Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
subvokalisierte ich.
    »Was? Bin ich seine Krankenschwester?«, erwiderte Mudge.
    Ich schloss die Verbindung.
     
    »Gott hat dich zu seinem Schwert der Gerechtigkeit erwählt!«, heulte der Vikar.
    Ich schrie und fuhr von meiner Pritsche hoch, wobei ich mit dem Kopf an die Koje über mir stieß. Es war alles andere als angenehm, so aufzuwachen. Meine Klingen waren ausgefahren und hatten bereits die billigen Laken zerschreddert. Ich schätzte, er war mir nur deshalb so nahe gekommen, weil ich fast meine gesamte Rum-Ration und den Whisky ausgetrunken hatte, den ich dem Kerl abgenommen hatte, den ich getötet hatte. Den ich ermordet hatte, meine ich.
    »Verschwinde. Sofort. Aus meiner Koje!«, stieß ich hervor.
    Der Vikar griff nach mir. Er hatte Mundgeruch, stank nach säuerlichem Schweiß, Pisse und Scheiße. Im Nachhinein vermute ich, dass der Gestank seine Verteidigungsstrategie war, um jeden, der nicht voll auf Drogen war, davon abzuhalten, ihn umzubringen.
    »Hör zu! Du musst zuhören! Du wirst gerufen werden, und du musst antworten!« Er ragte vor mir auf, und seine vom Wahnsinn entstellten Züge wirkten in der Enge meiner Koje riesenhaft. Mir wurde klar, dass ich mich tatsächlich vor diesem Kerl fürchtete. Immer mehr Leute brüllten uns an, dass wir still sein sollten.
    »Verschwinde! Lass mich in Ruhe!«, schnauzte ich ihn an.
    »Wollt ihr beiden miteinander allein sein?«, hörte ich einen amüsiert, aber auch erschöpft klingenden Mudge von der unteren Koje fragen. Irgendetwas geisterte in meinem Hinterkopf herum.
Etwas hatte sich verändert. Etwas beschäftigte mich, und ich wusste nur, dass es dabei nicht um einen stinkenden religiösen Fanatiker ging, der versuchte, in meine Koje zu kriechen.
    »Wenn die Zeit gekommen ist, das zweite …«
    »Halt die Klappe!«, fuhr ich ihn an. Ich war jetzt wieder ganz der Sergeant. Etwas in meiner Stimme ließ den Vikar verstummen.
    »Dafür sei Gott gedankt«, murmelte Mudge.
    »Du nimmst den Namen des Herrn …«, begann der Vikar.
    »Klappe halten!«, wiederholte ich. Dann wurde mir klar, dass ich mich getäuscht hatte. »Mudge, wann haben sie die Segel eingeholt?«, fragte ich. Die Hintergrundgeräusche stimmten nicht mehr. Das instinktive Gefühl, dass man sich mit affenartiger Geschwindigkeit bewegte, war verschwunden. Wir waren aus dem Überlichtflug gefallen, obwohl wir erst drei Tage eines achttägigen Fluges hinter uns gebracht hatten.
    »Verschwinde aus meiner Koje!«, forderte ich den Vikar erneut auf, und diesmal konnte ich ihn überzeugen. Ich beugte mich vor, ignorierte das Schwindelgefühl, das mir der über zehn Meter tiefe Abgrund bis zum Boden verursachte, und blickte zu Mudge hinunter. Er hatte einen jungen, attraktiven Soldaten bei sich in der Koje, aber Mudge war hellwach. Die Kameralinsen in seinen Augen bewegten sich leicht, als sie mich fokussierten.
    »Raus mit dir, mein Sohn«, sagte ich nicht unfreundlich zum Jungen, worauf er aus der Koje kletterte.
    »Ich vermute, während wir geschlafen haben«, sagte Mudge und blickte dem nackten Soldaten hinterher. »Glaubst du, dass es ein Problem gegeben hat?«
    »Scheint so, wenn wir den Flug unterbrochen haben«, sagte ich, zog meine Hose und ein T-Shirt an und schnürte meine Stiefel zu.
    »Mit dem Segel?«, fragte er.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Gibt es einen guten Grund, warum du mein Häschen aus dem Bett wirfst, nachdem du mich geweckt hast?«, wollte er wissen.

    »Ich habe dich nicht geweckt«, stellte ich richtig.
    Überall im Frachtmodul wurde den Leuten bewusst, dass etwas vor sich ging. Schnell machte die Neuigkeit die Runde, dass wir den ÜLF unterbrochen hatten. Ich öffnete einen KommunikationsLink zur Santa Maria und forderte Informationen an, erhielt aber keine Antwort. Auch die anderen nicht, wie es schien. Ich nahm Verbindung mit den Militärpolizisten in ihrer gepanzerten Kabine auf, aber auch sie hatten keine Ahnung.
    Ich verließ meine Koje und kletterte hinunter, gefolgt von Mudge. Der Vikar stand am Fuß unseres Kojenturms.
    »Ich weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind’s nicht, und hast sie als Lügner befunden und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden! Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!« Von den anderen Kojen wurde

Weitere Kostenlose Bücher