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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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trauen.«
    Der Barkeeper grunzte amüsiert und kam etwa eine Minute später mit zwei dreckigen Gläsern zurück, in denen eine trübe Flüssigkeit schwappte.
    Ich prostete ihm mit meinem Glas zu. »Auf die nachlassende Qualität«, sagte ich und kippte den Inhalt runter. Dabei bemühte
ich mich nach Kräften, das Zeug nicht schmecken zu müssen. Ich vermutete, dass es Whisky sein sollte, obwohl der Terpentinnachgeschmack einen Hinweis auf die mutmaßliche Wahrheit gab. Ich verzog das Gesicht und betrachtete das Glas in meiner Hand.
    »Haut ganz schön rein, was?«, wollte der Barkeeper möglicherweise wissen.
    »Man kann sich an den Geschmack gewöhnen«, erwiderte ich so höflich, wie es mir möglich war.
    »Kenne ich dich?« Die Frage des Barkeepers war ernst gemeint. Die unausgesprochene Regel lautete: Wenn man auf die Rigs kam, musste man beweisen, dass es sich nicht lohnte, sich mit einem anzulegen, weil man mehr Ärger machen würde, als die Sache wert war. Wenn man es nicht tat, verbrachte man seine Zeit damit, ständig Fleischhändler abzuwehren, die einen wegen des gebrauchten Militärzeugs verkaufen wollten, das man am Körper mit sich herumtrug. Das hieß, als ich in diese Bar gegangen war, hatte es ein paar Gewalttaten und strategisch notwendige Tote gegeben, mit denen ich dafür gesorgt hatte, dass ich danach in Ruhe gelassen wurde. Ich tat die Frage des Barkeepers mit einem Schulterzucken ab.
    »Ist Cassidy irgendwo in der Nähe?«, fragte ich.
    Der Barkeeper setzte zu einer Antwort an.
    »Wer will etwas über Mr. MacFarlane wissen?« Eine Stimme, die ganz nach einem Straßen-Maulhelden klang, sprach mich von hinten an.
    Ich blickte mich um und sah jemanden, von dem ich vermutete, dass er das erste bemitleidenswerte Exempel dieses Abends sein würde. Er war jung und musste etwas beweisen. Ich verkniff mir die sarkastische Erwiderung, die mir als Erstes in den Sinn kam. Der überdrehte Straßenschläger war bis zur Hüfte nackt, um mit den Operationsnarben angeben zu können, die ihm viele neue Muskeln verschafft hatten. Außerdem
war er high von irgendeiner Kampfdroge, wenn man danach ging, wie zappelig er war, und natürlich fühlte er sich von seinen zuschauenden Kumpels angestachelt. Im Bund seiner Militärhose steckte eine Automatik mit einem Kaliber, das viel zu groß war, um von praktischem Nutzen zu sein, außer um Leute einzuschüchtern oder auf Großwildjagd zu gehen.
    »Mein Name ist Jakob Douglas, und ich möchte MacFarlane einen wichtigen Vorschlag machen.«
    »Will das nicht jeder?«, fragte der junge Schläger.
    Ich zuckte nur mit den Schultern.
    »Nun?«, fragte der Kerl, was mich leicht verwirrte.
    »Entschuldigung, aber ich dachte, die Frage wäre rhetorisch gemeint. Ich weiß nicht, kann ich nur darauf antworten.«
    Der Schläger war sich nicht ganz sicher, wie er meine Antwort auffassen sollte. Ich fluchte stumm. Jetzt musste sich der Kerl wie ein Idiot vorkommen, was zu einem Wutausbruch führen musste, was wiederum dazu führen würde, dass ich ihn töten musste.
    »Hör mal, Kleiner, ich kenne deine Lebensgeschichte. Ich weiß, was du machst, und ich möchte dir nicht wehtun. Ich möchte nur mit MacFarlane sprechen und ihm mein Angebot unterbreiten.«
    Der Schläger verzog amüsiert das Gesicht. Er blickte sich zu seinem Publikum um.
    »Er macht sich Sorgen, dass er mir wehtun könnte«, sagte er lachend. Keiner von seinen Freunden lachte mit.
    Ich versuchte es noch einmal. Ich gab mir alle erdenkliche Mühe, diesen Jungen am Leben zu lassen, obwohl es dafür eigentlich keinen vernünftigen Grund gab. »Lass mich raten. Du hast irgendeinen furchteinflößenden Straßennamen wie Razors oder Deathboy.«
    »Cordite.«
    »Ich will gar nicht wissen, was das ist. Ich erzähle dir nur
etwas über dein Leben, weil ich versuchen möchte, es zu verlängern und mir Schwierigkeiten zu ersparen.«
    »Hör auf ihn, Junge«, sagte der Barkeeper. »Er ist bei den Spezialeinheiten. Oder war es.«
    Ich sagte nichts dazu, sondern beobachtete nur, während ich den unausweichlichen Lauf der Dinge verfluchte.
    »Na und? Ihr Vets seid nur Pisser und Furzer, die …« Dann blickte Cordite in den Lauf der Mastodon.
    »Meiner ist größer als deiner«, sagte ich. »Und jetzt spürst du einen starken Gruppenzwang. Du kannst keinen Rückzieher machen, weil du von den Leuten beobachtet wird, die du beeindrucken willst. Und es wäre erniedrigend, wenn du gar nichts tun würdest.«
    Allerdings war mir klar, dass

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