Der Veteran: Roman
Reihenhäuser aus der Zeit vor dem Finalen Menschheitskonflikt. Die meisten Gebäude waren drei- oder vierstöckig, viele mit Balkonen oder breiten Fenstersimsen, die fast ausschließlich kleine Gärten beherbergten, hauptsächlich mit Nutzpflanzen, soweit mein untrainiertes Auge erkennen konnte.
Ich vermutete, dass die Mehrzahl dieser Gebäude früher Dachböden gehabt hatten, doch nun waren die Dächer abgebaut und eingeebnet worden, um sie als Farmen zu nutzen. Einige waren mit Gemüse bepflanzt. Auf anderen wurden Hühner, Schafe oder sogar Kühe und Schweine gehalten. Auf einem Dach schien es tatsächlich so etwas wie einen kleinen Garten mit Obstbäumen zu geben. Alle Häuser waren mit Material verstärkt worden, das aus den verlassenen Teilen der Stadt stammte.
Zwischen den beiden Straßenseiten waren mehrere provisorische, nicht sehr vertrauenswürdig wirkende Laufstege quer über den trüben Humber gespannt worden. Viele von ihnen waren zusätzlich mit Sonnenkollektoren ausgestattet. Außerdem sah ich den Rauch von Destillen und hörte das rhythmische Stampfen von alkoholbetriebenen Generatoren und auf einigen Dächern kleine Windturbinen, um eigenen Strom zu erzeugen.
»Wir haben auch ein paar Wellenkraft-Generatoren weiter draußen im Humber«, sagte Elspeth. Offensichtlich war er stolz auf die Gemeinschaft, der er angehörte. Morag blickte sich voller Ehrfurcht um. Ich erkannte weitere Zonen mit sauberem Wasser, die vom schmutzigen Fluss isoliert waren.
»Was züchtet ihr in diesen Teichen?«, fragte ich.
»Bei denen bin ich mir nicht ganz sicher. Wir haben unterschiedliche
Aquafarmen, viel Tang, verschiedene Muschelarten. Mit Fischen hatten wir bisher weniger Glück.«
Trotz allem war ich beeindruckt. Diese Leute gaben sich sehr viel Mühe.
»Es gibt noch mehr davon in Pearson Park«, sagte er und zeigte auf die offene Wasserfläche, die wir unterwegs gesehen hatten. »Und dort, wo früher der Friedhof Spring Bank West war.«
Mir waren auch die toten Baumstämme aufgefallen, die aus dem Wasser ragten, aber diese hier hatte man zu unterschiedlichen Formen geschnitzt. Ich betrachtete einen, der wie ein Engel aussah, der eine Weltkugel in der Hand hielt. Er wirkte sehr alt und verwittert.
»Diese Kunstwerke stammen aus der Zeit vor dem FMK, bevor der Wasserstand des Flusses anstieg. Wir haben uns alle Mühe gegeben, sie zu erhalten«, sagte Elspeth.
»Warum?«, fragte ich automatisch. Mein Sinn für praktische Dinge sagte mir, dass sie wichtigere Probleme haben mussten.
Elspeth sah mich nur voller Verachtung an, als er uns auf einen verrosteten Laufsteg über den Fluss führte, der von jedem Schritt erschüttert wurde. Wahrscheinlich hätte es mir große Sorgen gemacht, wenn ich nicht auf den Rigs gelebt hätte. Wir kamen an ein paar Kühen vorbei, die mit dem Grasen innehielten, um uns aus tristen, wässrigen Augen zu beobachten. Wir wechselten von den Dächern der Marlborough Avenue auf die Dächer entlang einer anderen Straße, die vermutlich die Westbourne Avenue war.
Hier waren die Gebäude ganz ähnlich angeordnet, nur dass offenbar mehr Dächer zu Treibhäusern und sogar hydroponischen Gärten umgebaut worden waren. Auch hier hatte man dazu alles Mögliche benutzt, war sich auftreiben ließ.
Unter uns ragte ein schmutzig weißes Monument aus der überfluteten Avenue. Für mich sah es wie eine riesige Schachfigur aus, wie ein Läufer oder etwas in der Art. Zwei Leute, die
in einem Boot standen, schienen die Skulptur zu reinigen. Das Denkmal oder was auch immer es war stand mitten in einem Kreis von Häusern, und genau gegenüber der Stelle, wo wir standen, stieß eine andere überflutete Straße auf die Westbourne Avenue.
Elspeth führte uns zu einem Haus ein kleines Stück hinter dem Platz, auf dem es früher vermutlich einen Kreisverkehr gegeben hatte. Wir kletterten eine Metallleiter hinunter, die mit Bolzen an der Wand des Hauses befestigt war, und stiegen durch ein ehemaliges Fenster ein. Neben dem allgegenwärtigen feuchten Gestank des Humber gab es hier einen intensiven Geruch nach Erde. Der Dachgarten über uns wurde von einer verstärkten Decke und Streben aus zweckentfremdeten Stahlträgern gestützt. Durch ein paar Risse war Erde gesickert.
»Brechen solche Konstruktionen manchmal zusammen?«, fragte Morag halb im Scherz.
»Das passiert immer wieder, obwohl schon seit über einem Jahr niemand mehr durch einen Einsturz getötet wurde«, erklärte Elspeth völlig sachlich.
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