Der viel zu schoene Traum
von einer schönen Kindheit.
Es war ein verlockender Gedanke gewesen, die Kinder auf Dauer bei ihren Großeltern zu lassen, aber Hawk wollte sie nicht überfordern. Sie waren nicht mehr die Jüngsten, und außerdem wollte er an Billys und Sarahs Leben teilhaben. Aber seit er mit ihnen in sein heimatliches Wyoming zurückgekehrt war, wurde er das Gefühl nicht los, dass sie überall lieber wären als hier vorausgesetzt, er war nicht dabei.
Früher war er einer jener Väter gewesen, die nur ab und zu einmal anwesend waren und ihren Kinder statt Zeit teures Spielzeug schenkten. Das hatte die Beziehung zu seinen Kindern nicht gerade intensiviert. Außerdem hatte seine viele Abwesenheit auch seine Ehe belastet. Es gab so vieles, das er inzwischen bereute.
„Wer will Sagaland spielen?” fragte Ella und trug eine Schale mit Popcorn ins Wohnzimmer.
Die Kinder begannen sofort, den Tisch freizuräumen.
„Darf ich auch mitspielen?” fragte Hawk.
Überrascht sahen Billy und Sarah ihn an.
„Natürlich”, sagte Ella in die Stille. „Aber ich muss Sie warnen, ich gewinne bei dem Spiel immer.”
Die Kinder protestierten lautstark und waren entschlossen, die Erwachsenen zu schlagen. Ella war froh, dass Hawk mitmachen wollte. Überraschend geduldig vertiefte er sich in das Kinderspiel. Sein Lächeln war so schön, warum zeigte er es nur so selten? Bei dem Anblick zog sich etwas in ihr zusammen, und rasch senkte sie den Kopf, als Hawk sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte.
Sie bewunderte ihn dafür, dass er so hart an einer guten Beziehung zu seinen Kindern arbeitete. Ihre Mutter hatte ihr früher immer erzählt, dass ihr Vater ein Zauberer gewesen sei.
Dabei war die schlichte Tatsache die gewesen, dass er bereits vor ihrer Geburt spurlos verschwunden war, weil ihm alles zu viel geworden war. Aber Hawk hatte den Mut, in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben und zu seinen Kindern zu halten.
Wahrscheinlich war er gar nicht distanziert und kühl, sondern vielmehr unsicher. Vielleicht kam er mit der Rolle, die das Schicksal ihm zugeteilt hatte, nur noch nicht zurecht.
Ob seine Frau ihn jemals derart in Familienunternehmungen einbezogen hatte? Ella empfand einen Anflug von Neid, als sie sich die ganze Familie, gemütlich vor dem Kaminfeuer versammelt, vorstellte. Sie versuchte den unangenehmen Gedanken, dass sie ein solches glückliches Familienleben vielleicht nie kennen lernen würde, beiseite zu schieben.
Im Spiel führte sie allerdings haushoch.
„Ich habe Sie ja gewarnt, dass ich immer Glück habe”, sagte sie scherzhaft zu Hawk.
„Wir sind diejenigen, die sich glücklich schätzen können”, erwiderte Hawk mit einem bedeutungsvollen Lächeln.
Erneut wurde Ella rot wie ein Teenager, antwortete aber offen: „Sie können glücklich sein, alle beieinander zu sein.”
Obwohl Ella versuchte, eines der Kinder gewinnen zu lassen, ging sie als Siegerin aus dem Spiel hervor. Sie schickte die Kinder zum Zähneputzen ins Bad und räumte mit Hawk die Spielutensilien zusammen. Dabei streifte seine Hand flüchtig ihre.
Ella erschauerte so heftig, dass sie zurückschreckte.
„Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben”, sagte Hawk mit weicher, dunkler Stimme. Es war eine glatte Lüge, und er wusste das. „Ich beiße nicht.”
Nein, aber ich wünschte, Sie würden mich küssen, dachte Ella spontan. Sofort schalt sie sich dafür. Hawk fühlte sich nicht zu ihr hingezogen, und das sollte sie sich ein für alle Mal klarmachen.
Doch auch wenn sie wahrscheinlich besser den Mund hielt, konnte sie sich nicht daran hindern, nachzufragen: „Wieso denken Sie, ich hätte Angst vor Ihnen?” Sie ballte die Faust um eine der Spielfiguren, die sie gerade vom Tisch genommen hatte.
Hawk reichte über den Tisch und strich Ella eine Locke aus der Stirn. „Weil Sie immer so große Augen bekommen, wenn ich in der Nähe bin. Und weil Sie so tun, als sei ich giftig, wenn Sie mich zufällig berühren.”
„Das ist doch lächerlich”, protestierte Ella, aber selbst in ihren Ohren klang das nicht ganz überzeugend.
„Ist es das?” Hawk legte ihr einen Finger unters Kinn und hob es an, so dass sie ihn ansehen musste.
Wie schon einmal lief ihr bei seiner plötzlichen Nähe und seiner Berührung ein Schauer über die Haut, und fast hätte sie aufgestöhnt. „Natürlich ist es das”, erwiderte sie und versuchte, ihren rasenden Puls zu ignorieren - und den drängenden Wunsch, Hawk das Hemd aufzuknöpfen und über seine Brust zu
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