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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Braq bestimmter hätte auftreten müssen. Es erschien ihm unwahrscheinlich, dass diese Frau ihren Mann ermordet hatte. Aber er hatte unterdrückte Aggressionen gespürt, bei Mutter und Tochter. Die beiden konkurrierten um das Bild, das sie ihm von Jef Braq vermittelt hatten. Sie wollten ihn weder zu gut noch zu schlecht erscheinen lassen. Die Erinnerung, die man von Verstorbenen hat, verklärt sich, dachte Raupach. Braq musste ein unbequemer Kerl gewesen sein, um es milde auszudrücken. Lübben und Materlink waren auch keine angenehmen Zeitgenossen gewesen. Vielleicht hatte Braqs Tod dem Mörder von Lübben und Materlink in die Hände gespielt? Aber Braq war schon vor einem Jahr gestorben, die beiden anderen erst jetzt. Warum diese Pause? Und gab es eine Verbindung zu dem Mann, den der kleine Laurent gesehen hatte? War er der Verfasser der Drohbriefe?
    Raupach nahm einen Bissen von der Pizza und versengte sich den Gaumen. Mit einem Schluck Kölsch betäubte er die Stelle und rief Heide an, um seine Informationen mit ihr abzugleichen.
    Sie hörte gerade Barbarossa, wie er verwundert registrierte.
    »Wo hast du die Musik her?«
    »Von Paul. Sein Neffe steht auf Ohrenkrebs.«
    Heide gab eine Liste mit Ronnys letzten Jobs durch, er war in unterschiedlichen Clubs als DJ tätig gewesen. Pauls tiefe Stimme war im Hintergrund zu hören. Er steuerte Einzelheiten über Ronnys Tod bei. Das Feuer hatte etwaige DNS-Spuren vernichtet, aber der Täter war ohnehin überaus vorsichtig vorgegangen. In Materlinks Wohnung, einem traurigen Loch im Stadtteil Zollstock, wurden keine verwertbaren Hinweise gefunden. Außerdem hatte Heide das Kennzeichen des Tourbusses der Band ermittelt. Er war auf Lübben zugelassen. Woytas hatte das Fahrzeug bereits auf die Fahndungsliste gesetzt. Anscheinend war er alles andere als untätig.
    Sie kamen überein, Tiedke und Aalund sofort aufzusuchen. Heide und Paul wollten sich darum kümmern. Sie machten sich daran, Aalunds Adresse in Erfahrung zu bringen. Raupach habe für heute genug getan.
    »Seid vorsichtig«, schärfte er Heide ein. »Entweder sind die beiden in Gefahr, oder ihr begegnet dem Mörder.«
    »Oder den Mördern«, gab Heide zurück. »Ich melde mich, wenn wir mehr wissen.«
    Es war fraglich, ob Heide die beiden Musiker antraf, immerhin war Samstagabend. Raupach glaubte nicht, dass die Lösung nahe lag. Dafür gab es zu viele Ungereimtheiten. Der einzige gemeinsame Nenner, Barbarossa, wollte so gar nicht zu den Schiller-Briefen passen.
    Als er die Pizza aufgegessen hatte, lenkte er sich ab, indem er mit dem Malen begann. Er stellte die Leinwand auf das Fensterbrett im Wohnzimmer, da er keine Staffelei besaß. Eine Rille verhinderte, dass sie wegrutschte. Dann öffnete er den Malkasten, gab jene Farben auf ein altes Holzbrettchen, die er sich vor ein paar Tagen während des Malkurses notiert hatte, und nahm einen Pinsel in die Hand.
    Nicht zu viel nachdenken, nahm er sich vor. Er legte nur das Sujet fest, eine Winterlandschaft, aber ohne Berge im Hintergrund. Stattdessen malte er einen stahlblauen Himmel und setzte einen Wald davor. Nadelbäume waren einfach, der Fernsehmaler benutzte dafür eine besondere Technik. Ein senkrechter schwarzer Strich, das war der Stamm. Dann folgten mit einem breiten Borstenpinsel waagerechte Pendelbewegungen in Dunkelgrün, das waren die Äste.
    Raupachs erster Baum sah aus wie eine Klobürste. Er wiederholte die Prozedur über die gesamte Breite der Leinwand und lernte dazu. Schließlich nahm er einen Spachtel und versah die Bäume mit einer angedeuteten weißen Schicht. Das war Schnee, er kaschierte Anfängerfehler. Raupach musste aufpassen, dass er nicht zu viel des Guten tat.
    Jetzt hatte er den Hintergrund für den zugefrorenen See, der ihm als Motiv eingefallen war. Er legte die Uferlinie fest und malte die Eisfläche. Sie ging ihm leicht von der Hand, es gelang ihm sogar, in der Mitte einen bläulichen Schimmer zu erzeugen, indem er mehrere Farbschichten übereinander legte. Er fragte sich, wie tief dieser See sein mochte. Aber das war nicht so wichtig, da er von Eis bedeckt war. Noch etwas Gebüsch außenrum mit Hilfe einiger brauner Tupfer und fertig.
    Raupach trat einen Schritt zurück. Es fehlte noch etwas. Der Fernsehmaler dachte sich immer ein Bildelement für den Vordergrund aus, um räumliche Tiefenwirkung zu erzeugen. Einen Felsbrocken oder einen Zaun. Beides zu kompliziert. Auf jeden Fall musste es dunkel sein, das war eine unumstößliche

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