Der Veteran: Roman
unter wüsten Drohungen Ruhe gefordert, aber die meisten Leute hatten sich inzwischen an ihn gewöhnt.
»Wovon redet er?«, fragte Mudge mich.
»Er ist aus dem Bett gefallen«, sagte ich.
Die Leute versammelten sich an der Luftschleuse, die das Frachtmodul mit dem Rest der Santa Maria verband. Mudge und ich drängten uns durch die Menge nach vorn. Unterwegs nickte Mudge den Leuten zu, mit denen er während seiner Streifzüge Bekanntschaft geschlossen hatte.
Reb, ihre Kameradin und ihr SigTech standen zusammen vor der Luftschleuse. Zum Glück war der Verrückte jetzt angezogen. Die Wunden, die er sich selbst zugefügt hatte, waren verschorft, und er war bereits in Trance. Reb nickte mir mit unglücklichem Gesichtsausdruck zu. Ich vergeudete keine Zeit damit, dumme Fragen zu stellen. Wir warteten einfach ab, bis der SEAL-SigTech fertig war.
Schließlich erwachte er aus seiner Trance und schüttelte langsam den Kopf.
»Und?«, fragte Mudge.
Der SEAL blickte uns beide an, offenbar, ohne uns wiederzuerkennen, und dann schaute er sich zu Reb um.
»Sie haben uns nicht nur ausgesperrt. Ich habe die Sicherheitssperren des Schlosses durchdrungen, und soweit ich erkennen kann, haben sie den eigentlichen Schließmechanismus unbrauchbar gemacht.«
»Kannst du in die Schiffssysteme eindringen?«, fragte Reb.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben eine komplette Kommunikationsblockade eingerichtet. Alles ist dicht.«
»Könnte man sie austricksen und über die Sensoren gehen?«, fragte ein erstaunlich vernünftig klingender Vikar.
Im ersten Moment starrten alle ihn nur an, insbesondere der SigTech, der ihm einen Tag zuvor die Haut aufgeschlitzt hatte. »Hab’s versucht. Ich glaube, sie haben auch die Sensorleitungen geschlossen«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte.
»Und huckepack über das interne Viz oder InterKom?«, fragte der Vikar.
Der SigTech zeigte nun leichte Verärgerung. »Hör mal, ich weiß, was ich tue. Ohne einen anständigen Sender bringe ich hiermit nicht genug Energie auf«, sagte er und tippte sich an den Kopf, »um in solche Systeme eindringen zu können.«
»Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf. Dies wurde mir von Gott gegeben.«
Die Leute stöhnten, als der Vikar wieder in seine alten Gewohnheiten verfiel. Dann brach er plötzlich zusammen, was zugebenermaßen sehr melodramatisch wirkte, als er in Trance fiel. Die Leute drängten andere zur Seite, damit der Vikar sie nicht berührte, so dass er recht hart auf dem Boden landete. Dann richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf die SEALs an der Luftschleuse.
»Was glaubst du?«, fragte ich Mudge.
»Es muss einen Grund geben, dass sie gestoppt und uns eingesperrt haben«, sagte Mudge. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Gutes ist.« Im Nachhinein betrachtet war es recht offensichtlich, was sie beabsichtigten. Ich glaube, das war uns irgendwie klar, auch wenn wir es uns nicht eingestehen wollten.
Doch für den Vikar war das kein Problem. »Sie wollen die Sicherung der äußeren Luftschleusen ausschalten, um sie zum Weltraum zu öffnen«, sagte er, als er aus der Trance erwacht war.
»Wo hast du eine Schraube locker?«, fragte der SEAL-SigTech.
Der Vikar ging nicht darauf ein. Er wartete ab, bis die versammelten Soldaten ihren Widerspruch oder ihre Zweifel an seiner geistigen Gesundheit geäußert hatten.
»Bist du dir sicher?«, fragte ich.
Er nickte.
Das genügte mir.
»Warum?«, fragte die andere SEAL-Frau.
»Hier gibt es zu viele, die Wahrheiten wissen. Der zweite Reiter, der der Krieg ist, und der Teufel, der die Lüge ist, sind die Feinde der Gerechten«, sagte der Vikar.
Es machte mir Sorgen, dass seine Worte Sinn ergaben.
»Rolleston?«, fragte Mudge.
Ich zuckte mit den Schultern. Die anderen hatten die Frage gar nicht mitbekommen.
»Ist es eure Schuld?«, fragte jemand. Ich erkannte ihn wieder. Er gehörte zum Regiment, genauso wie seine Freunde.
»Ja, wendet euch gegen uns, das dürfte sehr hilfreich sein«, sagte Mudge.
»Es ist genauso meine Schuld«, sagte der Vikar. »Obwohl ihr mir widersprecht, habe ich das Gesicht des Teufels und das Gesicht Gottes gesehen. Ich verstehe die heilige Geometrie. Ich kenne die abgöttische Kathedrale IHRER Informationsarchitektur, ein Werkzeug des Bösen, mit dem die Menschheit geprüft werden soll.
Es ist die Frucht des Baumes, es ist
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