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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Gregor.
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«, wollte Mudge wissen.
    »Ja, ich würde gern diesen stinkenden Frachtraum verlassen und endlich damit anfangen, die Welt zu beherrschen, wenn es euch recht ist«, erwiderte Gregor sarkastisch. Falls er noch Ähnlichkeiten mit dem alten Gregor hatte, musste er ziemlich sauer sein, weil er nur sehr selten in Sarkasmus verfallen war.
    »Es wäre ein Argument für einen starken Führer«, sagte Balor.
    »Wir sollten beschützen und nicht beherrschen«, sagte Rannu, der Balors Blick erwiderte und ihm standhielt. Diesen Krieger-Schwachsinn zogen sie noch ein paar Sekunden lang durch, bis Balor schließlich nickte.
    Mudge schüttelte den Kopf. »Wie auch immer. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ihr selber etwas tun müsst, wenn ihr etwas verändern wollt. Es reicht nicht, ein paar vage Richtlinien zu formulieren und zu hoffen, dass die anderen alles richtig umsetzen. Tut mir leid, Kinder, aber mit Humanismus und Nettsein werden wir die Welt nicht retten. Wenn ihr den Krieg beenden wollt, müsst ihr die Waffen unter eure Kontrolle bringen, und ihr müsst bereit sein, sie zu benutzen, weil seine Leute«, sagte er mit einem Nicken in Gregors Richtung, »vielleicht
nicht so schnell ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden, wie man uns glauben machen will.«
    »Ja, wenn wir genauso denken wie ihr, würden wir versuchen, euch vorher unter unsere Kontrolle zu bringen«, spottete Gregor.
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass ihr in diesem Moment nicht genau das tut«, gab Mudge zurück.
    »Wir haben euch gesagt, dass das nicht der Fall ist«, sagte Morag.
    »Soweit wir wissen, wurdest du von einem von IHNEN vereinnahmt. Und du hast gesagt, dass du auf IHRER Seite stehst. Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sagst?«, fragte Mudge.
    »Und ich? Wurde auch ich vereinnahmt?«, fragte der Heide.
    »Nein«, antwortete Mudge nachdenklich, »du bist nur ein verblendeter alter Mann.«
    Für einen kurzen Moment sah ich den verletzten Gesichtsausdruck des Heiden, dann verlegte er sich wieder darauf, einfach nur wütend zu sein.
    »Ich habe es satt, von irgendwem kontrolliert zu werden«, sagte ich.
    »Das ist wunderbar, aber wie sehen die Alternativen aus?«, fragte Mudge. »Offensichtlich funktioniert es nicht, wenn Menschen ihre Angelegenheiten selbst regeln.«
    »Was ist daran offensichtlich?«, fragte ich. »Es funktioniert nicht, wenn Leute wie die Clique das Sagen haben - jedenfalls nicht für uns und nicht für die Mehrheit der Menschen. Sie sehen sich selbst wahrscheinlich als starke Führungspersönlichkeiten. Zumindest bei Rolleston bin ich mir da sicher.«
    »Also müssen wir gutmütiger sein als diese Arschlöcher«, sagte Mudge. »Wir müssen uns um alle kümmern und nicht um uns selber.«
    »Vielleicht wäre das ein guter Anfang. Wir haben die Verantwortung
viel zu lange an unsere Anführer abgetreten. Es wird Zeit, dass wir selber die Verantwortung für uns übernehmen«, erklärte ich ihm.
    »Auch das klingt ganz toll, ist aber völlig unsinnig, wenn es um die Umsetzung geht«, erwiderte Mudge.
    »Wir setzen gar nichts um«, widersprach ich. »Wir sagen nur die Wahrheit.«
    »Was stellst du dir vor?«, fragte der Heide interessiert.
    »Wir fangen mit dem Krieg an und lassen Gott jedes Geheimnis offenbaren, das sich im Netz findet. Wir programmieren ihn darauf, die objektive Wahrheit zu verbreiten, soweit das möglich ist. Dann lassen wir ihn eine systemweite und völlig sichere Volksabstimmung durchführen …«
    »Die Tyrannei der Mehrheit«, gab Mudge zu bedenken.
    »Hast du eine bessere Idee?«, fragte ich.
    »Die Herrschaft übernehmen, die Clique ermorden, Friedensverhandlungen mit IHNEN aufnehmen und dann versuchen, die Welt gerechter zu machen«, sagte Mudge.
    »Ich glaube, du vergisst, mit wem du sprichst. Wenn du die Herrschaft über das Netz hättest, würdest du dir als Erstes eine Kiste Wodka und eine Kiste Drogen schicken lassen, um dann mit der Suche nach der perfekten Prostituierten zu beginnen.«
    »Schade, dass deine Mutter nicht mehr lebt«, sagte Mudge und grinste.
    Sein Versuch, witzig zu sein, löste in mir einen Wutanfall aus, der sich jedoch von selbst wieder auflöste.
    »Willst du wirklich die Welt beherrschen, Mudge?«, fragte Gregor ruhig.
    Ich bemerkte, wie Mudge ins Wanken geriet. »Nun ja … Ich dachte, nicht ich … aber …«
    »Wer dann?«, fragte ich. »Wer von uns? Ich mache es nicht, der Heide will es nicht, du traust weder

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