Der Veteran: Roman
schien sich schwerer steuern zu lassen. Es waren immer noch drei Maschinen hinter uns her. Wir hatten weitere Raketenstellungen und verschiedene andere Verteidigungssysteme gesehen, aber wie es schien, wollten uns die Bewohner von New York keine weitere Unterstützung mehr gewähren.
»Jakob, mein Freund«, kam Rivids schleppende Stimme aus dem Lautsprecher. »Glaubst du, dies ist unser Schwanengesang?«
Ich vermutete, dass die Frage eher rhetorisch gemeint war. Schließlich hätte ich ihn bitten können, uns aussteigen zu lassen, und die Kopter hätten uns vielleicht nicht bemerkt, aber das erschien mir Rivid gegenüber unfair, der wahrscheinlich nur unseretwegen in diesen Schwierigkeiten steckte.
»Du könntest uns aussteigen lassen«, schlug ich vor, wobei ich mir wie ein Feigling und Heuchler vorkam.
»Du enttäuschst mich«, sagte Rivid. Er klang traurig. »Ich dachte, wir kämpfen weiter.«
Das Problem war, dass ich noch gar nicht gekämpft hatte.
Eine ähnliche Hilflosigkeit hatte ich das letzte Mal auf Dog 4 empfunden, als ein nächtlicher Kampfeinsatz mit einer Katastrophe geendet hatte. Wir hatten zugesehen, wie unser Kampfshuttle von anderen brennenden Shuttles überholt wurde, die aus dem Himmel fielen. Abgeschossen von einer Raketenstellung von IHNEN.
Rivid wartete nicht auf eine Antwort. Er bog scharf um die Ecke Seventh Avenue und West 34th Street. Die Kopter waren uns wieder auf den Fersen und warfen ihre Nachbrenner an, während wir die Sixth Avenue kreuzten. Rivid drosselte abrupt, und die beschädigten Maschinen kreischten, als er nach Norden auf die Fifth Avenue bog, so schnell, dass er in einer Wasserfontäne an einem Gebäude hochschoss. Er raste die Fifth entlang, bremste erneut und steuerte den Schlitten in ein mit Trümmern übersätes Bauwerk, das aussah, als wäre es einst ein mehrstöckiges Parkhaus für Autos gewesen. Er jagte den protestierenden Schlitten eine spiralförmige Rampe hinauf und benutzte die Masse des gepanzerten Fahrzeugs, um uralte ausgebrannte Skelette von Autos aus dem Weg zu stoßen, während er sich zum Dach hinaufkämpfte.
Auf dem Dach brachte Rivid den Schlitten zum Stehen.
»Das ist dein Plan?«, rief ich.
»Hier ist nicht allzu viel Planung im Spiel«, konnte Rivid noch sagen, bevor der erste Kopter um die Ecke der Fifth kam, gute fünfzig Meter über uns. Ich konnte den gedämpften Donner von Railgun-Geschossen hören, die gegen den gepanzerten Rumpf des Schlittens schlugen. Zwei, dann drei Warnungen vor abschussbereiten Raketen erschienen.
»Was ist los?«, rief Morag, als sie und ein besorgt dreinblickender Heide aus ihrer Trance erwachten. Das Feuer wurde zu einem kontinuierlichen Überschalldonnern, und meine Audiodämpfung reduzierte den Lärm auf ein erträgliches Maß, während Rivid mit der Railgun des Schlittens zurückschoss.
Ich spürte, hörte und sah auf dem Schirm, wie Rivid eine Boden-Luft-Rakete startete, während rund um uns Geschosse explodierten und schließlich eins einen Treffer landete. Wir wurden in unseren Gurten herumgeschleudert, und die Druckwelle schleuderte den Schlitten gegen einen Betonpfeiler.
Mit dröhnendem Schädel sah ich gerade noch, wie der Kopter, der uns getroffen hatte, wieder hinter der Ecke der Fifth Avenue verschwand, verfolgt von der Rakete. Die Explosion sprengte eine Ecke des Gebäudes weg, und der brennende Kopter stürzte ins Wasser.
»Ja!«, rief ich.
Morag hatte offensichtlich große Angst.
Der Heide warf ihr einen Blick zu. »Wie viele Raketen haben wir noch übrig, Rivid?«, brüllte er.
»Jetzt keine mehr.« Es waren noch zwei Kopter unterwegs. »Trotzdem nicht schlecht für einen Kampf Schlitten gegen Kopter, was?«
»Ziemlich gut«, sagte ich und blickte auf die Radarbilder, die auf die Wand projiziert wurden. Die beiden Kopter umkreisten uns und benutzten die Gebäude in der Umgebung als Deckung. Wahrscheinlich waren sie jetzt etwas vorsichtiger, weil Rivid gerade einen von ihnen ausgeschaltet hatte. Ich lächelte, als ich mich genau gegenüber dem angeschlagenen, aber ungebeugten und immer noch beeindruckenden Empire State Building wiederfand. In beiden Richtungen sah ich die Brücken. Sie bildeten ein Netz quer durch Manhattan und überspannten von den stabilsten Gebäuden aus die Kanäle von New York. Auf der Fifth konnte ich kleine schnelle Boote erkennen, die aus beiden Richtungen auf uns zukamen. Das mussten Balors Leute sein. Ich hatte von dieser Taktik gehört: Sie kämpften lieber im
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