Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
alles Weitere schlimmer als eine Erniedrigung sein würde. Die Karriere dieses Jungen war vorbei. Nach dieser Aktion würde er in der Nahrungskette in den Rigs von der Seite der Raubtiere auf die der Beutetiere wechseln. Irgendwo in Cordites verdrogtem Bewusstsein gelangte er zu der gleichen Erkenntnis. Ich sah die Bewegung in seiner Körpersprache, noch bevor es geschah. Ich spürte, wie sich die Welt der Brückenbar verlangsamte, bis alle anderen durch zähen Schlamm wateten, während meine Reflexe hochfuhren. Ich ließ alle sehen, dass Cordite nach seiner Waffe griff. Ich wartete sogar ab, bis er sie berührte, bevor ich den Abzug durchdrückte und dabei schon bedauernd den Kopf schüttelte. Der armlange Mündungsblitz verkohlte Cordites Brustpanzerung. Meine Audiodämpfung setzte ein und kompensierte den ohrenbetäubenden Knall des übergroßen Revolvers. Für mich sah es wie Zeitlupe aus, als die Kugel die Panzerung durchschlug, in den Brustkorb eindrang und ihn von den Beinen riss. Dann detonierte der Sprengsatz in der Patrone und ließ verflüssigte und verkohlte Teile seiner inneren Organe aus der Eintrittswunde schießen.

    Ich senkte die riesige rauchende Pistole, als Cordite auf dem Boden aufschlug. Viele der anderen Schläger hatten die Hände an die Waffen gelegt, einschließlich der Wachen des Großverdieners. Er selbst beobachtete mich mit beiläufigem Interesse. Anekdotenfutter. Ich bedachte die Leiche, die ich hinterlassen hatte, mit einem traurigen Blick. Ohne auf die Drohungen der übrigen Wachleute in MacFarlanes Bar zu achten, öffnete ich die Kammer des Revolvers, nahm die verbrauchte Patronenhülse heraus, steckte sie in eine Tasche und ersetzte sie durch eine neue Einzelpatrone, bevor ich die Waffe wieder ins Holster schob.
    Dann schaute ich mich in der Bar um. Ich wechselte auf Restlicht und betrachtete den Tisch im Hintergrund. Den fetten Kerl, der bewusst seinen Reichtum zur Schau stellte, eine Zigarre rauchte, dekadentes Make-up und Modeimplantate trug, an seiner Seite die zwei hübschesten Mädchen der Bar und Wachmänner, die nicht den Eindruck machten, als würden sie bei Gefahr den Kopf einziehen.
    »Da haben Sie Ihre Opfergabe«, sagte ich verärgert. »Werden Sie mir jetzt zuhören?«
    MacFarlane nahm einen Zug von der Zigarre. Die rote Glut erhellte die weißgetünchte Haut seines fleischigen, bärtigen Gesichts, seine rotglänzenden Lippen und die dunklen Augen.
    »Natürliche Auslese«, sagte er und deutete mit einem Nicken auf Cordites Leiche. »Danke, dass Sie meine Herde gekeult haben.«
    »Ich muss an dieser Stelle nicht damit aufhören«, sagte ich und verfluchte mich im nächsten Moment für diese offenkundige Erwiderung.
    »Sie befinden sich in einem Raum, in dem sich zahlreiche meiner Männer aufhalten. Vielleicht erwischen Sie ein paar, aber am Ende sind Sie in jedem Fall ein toter Mann.« MacFarlane lächelte und zog eins der Mädchen näher an sich heran,
wahrscheinlich um es im Ernstfall als Schild benutzen zu können. Ich begann damit, einen Angriffsplan auszuarbeiten. Die Reihenfolge, in der die Schläger in diesem Raum sterben würden.
    »Ich glaube nicht, dass Sie recht haben, aber dann wäre es sowieso egal, weil Sie als Erster gehen«, sagte ich in ruhigem Tonfall. Allmählich fand ich diesen Macho-Scheiß nur noch langweilig.
    MacFarlane dachte darüber nach. »Also wollen Sie gar nicht mit mir sprechen?«, fragte er süffisant, wobei er offenbar großen Spaß hatte.
    Ich seufzte nur und entschied, still zu sein, bis jemand etwas Sinnvolles sagte oder ich anfangen musste, Leute zu erschießen.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte MacFarlane, als ihm die Sache offenbar ebenfalls zu langweilig wurde.
    »Sie haben etwas gekauft, von einem Parkran…« Weiter kam ich nicht.
    »Tötet ihn!«, knurrte MacFarlane.
    Ach, verdammt , dachte ich, als die Welt um mich herum wieder langsamer wurde. Die Mastodon war in meiner rechten Hand, der Laser in meiner linken. Ein rubinroter Strahl traf die Mündung der Laserpistole eines Leibwächters von MacFarlane, als der Mann gerade aufstehen wollte. Der laute Knall überhitzter und explodierender Luftmoleküle war zu hören und gleich darauf der Schrei des Wächters, als sich ein Teil seines Körpers in roten Dampf auflöste.
    Ich zielte mit der Mastodon unter meinem ausgestreckten linken Arm hindurch und drückte den Abzug. Die riesige Revolverpatrone erwischte einen von MacFarlanes Männern, als er versuchte, eine

Weitere Kostenlose Bücher