Der Veteran: Roman
Programm so groß ist, und in der Anfangsphase wäre er noch sehr verletzlich. Irgendein Knoten, ein Ort, an dem sich sehr schnell große Informationsmengen hochladen lassen, wäre ideal, aber wir müssten es direkt an der Quelle machen.«
»So etwas wie eine Site?«, fragte ich.
Der Heide schüttelte den Kopf.
»So etwas wie ein Medien-Datenknoten?«, fragte Mudge.
»Vielleicht«, sagte der Heide.
Mudge grinste.
»Mudge?«, sagte ich, worauf er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. »Ich will nicht noch mehr Leute töten.«
Er nickte.
Morag starrte mich an.
25. Kapitel
ATLANTIS
Leger gekleidet und schwer bewaffnet hatte ich mehr Drogen in mir als eine Feldapotheke, gerade so viel, um mich aufrecht zu halten, den Schmerz erträglich zu machen und die Übelkeit daran zu hindern, mich zu überwältigen. Ich lehnte mich gegen den Rahmen der Tür zum Cockpit. Gibbys Hände bewegten sich über das Keyboard, während er etwas Bluesiges spielte und Buck ihn mit leisen Gitarrenklängen begleitete.
Durch das Fenster konnte ich sehen, wie unsere Lichter über den verstärkten Beton der Speiche spielten, als Gibby das riesige Bauwerk beim Aufstieg als Wegweiser benutzte. Unter uns konnten wir die Mountain Princess erkennen, die neben mehreren ähnlich großen Erzfrachtern angedockt war und immer kleiner wurde.
Morag kam herein und trat neben mich. Der Heide war hinten und kümmerte sich um die Luftraumüberwachung von Atlantis. Er und Morag hatten die letzten sechs Stunden damit verbracht, Gottes Parameter zu justieren und das Programm startbereit zu machen. Die anderen hatten geschlafen und die Ausrüstung für Mudges verrückten Plan zusammengestellt. Ich hatte auch etwas Blut ausgekotzt. Ich war mir nicht sicher, wie real all diese Dinge im Moment waren - dass ich starb, die Sache mit Gott, alles. Ich glaube, nur meine Nerven und ein Cocktail
aus Drogen und gutem Whisky hielten mich noch in Betrieb. Aber der gute Whisky ging langsam zur Neige.
Morag blickte nach draußen. Licht schimmerte aus Fenstern in der Speiche, die Strahlen von Suchscheinwerfern stachen senkrecht in den Nachthimmel, und die Warnlichter von Fluggefährten blinkten. Wir kamen an den Landedecks vorbei, die wie Pilze aus dem Turm wuchsen, an Balkonen voller reicher Nachtschwärmer, die uns zuwinkten, ohne zu ahnen, dass sich ihre Welt in dieser Nacht ändern würde, wenn auch nur die Hälfte von dem eintraf, was der Heide und Morag gesagt hatten. Wir manövrierten uns an anderen Transportern vorbei, von denen viele größer als unserer waren. Wir begegneten Koptern, Air Cars und verschiedensten anderen Fahrzeugen, aber wir hielten uns von den Anflugschneisen der Shuttles fern. Wir zogen an Fabrikebenen, Einkaufszentren, grellbunt erleuchteten Freizeitebenen und Wohnkomplexen vorbei. Wir sahen riesige Viz-Schirme, die für Dinge warben, die sich niemand außer Balor leisten konnte. Und wenn er sie wirklich hätte haben wollen, hätte er sie sowieso gestohlen. Auf einem Bildschirm wurden Kriegsszenen gezeigt, aber die Gesichter der Soldaten konnte man nicht erkennen. Das war gut. Ich wollte nicht das Leid der Menschen sehen, die ich voraussichtlich verraten würde. Morag nahm das alles mit einem beinahe gebannten Gesichtsausdruck des Erstaunens in sich auf. Ich teilte meine Aufmerksamkeit zwischen Blicken aus dem Fenster auf den Turm aus Licht und der Betrachtung ihrer Person.
Plötzlich wurde die Speiche von Wolken verhüllt. Ich hörte, wie sich der Tonfall des Triebwerks änderte, als Gibby und Buck den Transporter von der Speiche entfernten, bis die Warnlichter der Fluggefährten nur noch ein fernes Schimmern waren. Ich wusste, dass die Sensoren des Transporters und die Interface-Software des Fahrzeugs eine dreidimensionale topografische Karte der Speiche erzeugten, die sie zum Navigieren benutzten.
Morag seufzte. Sie drehte sich um und wollte in den Frachtraum zurückgehen.
»Warte«, sagte ich.
Sie blieb stehen und sah mich an.
Ich nickte zum Fenster hinaus. Als wir die Wolkendecke durchstießen und die letzten Schwaden aus Wasserdampf abschüttelten, war Atlantis ein dünner Neon-Turm vor dem tiefblauen Hintergrund des Nachthimmels. Er reichte so weit in den Weltraum hinauf, wie das Auge sehen konnte. Morag reckte den Hals, um durch die klare Komposit-Kuppel des Cockpits nach oben zu blicken. Ich war froh, diesen Anblick zu erleben, bevor ich starb. Ich war auch froh, dass Morag es sah, bevor sie starb. Ich dachte an die
Weitere Kostenlose Bücher