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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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versunkenen Labyrinth der Straßen.
    Annäherungswarnungen von den Bewegungssensoren des Schlittens deuteten auf Bewegungen um uns herum hin - von
benachbarten Gebäuden, auf den Brücken, aus dem Wasser auftauchend. Das Problem war, dass wahrscheinlich alle genauso sauer auf uns wie auf die Navy-Flieger waren. Das Einzige, das für uns sprach, war die Tatsache, dass die Flieger Fortunate Sons waren, weil sie ansonsten ihren Lebensunterhalt auf den Meeren von Proxima und Lalande bestritten hätten.
    Dann passierte etwas Wunderbares. Der erste Kopter kam im Tiefflug aus der 35th Street, die nördlich von uns lag. Raketenwarnungen erschienen, und der Rumpf hallte vom Aufprall der Railgun-Geschosse wider. Dann wurde etwas vom Dach des Gebäudes an der Ecke Fifth und 35th geworfen. Es schien zu erblühen und sich auszudehnen, während es fiel. Mein Gehirn brauchte eine Weile, bis es verstand, worum es sich handelte, da es viel zu verblüfft über diese Lowtech-Methode war. Es wirkte ungewöhnlich langsam, wie sich das Spannnetz aus Stahl öffnete und auf den Rotoren des Kopters landete, um sich darin zu verwirren. Der Kopter schien noch eine Weile reglos in der Luft zu hängen. Ich beobachtete, wie er versuchte, die Rotoren einzuziehen und auf die Strahltriebwerke umzuschalten, aber es war bereits zu spät. Die Maschine verlor den Auftrieb, stürzte ab und schlug in einem Trümmerregen gegen die Seitenwand des Gebäudes, bevor sie im Wasser versank.
    Dann sah ich so ziemlich das Verrückteste, das ich je erlebt hatte. Der letzte Kopter kroch mit gesenkter Nase wie ein Raubtier um das Empire State Building, ungefähr auf Höhe des sechzigsten Stockwerks. Ich bemerkte mehrere Raketenwarnungen auf einmal. Die Maschine befand sich jetzt über der Fifth Avenue. Rivid fing die Ereignisse mit einer externen Kamera des Schlittens ein und zoomte das Bild heran, damit wir alles ganz genau verfolgen konnten. Dann explodierte eine Gestalt durch die Glasscheiben sechzig Stockwerke über dem Boden, etwa fünfundfünfzig über dem Wasser. Der Heide, Morag und ich beobachteten es schockiert vom Frachtraum des Schlittens aus.

    Die Gestalt überwand die vielleicht zwanzig Meter bis zum Fluggefährt und hielt sich am Rumpf der Maschine fest. Rivid holte die Gestalt näher heran. Sie hatte nichts Menschliches, aber ich erkannte das Monster wieder. Ich sah auch das erschrockene Gesicht des eingeklinkten Piloten. Ich sah, wo sich die Krallen des Monsters in die Panzerung des Kopters gegraben hatten und ihm Halt gaben. Balor lehnte sich zurück. In der freien Hand hielt er so etwas wie einen Teleskopspeer. Ich beobachtete, wie er ihn durch die Panzerhülle und ins Cockpit rammte. Ich sah, wie der Pilot schrie. Balor zog den Speer durch das Loch wieder heraus. Der Kopter geriet heftig ins Trudeln und driftete zur Ostseite der Fifth ab, weg vom Empire State Building.
    Wir sahen, wie Balor den Kopter losließ und fiel. Er drehte sich in der Luft und tauchte mit einem perfekten Kopfsprung ins Wasser. Schmerzlich langsam schien der Kopter die Fifth zu überqueren und flog dann gegen ein anderes Gebäude. Es wurde zu einer Trümmerwolke, die ins Wasser stürzte.
    Spätestens das machte mir klar, dass Balor vielleicht doch viel mehr als nur ein furchteinflößend aussehender Cyborg war.
    »Äh, Leute …«, sagte Morag. Ich blickte auf die Wandbildschirme. Dort sah ich Gestalten, die aus allen Richtungen auf uns zukamen. Sie umzingelten uns und gingen dabei taktisch geschickt vor.
    »Jetzt könnt ihr aussteigen«, sagte Rivid.
    War es Abscheu, was ich in seiner Stimme hörte?

14. Kapitel
    NEW YORK
    Rivid hatte seinen Beitrag geleistet. Nun waren wir drei an der Reihe. Raus aus dem Schlitten, auf die Knie, dann wurden wir mit vorgehaltener Waffe durchsucht und gesichert. Mit dem Gesicht nach unten auf den uralten schartigen Beton, den Blick auf Füße mit Schwimmhäuten gerichtet.
    »Sucht ihre Köpfe, spießt sie auf und tut sie zu den anderen«, sagte eine unmöglich tiefe und unmenschlich klingende Stimme.
    Ich war erleichtert, als mir klar wurde, dass Balor von den Fliegern und nicht von uns sprach. Etwas später hörte ich, wie der Schlitten abflog. Das beruhigte mich. Rivid war ein guter Kerl und hatte wahrscheinlich irgendetwas ausgehandelt.
    »Und sie?«, hörte ich eine weibliche Stimme fragen, die es offenkundig gewohnt war, Befehle zu geben. Sie sprach mit amerikanischem Akzent. Anfangs ging mir das Knurren, mit dem die Frage beantwortet

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