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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Lübben an. Was wissen Sie über ihn?«
    »Er war der Schlagzeuger der Band«, erwiderte Valerie. »Und Ronny war so etwas Ähnliches wie der Manager. Mehr kann ich Ihnen über die beiden nicht sagen.«
    »Wie lange gab es Barbarossa?«
    Valerie zuckte mit den Schultern. »Jef hat in vielen Bands gespielt. Ein Name klang wie der andere, manchmal benannten sie sich einfach um, damit sie noch mal an Orten auftreten konnten, an denen sie keinen Erfolg gehabt hatten. Die Besetzung hat dauernd gewechselt. Barbarossa war die letzte Gruppe in einer langen Reihe. Ich weiß nicht, wie lange sie zusammen waren, vielleicht ein Jahr?«
    »Knapp zwei Jahre«, präzisierte Sheila.
    »Doch so lang?«, staunte Valerie.
    »Und in dieser Zeit hatten Sie keinen Kontakt zu den anderen Bandmitgliedern?«, fragte Raupach.
    »Ich bin ein paar Mal zu ihren Auftritten mitgegangen. Jef war dagegen. Er wollte mit seinen Kumpels unter sich bleiben, betrachtete seine Musik als Männersache. Also hab ich mich rausgehalten.«
    »Fühlten Sie sich nicht zurückgesetzt?«
    Valerie schüttelte den Kopf. »Ich war froh darüber, mit der Band nichts zu tun zu haben. Ray war mir nie geheuer.«
    »Warum?«
    »Wie der einen betatscht hat und mit Frauen umgegangen ist, einfach brutal.«
    Sheila stand auf, holte ein neues Teelicht für das Stövchen und zündete es mit einem Streichholz an.
    »Welchen Eindruck hatten Sie von Materlink?«, fragte Raupach.
    »Ronny war das genaue Gegenteil von Ray. Der traute sich nicht mal, einem die Hand zu geben. Verklemmt bis unter die Haarspitzen. Was ihn nicht davon abhielt, jede Frau wie eine Schaufensterpuppe anzustarren. Keine Ahnung, wie Jef an ihn geraten ist.«
    »Und die anderen?«
    »Mit Chris kam ich ganz gut aus. Er hat Keyboard gespielt und dachte sich die Arrangements aus. Chris hielt sich immer im Hintergrund, machte kein Aufhebens davon, dass er Rockmusiker war.«
    »Chris Curtis.« Raupach las von seinem Notizbuch ab. »Ist das sein richtiger Name?«
    Valerie lachte. »Er heißt Christian Tiedke. Das klingt genauso lächerlich, oder?«
    Raupach schrieb den Namen auf. »Haben Sie seine Adresse?«
    »Einen Augenblick.« Sie kramte in einem Schränkchen, auf dem das Telefon stand.
    »Die zweite Schublade von oben«, half ihr Sheila.
    Valerie stieß auf ein zerfleddertes Heft und gab es dem Kommissar. »Meine Tochter ist die Ordentliche von uns beiden«, sagte sie lächelnd.
    Das Heft besaß kein alphabetisches Register. Etliche Angaben unter den Namen waren durchgestrichen. Es dauerte eine Weile, bis Raupach die Einträge fand. Er notierte sich Telefonnummer und Anschrift der beiden verbliebenen Bandmitglieder.
    »Bleibt Gunter Aalund.«
    Sie zögerte und nahm einen Schluck Wein. »Gunter … na ja, wenn Sie mich fragen, war er der eigentliche Chef der Band. Jef war Sänger und spielte Leadgitarre. Gunter war Bassist und komponierte die Melodien. Nicht, dass es da viel zu komponieren gab.«
    »Kann ich ein Stück hören?«, fragte Raupach.
    Valerie ging zur Stereoanlage. Dann fiel ihr ein, dass sie alle fraglichen CDs zerbrochen hatte. Die CDs, die Hüllen und alles, was damit verbunden war. »Ich glaube, ich habe gar nichts von Barbarossa da«, sagte sie verlegen.
    »Sie besitzen keine Aufnahme von der Band Ihres Mannes?«, wunderte sich Raupach.
    »Das war keine Musik«, rechtfertigte sie sich. »Hass und Überdruss, mehr kam nicht dabei heraus. Ich habe die CDs verkauft.«
    »Und nicht eine einzige behalten? Zur Erinnerung?«
    »Jef hat mir eine Menge Schulden hinterlassen. Ich musste zu Geld machen, was noch übrig war.«
    »Alles?«
    »Ja, alles. Manchmal muss man einen Schlussstrich ziehen.« Valerie setzte sich wieder. »Ich lebe in der Gegenwart. Das war nicht immer so.«
    »Warten Sie«, sagte Sheila. Sie verschwand in ihrem Zimmer und kam kurz darauf mit einer CD zurück. » Eisenherz. Das einzige Album, das sie gemacht haben.« Sie ging zur Stereoanlage und legte die CD ein. Es war ein Live-Mitschnitt von einem Auftritt in Leverkusen, dem einzigen Barbarossa-Konzert vor großem Publikum. Als Kontaktadresse war Ronny Materlink angegeben.
    Es klang grässlich. Ein Mann stieß in gleich bleibendem Tonfall Wörter hervor. Rettet den Schmerz. Brecht das Licht. Schließt eure Brust. Jef sprach die Konsonanten übertrieben hart aus, als wollte er mit seiner Stimme Hiebe verteilen. Zur Begleitung hörte man kreischende Gitarren und apokalyptische Trommeln. Raupach, für den Musik aus einer Melodie mit

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