Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
einer ihrer Ex-Lover versuchte, Valerie anzubaggern, verließ sie die Kneipe.
    Ein vergeudeter Abend, dachte sie. Was Johan wohl tat? Sie hatten sich vage für morgen verabredet, er wollte vorher noch anrufen. Für einen Samstagabend war es auffällig still in den Straßen. Wahrscheinlich waren die Menschen auf irgendwelchen Weihnachtsfeiern. Die Belegschaft des Callcenters würde gerade im Puebla sitzen und bis zur Besinnungslosigkeit Tequila trinken, ausgenommen der Sonntagsdienst. Als sie in die Viersener Straße einbog, spielte sie für einen Moment mit dem Gedanken, einfach im Puebla vorbeizuschneien und es darauf ankommen zu lassen. Machinek würde es nicht wagen, sie hinauszuwerfen. Von Rechts wegen stand ihr die Weihnachtsfeier bestimmt zu.
    Valerie tastete nach ihrem Hausschlüssel.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte Gunter.
    Sie fuhr herum. »Wo kommst du denn her? Hab dich gar nicht gehört.«
    Gunter hatte die Hände in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. Der Schirm einer Baseballkappe verdeckte sein Gesicht. »Lange nicht gesehen.«
    »Hast dich ja auch lange nicht mehr gemeldet.« Valerie trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre Jacke war zu dünn, um länger im Freien herumzustehen, sie hielt die Kälte kaum ab.
    Er senkte den Kopf. »Viel zu tun.«
    »Was machst du jetzt?«
    »Dies und das. Musik. Man hält sich über Wasser.«
    »Wem sagst du das.« Valerie schlang die Arme um ihren Körper. Sie wollte Gunter nicht nach oben bitten. Aber einfach so stehen lassen konnte sie ihn auch nicht. »Hast du eine neue Wohnung?«
    »Warum willst du das wissen?«, fragte er misstrauisch.
    »Damit ich dich erreichen kann. Erst heute war –«
    »Mich erreichen? Wozu?«
    »Wegen Ray und Ronny.«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Sie sind tot. Ermordet. Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Und ob ich das weiß.«
    Er schien nicht überrascht zu sein. Valerie öffnete die Haustür mit ihrem Schlüssel. »Was für ein Zufall, dass es ausgerechnet zwei von der alten Band erwischt hat. Kannst du dir das erklären?«
    »Ja.« Gunter zog die Tür wieder ins Schloss und hielt den Knauf fest.
    »Was willst du?«, fragte sie ungehalten.
    »Lass uns davon reden, was du willst. Dich reinwaschen? Alle Mitwisser beseitigen? Du glaubst wohl, wir halten still, bis wir in Flammen aufgehen?«
    »Wovon redest du eigentlich?«, fragte sie ungläubig.
    Weiter kam Valerie nicht. Gunter packte sie an den Haaren und zerrte sie von der Haustür weg. Er musste ihr klar machen, dass dies das Ende ihres kleinen Feldzuges war. Wer auch immer ihr half – Gunter würde sich nicht von ihm abschlachten lassen. Jetzt war Valerie ohne Schutz, sie hatte einen Fehler gemacht, als sie allein in die Kneipe gegangen war. Zwei Häuser weiter befanden sich ein paar Altglascontainer, in einer Baulücke, begrenzt von zwei Brandmauern. Dort waren sie ungestört. Er würde Gewalt anwenden müssen, und zwar nicht zu knapp.

    Johan trug bereits seinen Pyjama. Während er darauf gewartet hatte, dass Valerie wieder nach Hause kam, war er eingenickt. Als er jetzt seinen Blick über die Rückfront der Häuserzeile gleiten ließ, wurde er hellwach. Er justierte das Stativ des Teleskops. Der Winkel auf die Glascontainer war ungünstig.
    Schau zu, meinte Marta. Dabei lernst du etwas.
    Er schaute zu. Im Laufe der Zeit hatte er gelernt, von den Lippen zu lesen. Der Mann beschimpfte Valerie, packte sie an den Schultern, schüttelte sie. Valerie befand sich in Gefahr. Johan musste nur aufstehen und hinuntergehen. Seine Instinkte zerrten an ihm, wollten seinen Körper in Bewegung setzen. Die Regeln, die er sich für solche Situationen verordnet hatte, hielten ihn zurück. Dann stieß der Mann Valerie brutal zu Boden.
    Treppenstufen. Johan ignorierte die spitzen Steinchen, die sich in seine Fußsohlen bohrten, und hastete nach unten. Die Haustür, die Straße, der Wertstoffplatz. Eine Baseballkappe, Valeries erstarrtes Gesicht.
    Johan hatte nichts mitgenommen, was sich als Waffe einsetzen ließ. Er griff in die Gummilippen eines Altglascontainers. Das Ding war randvoll, zum Glück tranken die Leute viel. Er ertastete den Hals einer Sektflasche.
    Der Mann bemerkte ihn, als er ausholte, und hob in letzter Sekunde den Arm. Johan zielte auf den Mützenschirm. Es war kein Entschluss, sondern eine Notwendigkeit. Marta schwieg. Johan war ganz und gar von seiner Tat in Anspruch genommen. Etwas Sekt rann über sein Handgelenk.

    »Meinst du, er ist tot?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher