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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Zeit geblieben wäre, hätten wir laut allgemeinem Befehl auch ihre Ausrüstung mitgenommen. Da der Planet bereits evakuiert wurde, blieben ihr wenigstens die Leichenfledderer-Einheiten erspart, die sämtliche Implantate geborgen hätten.
     
    Es hatte sich nicht einmal wie Schlaf angefühlt. Eher wie eine schadhafte Maschine, die den Betrieb einstellte, aber die Träume waren trotzdem gekommen. Ich war schlagartig aufgewacht und hörte das helle Heulen des Schlittens. Zumindest die interne Uhr in meinem Kopf funktionierte. Ich hatte etwas weniger als acht Stunden geschlafen. Ich durfte es nicht riskieren, mein internes GPS zu benutzen, falls man nach dem Signal Ausschau hielt. Aber es konnte nur bedeuten, dass wir New York bereits recht nahe waren. Mir war klar, dass ich schnellstmöglich einen Cyberdoc brauchte.
    Ich blickte mich im Frachtraum um. Inzwischen roch es hier ziemlich abgestanden. Vor allem, da wir keine Zeit gehabt hatten,
uns nach dem Angriff auf die Avenues zu säubern. So wie ich roch, konnte ich nur in unverdünntes Abwasser gefallen sein.
    Morag schlief noch. Der Heide befand sich in Netztrance und arbeitete vermutlich an seinem Gott-Programm. Ich bemühte mich, Morag nicht beim Schlafen zu beobachten.
    »Rivid«, sagte ich leise.
    »Ja, mein Freund?«, donnerte seine verstärkte Stimme.
    Morag rührte sich.
    »Habe ich die Färöer verpasst?«, fragte ich.
    »Ja, wir haben dort Treibstoff aufgenommen, aber es war kein langer Aufenthalt. Ich glaube, ihr wart sehr müde.« Selbst über den billigen russischen Lautsprecher war seiner Stimme anzuhören, dass er nicht ganz bei der Sache war.
    Jetzt wachte Morag mit verquollenen Augen auf.
    »Alles in Ordnung, Rivid?«, fragte ich.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er.
    »Wassn los?«, fragte Morag verschlafen.
    »Ich habe etwas auf dem Radar, ein großes Signal, das sich derzeit vielleicht dreißig Kilometer nördlich von uns befindet. Ich habe es schon vor einer Weile bemerkt, mir aber nichts dabei gedacht. Doch dann hat es den Kurs geändert, und nun hält es auf uns zu.«
    »Wird es uns abfangen?«, fragte ich.
    »Nein, zu groß und zu langsam.«
    »Morag, kannst du eine Verbindung zum Heiden herstellen und ihm sagen, dass wir ihn hier brauchen?«, fragte ich. »Was ist es?«, wollte ich von Rivid wissen.
    »Bin mir nicht sicher.« Die Fröhlichkeit des Russen war verschwunden. Jetzt klang seine Stimme nach höchster Konzentration. »Das Signal ist unklar. Entweder versuchen sie, es zu unterdrücken, oder das Ding hat Tarnsysteme, allerdings unter der Oberfläche.«

    Das gefiel mir nicht. Das alles klang immer mehr nach militärischen Kapazitäten.
    »Könntest du …?«
    »Mehrere sich nähernde Objekte! Für Ausweichmanöver sichern!«, schrie uns der kleine Lautsprecher plötzlich an. Wir scherten so unvermittelt aus, dass ich das deutliche Gefühl hatte, wir hätten das Wasser des Atlantiks berührt. Ich hörte das Surren der Servos, als sie sich bemühten, die Waffenluken zu öffnen.
    »Können wir helfen?«, rief ich durch den Lärm.
    »Heide, sie versuchen sich in meine Systeme zu hacken. Ich brauche deine Hilfe!«, schrie Rivid.
    Der Heide war noch in Trance. Ich wandte mich an Morag, um in Erfahrung zu bringen, warum sie ihn noch nicht kontaktiert hatte.
    »Alles in Ordnung. Er weiß Bescheid und ist schon dran. Ich werde ihm helfen«, kam sie meiner Frage zuvor.
    Plötzlich erwachten die Wände zum Leben. Sie waren mit einer Art dünnem Viz-Schirm tapeziert. Ich sah verschiedene Bilder von den Kameras rund um den Schlitten und eingeblendete Sensorendaten. Von Norden kamen die Kondensstreifen zweier Raketen auf uns zu. Ich war mir nicht sicher, ob es irgendetwas an meinem Gefühl der Hilflosigkeit besserte, den Angriff beobachten zu können.
    »Soll ich mich in die Waffensysteme einklinken?«, übertönte ich die kreischenden Maschinen, als wir erneut abrupt den Kurs änderten. Die Antwort bestand aus einer Tirade verzerrter russischer Sätze. Ich beobachtete, wie Strahlen aus grellem rotem Licht von der Raketenabwehr des Schlittens plötzlich den Himmel zerschnitten. Es sah aus wie ein nahezu konstantes Lichtnetz, als die Raketen mehrere Ausweichmanöver flogen, um den Lasern zu entgehen.
    Ich wusste, dass der Heide und Morag versuchen würden, jeden Ansatz einer elektronischen Kriegsführung abzuwehren,
während sie sich gleichzeitig bemühten, die Raketen zu stören. Eine der Raketen ging hoch. Auf den Bildschirmen an den

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