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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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sich in die Hose zu machen oder in Tränen auszubrechen. Ich lächelte und fuhr dann herum, während ich den Revolver hochriss.
    Nicht weit von mir entfernt lehnte Josephine mit dem Rücken an der Wand. Sie sah so farblos und unauffällig aus wie immer. Gerüchten zufolge hatte sie sich chirurgisch verändern lassen, um so uninteressant wie möglich zu wirken. Sie war schwer zu beschreiben, weil es an ihrem Aussehen nichts Markantes gab. Selbst ihre Kleidung war unauffällig.
    »Hast du deinen Schneid verloren?«, fragte sie, ohne mir in die Augen zu sehen. Sie nahm nie Blickkontakt auf.
    Ich ließ die Waffe sinken und steckte sie ins Holster zurück. »Oh, hallo Josey«, sagte ich sarkastisch und versuchte, meine Angst zu überspielen. Die Graue Lady hatte mich schon immer nervös gemacht. Aber sie hatte recht. Josephine war gut, aber eigentlich hätte es ihr nicht so leicht fallen dürfen, sich an mich anzuschleichen.

    Sie schüttelte den Kopf. »Der Major will, dass du es tust«, sagte sie.
    Mir war völlig klar, was sie damit meinte. »Und wenn ich es nicht tue?«
    »Ach, du weißt doch«, sagte sie verlegen und betrachtete ihre Fingernägel. »Er wird sich die Zeit damit vertreiben, dir das Leben zur Hölle zu machen.«
    »Tut er das nicht sowieso?«
    »Gib mir das Geld, Jakob«, sagte sie schüchtern.
    Ich seufzte. »Das ist selbst für ihn verdammt kleinlich. Bist du gekommen, um mich auszurauben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gib mir das Geld, und dann geh zurück und töte die beiden.« Sie klang leise und bescheiden.
    Ich warf ihr die Tasche mit den Geldscheinen vor die Füße und versuchte mich an ihr vorbeizuschieben.
    Sie streckte den Arm aus. Ihre Hand streifte meine Brust nur, aber ich blieb trotzdem stehen.
    »Ausnahmsweise werde ich dich decken«, sagte sie und blickte mir in die Augen. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals und musste unwillkürlich schlucken. Sie ließ den Arm sinken und gab den Weg frei.
    Danach wurde die Umgebung für einen Moment von den Mündungsblitzen im Apartment erhellt.
     
    Ich fuhr durch die Aufbauten der Rigs, mit etwas mehr Geschwindigkeit, als ratsam gewesen wäre angesichts der fragwürdigen Sicherheit der wackligen Holzplanken und Metallplatten, die hier als Straßen dienten. Ich wollte aufhören, zum Würfel zurückkehren, zu trinken anfangen und vielleicht etwas Musik hören. Um nicht an die zwei armen Schlucker denken zu müssen, die ich soeben getötet hatte, weil sie etwas getan hatten, das wir alle tun, um zu überleben. Ich wusste jedoch, dass Rolleston mich weiter nerven würde, wenn ich jetzt aufhörte.

    Nachdem ich die Graue Lady gesehen hatte, war mir die Dringlichkeit der Sache bewusst geworden. Ich wollte sie unter Dach und Fach bringen und vergessen. Außerdem brauchte ich die versprochene Woche in den Senso-Kabinen, während ich durch einen Tropf ernährt wurde, wundgelegene Stellen bekam, meine Muskeln verkümmerten und ich, was das Wichtigste war, jegliches Gefühl für mein Ich verlor, um all das zu vergessen.
    Obwohl ich nie ein Agent der Spezialeinheiten gewesen war, der großen Spaß an seiner Arbeit hatte, musste ich andererseits zugeben, dass ich nie genug von diesem Gefühl bekam, mich durch die Aufrüstungen blitzschnell bewegen zu können, während sich alles um mich herum durch den Schlamm der Zeit schleppte. Davon konnte ich niemals genug bekommen. Also würde ich ein paar dumme Menschen töten und noch mehr von IHNEN erledigen. Eine ganz große Sache, ein weiterer winziger Schritt in einem Konflikt, der alles zu verzehren schien.
    SIE waren die einzige fremde Lebensform, der wir jemals im Weltraum begegnet waren, und wir führten Krieg gegen SIE. Das konnte nur ein mikroskopisch kleiner Tropfen im Ozean des Universums sein. Doch manchmal, wenn der Weltraum von hellen Strahlen erfüllt war, die sich durch die Nacht brannten, wenn ich in einem Kampfshuttle darauf wartete, abgesetzt zu werden, und mein Leben in den Händen anderer Menschen lag, wenn ich zusah, wie andere Shuttles auf den Planeten zustürzten, um beim Atmosphäreneintritt zu brennen, dann fühlte es sich manchmal so an, als würde sich das gesamte Universum im Kriegszustand befinden.

4. Kapitel
    DUNDEE
    Das Forbidden Pleasure war eigentlich gar nicht so verboten und auch kein besonderes Vergnügen. Früher war es ein Containerschiff gewesen. Die meisten Container waren ausgeräumt und in etwas verwandelt worden, das in meinen Augen so etwas wie das

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