausgebreitet vor dem Thron und schluchzte flehend ein Gebilde auf dem Thronsitz an.
Elric ließ sein Pferd noch einige Schritte in den Saal machen und sah nun, was den Thron besetzte.
Auf dem mächtigen Sitz aus schwarzem Eichenholz hockte der Dämon, mit dem er dort schon gesprochen hatte. Er hatte die Arme verschränkt und die Augen geschlossen und schien auf einigermaßen theatralische Weise das Flehen des Geschöpfes zu seinen Füßen zu mißachten.
Die anderen drangen ebenfalls auf dem Pferderücken in das Gebäude ein und ritten in geschlossener Phalanx zum Thronpodest.
Die kniende Gestalt wandte den Kopf und entpuppte sich als Urish. Er japste, als er Elric erblickte, und griff mit verstümmelter Hand nach seiner Axt, die ein Stück entfernt lag. Elric seufzte.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Urish. Ich bin des Blutvergießens überdrüssig. Ich fordere dein Leben nicht.«
Der Dämon öffnete die Augen.
»Prinz Elric, du bist zurückgekehrt«, sagte er. Sein Tonfall wirkte unmerklich verändert.
»Ja. Wo ist dein Herr?«
»Ich fürchte, er ist ein für allemal aus Nadsokor geflohen.«
»Und hat dich hier bis in alle Ewigkeit sitzenlassen.«
Der Dämon neigte den Kopf.
Urish legte Elric eine schmutzige Hand ans Bein. »Elric - hilf mir. Ich muß meinen Schatz wiederhaben. Er bedeutet mir alles! Vernichte den Dämon, dann gebe ich dir den Ring der Könige zurück.«
Elric lächelte. »Du bist großzügig, König U-rish!«
Tränen gruben tiefe Furchen in den Schmutz auf Urishs entstelltem Gesicht. »Elric, ich bitte dich.!«
»Ich habe die Absicht, den Dämon zu vernichten.«
Urish blickte sich um. »Mehr nicht?«
»Diese Entscheidung liegt bei den Tanelornern, die du berauben wolltest und deren Freunde du auf übelste Weise hast ermorden lassen.«
»Das war Theleb K'aarna, nicht ich!«
»Und wo ist Theleb K'aarna jetzt?«
»Als du die Affenwesen auf unsere Elenoin losließest, floh er vom Schlachtfeld. Er ist zum Varkalk-Fluß geritten - in Richtung Troos.«
Ohne sich umzudrehen, fragte Elric: »Rackhir? Willst du nun deine Pfeile ausprobieren?«
Eine Bogensehne sirrte, und ein Pfeil traf den Dämon in die Brust. Bebend blieb das Geschoß stecken, und der Dämon betrachtete es mit gelindem Interesse. Dann atmete er tief ein. Dabei wurde der Pfeil tiefer in ihn hineingezogen und schließlich völlig absorbiert.
»Aaah!« Urish stürzte sich auf seine Axt. »Es klappt einfach nicht!«
Ein zweiter Pfeil zuckte von Rackhirs rotem Bogen, aber auch er wurde absorbiert, ebenso der dritte.
Urish jaulte sinnloses Zeug und schwenkte seine Klinge.
Elric warnte ihn: »Er hat einen Schutzpakt gegen Schwerter, König Urish!«
Der Dämon ließ seine Schuppen klappern. »Ich weiß nur nicht, ob das Ding ein Schwert ist.«
Urish zögerte. Speichel rann ihm über das Kinn, und die roten Augen rollten hin und her. »Dämon - fort mit dir! Ich muß meinen Schatz wiederhaben! Er gehört mir!«
Der Dämon musterte ihn ironisch.
Mit einem Schrei des Entsetzens und der Angst stürzte sich Urish auf den Dämon, dabei ließ er Hackfleisch wild herumwirbeln. Die Klinge prallte auf den Kopf des Höllenwesens, es gab ein Geräusch, als wäre ein Blitz in Metall gefahren, und die Axt zersprang klirrend in zahlreiche Stücke. Urish starrte den Dämon in atemlosem Entsetzen an. Lässig streckte der
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