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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Flexibilität jedoch nicht einschränkten.
    Morag blickte zu mir herüber, aber ich konnte ihr nichts Beruhigendes sagen. Der Heide starrte mich ostentativ an. Ich beachtete ihn nicht. Morag stieß einen unabsichtlichen Schrei aus. Ich wandte mich wieder Gregor zu und reagierte meinerseits mit einem überraschten Schrei.
    Gregors dreieckiger Kopf spaltete sich, zog sich auseinander. Zwischen den beiden Hälften hingen Tentakel aus Schleim, hinter denen Gregors menschlicher Kopf sichtbar wurde. Irgendwie erinnerte mich das an eine Perle in einer geöffneten Auster.
Das vertraute Gesicht ließ das Ganze noch abartiger wirken. Ich schätzte, er hatte seinen ursprünglichen Kopf bewahrt, um sich einen Rest von Menschlichkeit zu erhalten, aber das machte ihn nur umso fremdartiger. Vielleicht war Balors Bemerkung doch nicht so scheinheilig, dachte ich. Das Traurige daran war nur, dass Gregor eigentlich auch keine besondere Ähnlichkeit mit IHNEN hatte.
    »Ich bin es immer noch«, sagte er, aber seine Stimme klang seltsam, leicht moduliert.
    »Allein die Tatsache, dass du das sagen musst …«, begann Mudge, doch ein Blick von mir ließ ihn wieder verstummen. Niemand sonst schien zu wissen, was er sagen sollte.
    Gregor sah aus, als hätte er Schmerzen, als würde er jeden Augenblick qualvoll aufschreien. In diesem Moment wurde mir klar, dass seine Augen wieder menschlich waren, dass die kybernetischen Linsen verschwunden waren. Ich zoomte seine Augen mit meinen Linsen heran. Sie waren braun. Ich wollte ihn fragen, was er mit sich angestellt hatte? Welchen Sinn hatte diese Verwandlung?
    »Wir wollen es hinter uns bringen«, sagte ich stattdessen. Ich musste meine Gefühle unterdrücken, sie hinter meiner Ausbildung und Disziplin und Mudges Drogen verschwinden lassen.
    »Also ziehen wir die Sache trotzdem durch?«, fragte der Heide, der mich über einen Privatkanal des taktischen Netzes kontaktierte, statt die Frage laut zu stellen.
    »Das ändert nichts daran«, erwiderte ich schroff und wandte mich dann akustisch an die anderen. »Okay, ihr kennt den Ablauf. Haltet Funkstille und deaktiviert alle unnötigen Systeme, genauso wie beim Tauchgang. Solange wir unentdeckt sind, benutzen wir ausschließlich Zeichensprache.« Ich drehte mich zu der Alien-Gestalt um, die sich vor uns auftürmte. »Gregor wird uns in die Zähne schleppen, weil seine Signatur ihn als einen von IHNEN ausweisen dürfte. Sobald wir drinnen sind, benutzen
wir das Druckluftsystem der Finnen zum Manövrieren. Lasst die Primärsysteme deaktiviert, bis wir identifziert werden.«
    »Und was dann?«, fragte der Heide, obwohl er die Antwort ganz genau wusste.
    »Wir suchen die Kapsel, machen sie unschädlich, benutzen sie dazu, ein Signal an die anderen Kapseln zu senden, und ziehen uns zum Schiff zurück«, sagte ich. Es klang so einfach.
    »Du meinst, wenn wir die Kapsel erreichen, wehren wir SIE so lange wie möglich ab, bis wir schließlich überwältigt werden«, sagte der Heide.
    »Das ist der wahrscheinlichere Fall«, sagte Gregor. Trotz der Modulation hatte seine Stimme einen qualvollen Unterton.
    »Heide, entweder du bleibst hier oder du hältst die Klappe«, sagte ich, weil ich für so etwas jetzt keine Zeit hatte. »Gibby wird hier zwölf Stunden lang ausharren. Wenn wir bis dahin nicht zurück sind, verschwindet er. Falls er entdeckt wird, versucht er ein Ausweich- und Rückzugsmanöver, setzt das Segel, um einen größeren Abstand zwischen der Spear und IHNEN herzustellen, und fliegt anschließend zu unseren sekundären Rendezvouspunkten.«
    »Und wir wissen immer noch nicht, wonach wir eigentlich suchen?«, fragte Mudge.
    Ich starrte ihn schweigend an.
    »Ich frage ja nur«, sagte er.
    »Wir wissen, dass es eine Kapsel ist, wir haben die Koordinaten, und wir wissen, dass es eine menschliche Anwendung IHRER Technik ist«, fasste Gregor zusammen.
    »Sonst noch etwas?«, fragte ich.
    »Morag?«, sagte der Heide.
    Ich versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, ihn zu ignorieren und mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich wollte nicht daran denken, dass ich sie jetzt zum letzten Mal sah.
Unwillkürlich warf ich einen Blick zu Morag, während sie sich bemühte, in ihren Mameluken zu kriechen. Sie wirkte wie ein blasses und verängstigtes kleines Mädchen. Mir war bewusst, dass ich sie in den Tod schickte, obwohl ich das genau genommen mit allen tat.
    »Morag wird ihr eigenes Ding durchziehen«, sagte ich.
    »Ich trenne mich von euch, wenn wir die

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