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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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in Erinnerung. »Lenauplatz, Takuplatz. Iltisstraße. Margaretastraße. Rektor-Klein-Straße. Ossendorf.« Sie überlegte. »Am Takuplatz steigt er kurz aus. Das hat er bisher jedes Mal getan.«
    »Die Fahrer haben ihre festen Gewohnheiten. Genauso wie Türsteher.«
    »Er geht in diese Bäckerei und holt sich einen Kaffee im Pappbecher, richtig?«
    »Ja. Ein Ritual, sagt man so?«
    »Ein Ritual.« Sheila kaute auf ihrer Unterlippe. »Die Mitte eines langen Arbeitstages. Ein warmes Getränk, um bei Kräften zu bleiben. Die ersten, unbedachten Schlucke. Ich denke, ich habe die Lösung.«
    »Wofür?«, fragte Luzius.
    »Wir müssen geschickt sein. Das ist alles.«

8. Dezember
    Raupachs Morgenbesprechung fand im Archiv statt. Er hatte zusätzliche Stühle für Heide und Paul geholt. Höttges war im Einsatz. Als alle bereit waren, fing er an.
    »Das Apollo in der Severinstraße ist vollständig ausgebrannt. Es geschah nach der Spätvorstellung, gegen 0 Uhr 30 Kino drei, im Untergeschoss.«
    »Welcher Film lief?«, fragte Photini.
    » Broken Wings. Niemand wurde verletzt. Die Zuschauer konnten den Vorführungsraum noch rechtzeitig verlassen.« Raupach breitete einen Grundriss des Kinos über die Notizettel auf seinem Schreibtisch und wies auf den Sitz, wo der Brand nach Angabe der Feuerwehr gelegt worden war. Heides Quellen waren nach wie vor zuverlässig. »Als die Leute ins Foyer kamen, hatte gerade ein anderer Film aufgehört. Die Kassiererinnen hatten schon Feierabend gemacht, nur der Getränkeverkäufer harrte aus. Bis Woytas eintraf, waren die meisten Besucher schon verschwunden.«
    »Und der Brandstifter konnte fliehen.« Paul hieb seine Faust in die offene Handfläche. »Was sagen wir den Leuten in solchen Fällen? Stellt die Personalien fest!«
    »Leicht gesagt bei einem Brand«, warf Heide ein. »Alles rennet, rettet, flüchtet.«
    »Womit wir bei der Glocke wären«, sagte Photini. »Er hat wieder etwas hinterlassen. In einem Metallanhänger neben dem Notausgang, einer so genannten SOS-Kapsel. Man kann sie um den Hals tragen. Wasserdicht und extrem hitzebeständig.« Sie zeigte ein Foto eines solchen Gegenstands.
    »Lass hören«, sagte Heide.
    »Du kennst die Strophe schon. Ich hab sie euch gestern vorgelesen.« Photini genoss ihren Seitenhieb. Dann hielt sie ihre Kopie des Gedichts hoch. Paul hatte den Wortlaut dieser dritten anonymen Nachricht in Erfahrung gebracht. Wie sich zeigen sollte, wäre das gar nicht nötig gewesen, weil die ganze Stadt sie bereits aus der Zeitung kannte. Laut las Photini vor.
    Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde
    Vertrauen wir der Hände Tat,
    Vertraut der Sämann seine Saat
    Und hofft, daß sie entkeimen werde
    Zum Segen, nach des Himmels Rat.
    »Sonst noch etwas?«, fragte Heide. »Irgendein Zusatz wie beim ersten Brief?«
    »Kein Zusatz«, erwiderte Photini.
    »Dann bleibt uns nur der Fingerabdruck auf der SOS-Kapsel«, sagte Heide. Photini schaute sie überrascht an. »Ich habe die Datei vor einer Viertelstunde von der Spurensicherung erhalten. Sie bringt uns aber momentan nicht weiter, weil die Fingerabdrücke unseres Mannes nicht in der Kartei sind.« Heide seufzte in sich hinein. »Das müsste alles sein.«
    »Nicht ganz. Ihr könnt die neue Strophe komplett im Stadt-Anzeiger nachlesen.« Raupach legte eine Klarsichthülle mit dem Zeitungsausschnitt auf den Tisch. »Aus gut informierten Kreisen, steht daneben.«
    »Das ging ja schnell.« Heide studierte den Artikel.
    »Blitzschnell. Die Zeitung hat übrigens alle Briefe veröffentlicht, auch den zweiten, in voller Länge. Zusammen mit den Fotos von dem verwüsteten Kino ergibt das den Aufreger des Tages. Wahrscheinlich klinken sich jetzt auch die überregionalen Medien ein.«
    »Die undichte Stelle …«, fing Heide an.
    »Sind ausnahmsweise nicht wir«, vollendete Raupach. »Ich würde zu gern wissen, wer unseren Ball aufgenommen hat.«
    »Woytas selbst?«, mutmaßte Photini.
    »Unwahrscheinlich«, sagte Heide. »Bislang ging er verdeckt vor. Nach diesem Artikel«, sie hielt den Zeitungsausschnitt hoch, »nimmt der öffentliche Druck gewaltig zu. Woytas hat sich auf Aalund eingeschossen. Wahrscheinlich wird er eine Großfahndung nach ihm ausschreiben. Der Staatsanwalt steht hinter ihm. Aalund könnte der Täter sein, oder zumindest ein wichtiger Zeuge.«
    »Vermutet Woytas immer noch einen terroristischen Hintergrund?«, wollte Photini wissen.
    »Jetzt erst recht.« Heide kippte ihren Stuhl gegen die Wand und stützte

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