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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Leute, die es sich leisten konnten, hier zu leben. Wussten sie es noch zu schätzen, oder war es für sie inzwischen alltäglich geworden? Ich hoffte, dass Ersteres der Fall war. Es stünde schlecht um ihre Seelen, wenn sie keine Ehrfurcht vor dieser technischen und ästhetischen Meisterleistung empfanden.
    Hier oben herrschte weniger Verkehr, und das meiste davon waren sowieso Sicherheitskräfte. Hier befanden sich die Verwaltungsebenen - Enklaven verschiedener Konzerne, Büros und Wohnraum in denselben Bereichen. Weiter oben waren die Liftdocks und zusätzliche Landezonen für den schweren kommerziellen Verkehr. Wieder hörte ich, wie die Turbinen aufheulten und sich die Musik von Gibby und Buck änderte, als sich der Transporter noch weiter von der Speiche zurückzog. Als ich aufblickte, hatte ich das Gefühl, den Rand des Weltraums zu sehen. Mit meinen optischen Hilfsmitteln konnte ich gerade noch erkennen, wo das Gebäude aufhörte. Darüber war nur noch das Kabel, das bis in den Orbit hinaufführte, bis nach Hoch-Atlantis und zum Gegengewicht des Asteroiden.
    »Siehst du es?«, sagte Gibby zu Morag und zeigte nach oben.
    Sie hob den Blick. Ich konnte nicht erkennen, worauf er anspielte.

    »Nein«, sagte sie mit konzentriertem Gesichtsausdruck.
    Bucks Melodie änderte sich, genauso wie das Display, das auf die Windschutzscheibe des Cockpits projiziert wurde. Es zeigte immer noch denselben Teil der Speiche, nur stark vergrößert. Nun sah ich den großen mehrstöckigen Lift, der schnell am Kabel hinunterglitt. Er war hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Ich kannte Weihnachtsbäume aus dem Viz.
    »Sieht wie eine der Luxuskabinen aus«, sagte Buck. »Ein Fünf-Sterne-Hochgeschwindigkeitshotel.«
    Morag starrte es sprachlos an. Mir wurde bewusst, dass ich grinste. Wir beobachteten, wie das Ding im Gebäude der Speiche verschwand, und selbst danach konnten wir sehen, wie es sich innerhalb des Gebäudes weiter nach unten bewegte. Ich verlor allmählich meinen Zynismus. Wir - ich meine, wir Menschen - konnten so etwas bauen, und John Coltrane konnte A Love Supreme einspielen, und die Männer in Tain im schottischen Hochland brannten immer noch Glenmorangie. Diese drei Dinge waren der Beweis, dass wir mehr verdient hatten als die Zermürbung durch diesen ständigen Krieg. Ich glaube, das war der Moment, als ich ein wenig Hoffnung fasste.
    Also war ich nicht gerade begeistert, als ich mich zu Mudge umdrehte, der nur mit Cowboystiefeln, Boxershorts und einem Netzhemd bekleidet war. In der einen Hand hielt er eine volle Flasche Wodka und in der anderen seine AK. In seinem Mundwinkel hing ein Joint. Ich konnte seine beiden technisch hochgezüchteten superschnellen Beinprothesen sehen.
    »Als was bist du gekommen?«, fragte ich.
    »Alter, das ist das Gesicht der Revolution«, sagte er grinsend.
    Vielleicht hätte ich etwas in dieser Art vorhersehen müssen. »Aber du findest nicht, dass du auf diese Weise ein wenig an Glaubwürdigkeit verlierst?«, fragte ich höflicher, als ich empfand.
    »Ich muss mich wohlfühlen, Mann«, sagte er.

    Ich musterte ihn von unten bis oben. »Und so fühlst du dich wohl?«
    »Ich spüre, dass dir gefällt, was du siehst«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    Morag lachte schallend.
    »Du versuchst doch nur, den Heiden zu ärgern, richtig?«, fragte ich.
    Gregor schien sich hinter ihm zu erheben. Ich gewöhnte mich allmählich an seine verzerrte Physiologie. Er trug einen langen Mantel, aber er hing nicht richtig an ihm. Er hatte sich ein Trommelmagazin auf den Rücken geschnallt und trug eine Retributor, mit der er sich offenbar wohlfühlte.
    »Du siehst wie ein Idiot aus«, sagte Gregor zu Mudge.
    Mudge zog eine Augenbraue hoch und blickte sich über die Schulter zu ihm um.
    »Das unheimlich aussehende Alien hat recht«, stimmte ich zu. »Dir ist hoffentlich klar, wenn diese Aktion tatsächlich so ein großer Erfolg wird, wie der Heide hofft, wird sich die Nachwelt auf ewig an dein Outfit erinnern.«
    Morag grinste immer noch.
    »Vertraut mir. Wenn ich fertig bin, werdet ihr alle euch so anziehen«, sagte er.
    »Ich nicht!«, platzte es aus Morag heraus.
    »Du würdest in einem Netzhemd richtig gut aussehen«, gab ich zu bedenken.
    »Deine Mutter würde dich gerne in diesem Aufzug sehen«, bemerkte Gregor.
    »Sie würde es lieben, sie wäre stolz auf dich«, schwärmte Mudge.
    »In dreißig Sekunden sind wir unten«, warnte Gibby uns vor.
    Wir wollten hineingehen, den Datenknoten des Senders

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