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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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stand außerhalb. Er war für alle Mitglieder der Einheit da, selbst wenn sie Mist gebaut hatten. Ich sah sie an, und trotz meiner Erschöpfung gelang es mir, etwas zu empfinden - Reue, weil ich sie wieder in den Einsatz geschickt hatte, und das Bedürfnis, etwas wiedergutzumachen.
    »Wir gehen mitten hinein. Wir suchen uns eine gute Stelle, wo wir uns verkriechen können. Wir warten gerade so lange, um keinen schlechten Eindruck zu machen, und dann bitten wir darum, dass man uns rausholt. Wir gehen da draußen keine weiteren Risiken ein, und wir werden auf gar keinen Fall einen Ninja jagen. Wenn ihr etwas seht, hört oder spürt, was euch auch nur entfernt wie ein Ninja vorkommt, oder wenn ihr nur ein bisschen zu viel Angst bekommt, verschwinden wir sofort wieder. Okay?«
    Es wurde zustimmend genickt und sogar ein paarmal bestätigend gemurmelt. Normalerweise würden wir eine chinesische Parlamentssitzung abhalten und den Plan detaillierter ausarbeiten, aber daran war niemand interessiert.
    Über meine interne Kom-Verbindung sang Buck in extremem Slang und mit amerikanischer Militärterminologie, was mir den Eindruck vermittelte, dass wir uns der Landezone näherten. Ich
spürte, wie die vier vektorierten Schubdüsen schwächer wurden, und sah, wie die Minikanonen rotierten.
     
    »Jake?«
    Ich zog ein Augenlid hoch und sah, wie Morag mich mit sorgenvoller Miene betrachtete. Ich empfand so etwas wie Ehrfurcht, dass sie überhaupt noch in der Lage war, sich Sorgen wegen irgendetwas zu machen.
    »Nenn mich nicht so«, sagte ich und öffnete auch das andere Auge, um nach meinen Zigaretten zu suchen. Dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht rauchen durfte, und ich fragte mich, ob die Kapitänin mich wirklich aus dem U-Boot werfen würde, wenn ich mir noch mal eine anzündete.
    »Was?«, fragte sie mit leichter Verwirrung.
    »Jake. Mein Name ist Jakob.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Den einen Namen mag ich, den anderen nicht. Damit klinge ich so amerikanisch.«
    Sie stand auf und lächelte. »Und was ist daran verkehrt?«
    »Nichts. Nur dass ich es nicht bin.« Ich war nie in Bestform, wenn ich gerade aufgewacht war. Das hatte ich auch nach zwölf Jahren Dienst nie in den Griff bekommen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja. Warum?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, warum.
    »Es sah aus, als hättest du einen Alptraum«, sagte sie.
    »Kennst du irgendeinen Vet, der keine Schlafstörungen hat?«, fragte ich.
    Plötzlich verfinsterte sich ihre Miene. »Doch«, sagte sie. »Die ganz schlimmen.«
    Dieser Krieg hatte weitreichende Folgen, denen sich niemand entziehen konnte.
    Schnell tat sie es mit einem Schulterzucken ab. »Wir sind da.«

9. Kapitel
    HULL
    Es war braun, sehr braun. Ich brauchte eine Weile, um den Blick scharfzustellen und zu erkennen, dass ich nicht nur eine Ebene aus Matsch sah, obwohl der einzige Unterschied offenbar die Dünung war. Auch mit Landmarken kam man hier nicht weiter. Lincolnshire war zwar eine der östlichen Grafschaften, die am wenigsten unter dem Finalen Menschheitskonflikt hatten leiden müssen, aber trotzdem war das Land nicht mehr als ein formloses Grün und Grau.
    Hier gab es nur die Ruine der Humber Bridge, zwei halb eingestürzte Türme, neben denen Stahl, Draht und Beton aus der sumpfigen Ebene ragte. Und Hull, dessen alter Hafen im braunen Wasser des Humber versunken war, aber nicht tief genug, um ihn ganz verschwinden zu lassen. Jetzt sah das Ganze wie ein hässliches, verschlammtes industrielles Venedig aus, das keiner haben wollte.
    Das U-Boot war aufgetaucht, und wir gingen über das Deck zu einem gebrechlichen Wassertaxi mit Plastikrumpf hinüber, das trotz der ruhigen See den Eindruck machte, dass es sehr mutig gewesen war, sich damit so weit hinauszuwagen.
    Morag und ich bestiegen das schaukelnde Gefährt und winkten der russischen U-Boot-Kapitänin zu, die nur finster zurückstarrte. Sie wusste, dass wir sie in Schwierigkeiten bringen würden.
Das Boot entfernte sich und hielt auf den Osten der Stadt zu.
    Falls sich unser Skipper über seine menschliche Fracht und die Umstände ihrer Ankunft wunderte, sagte er nichts dazu. Vielleicht machte er so etwas ständig. Andererseits sagte er überhaupt sehr wenig. Er war alt und ruhig, sein Gesicht zerfurcht und leidenschaftslos. Es gab keine Anzeichen, dass er kybernetisch aufgerüstet war - vielleicht war er sogar alt genug, um nie eingezogen worden zu sein. Seine Kleidung war warm und sauber, wenn auch etwas

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